Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Betrachtung.
ausgelöscht wird, in helle Flammen auflodert, die
sich schnell ausbreiten, und alles verwüsten: eben so
kann auch die Uebertretung eines einzigen Gebots
euch auf immer die Ruhe des Herzens, den Trost
im Leiden, und die Freudigkeit im Tode rauben.
Der Gedanke an Gottes Oberherrschaft und an die
Wohlthätigkeit seiner Gesetze muß euch stets bele-
ben, und euch zur willigen Vollbringung eurer
Pflicht stärken. Weder Menschenfurcht noch Men-
schengefälligkeit, weder Ehre noch Schmach, weder
Gewinn noch Verlust müssen euch verleiten, Got-
tes Gebote in irgend einem Falle zu übertreten.
Macht es nicht wie Sklaven, die nur das thun, was
sie thun müssen, und noch darzu mit Murren und
Widersetzlichkeit; die ihre Pflicht gern nicht thäten,
wenn sie dieselbe ohne Gefahr unterlassen, und keine
Strafe befürchten dürften. Gehorchet Gott, weil
ihr seine Wohlthaten zu schätzen wisset, weil ihr ihn
über alles liebt, und weil ihr euch gern dankbar be-
weisen möchtet. Vergelten könnt ihr ihm ja ohne-
dem nichts; nun so beweiset wenigstens durch willige
Folgsamkeit eure Dankbegierde, damit ihr immer
sagen könnt: Jch wandle fröhlich, denn ich halte
deine Befehle.
*)

Kommt ihr übrigens in solche Fälle, wo es euch
Mühe, Aufopferung und Anstrengung kostet, Gott

zu
*) Ps. 119, 45.

XI. Betrachtung.
ausgelöſcht wird, in helle Flammen auflodert, die
ſich ſchnell ausbreiten, und alles verwüſten: eben ſo
kann auch die Uebertretung eines einzigen Gebots
euch auf immer die Ruhe des Herzens, den Troſt
im Leiden, und die Freudigkeit im Tode rauben.
Der Gedanke an Gottes Oberherrſchaft und an die
Wohlthätigkeit ſeiner Geſetze muß euch ſtets bele-
ben, und euch zur willigen Vollbringung eurer
Pflicht ſtärken. Weder Menſchenfurcht noch Men-
ſchengefälligkeit, weder Ehre noch Schmach, weder
Gewinn noch Verluſt müſſen euch verleiten, Got-
tes Gebote in irgend einem Falle zu übertreten.
Macht es nicht wie Sklaven, die nur das thun, was
ſie thun müſſen, und noch darzu mit Murren und
Widerſetzlichkeit; die ihre Pflicht gern nicht thäten,
wenn ſie dieſelbe ohne Gefahr unterlaſſen, und keine
Strafe befürchten dürften. Gehorchet Gott, weil
ihr ſeine Wohlthaten zu ſchätzen wiſſet, weil ihr ihn
über alles liebt, und weil ihr euch gern dankbar be-
weiſen möchtet. Vergelten könnt ihr ihm ja ohne-
dem nichts; nun ſo beweiſet wenigſtens durch willige
Folgſamkeit eure Dankbegierde, damit ihr immer
ſagen könnt: Jch wandle fröhlich, denn ich halte
deine Befehle.
*)

Kommt ihr übrigens in ſolche Fälle, wo es euch
Mühe, Aufopferung und Anſtrengung koſtet, Gott

zu
*) Pſ. 119, 45.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0094" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
ausgelö&#x017F;cht wird, in helle Flammen auflodert, die<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chnell ausbreiten, und alles verwü&#x017F;ten: eben &#x017F;o<lb/>
kann auch die Uebertretung eines einzigen Gebots<lb/>
euch auf immer die Ruhe des Herzens, den Tro&#x017F;t<lb/>
im Leiden, und die Freudigkeit im Tode rauben.<lb/>
Der Gedanke an Gottes Oberherr&#x017F;chaft und an die<lb/>
Wohlthätigkeit &#x017F;einer Ge&#x017F;etze muß euch &#x017F;tets bele-<lb/>
ben, und euch zur willigen Vollbringung eurer<lb/>
Pflicht &#x017F;tärken. Weder Men&#x017F;chenfurcht noch Men-<lb/>
&#x017F;chengefälligkeit, weder Ehre noch Schmach, weder<lb/>
Gewinn noch Verlu&#x017F;t mü&#x017F;&#x017F;en euch verleiten, Got-<lb/>
tes Gebote in irgend einem Falle zu übertreten.<lb/>
Macht es nicht wie Sklaven, die nur das thun, was<lb/>
&#x017F;ie thun mü&#x017F;&#x017F;en, und noch darzu mit Murren und<lb/>
Wider&#x017F;etzlichkeit; die ihre Pflicht gern nicht thäten,<lb/>
wenn &#x017F;ie die&#x017F;elbe ohne Gefahr unterla&#x017F;&#x017F;en, und keine<lb/>
Strafe befürchten dürften. Gehorchet Gott, weil<lb/>
ihr &#x017F;eine Wohlthaten zu &#x017F;chätzen wi&#x017F;&#x017F;et, weil ihr ihn<lb/>
über alles liebt, und weil ihr euch gern dankbar be-<lb/>
wei&#x017F;en möchtet. Vergelten könnt ihr ihm ja ohne-<lb/>
dem nichts; nun &#x017F;o bewei&#x017F;et wenig&#x017F;tens durch willige<lb/>
Folg&#x017F;amkeit eure Dankbegierde, damit ihr immer<lb/>
&#x017F;agen könnt: <hi rendition="#fr">Jch wandle fröhlich, denn ich halte<lb/>
deine Befehle.</hi><note place="foot" n="*)">P&#x017F;. 119, 45.</note></p><lb/>
          <p>Kommt ihr übrigens in &#x017F;olche Fälle, wo es euch<lb/>
Mühe, Aufopferung und An&#x017F;trengung ko&#x017F;tet, Gott<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0094] XI. Betrachtung. ausgelöſcht wird, in helle Flammen auflodert, die ſich ſchnell ausbreiten, und alles verwüſten: eben ſo kann auch die Uebertretung eines einzigen Gebots euch auf immer die Ruhe des Herzens, den Troſt im Leiden, und die Freudigkeit im Tode rauben. Der Gedanke an Gottes Oberherrſchaft und an die Wohlthätigkeit ſeiner Geſetze muß euch ſtets bele- ben, und euch zur willigen Vollbringung eurer Pflicht ſtärken. Weder Menſchenfurcht noch Men- ſchengefälligkeit, weder Ehre noch Schmach, weder Gewinn noch Verluſt müſſen euch verleiten, Got- tes Gebote in irgend einem Falle zu übertreten. Macht es nicht wie Sklaven, die nur das thun, was ſie thun müſſen, und noch darzu mit Murren und Widerſetzlichkeit; die ihre Pflicht gern nicht thäten, wenn ſie dieſelbe ohne Gefahr unterlaſſen, und keine Strafe befürchten dürften. Gehorchet Gott, weil ihr ſeine Wohlthaten zu ſchätzen wiſſet, weil ihr ihn über alles liebt, und weil ihr euch gern dankbar be- weiſen möchtet. Vergelten könnt ihr ihm ja ohne- dem nichts; nun ſo beweiſet wenigſtens durch willige Folgſamkeit eure Dankbegierde, damit ihr immer ſagen könnt: Jch wandle fröhlich, denn ich halte deine Befehle. *) Kommt ihr übrigens in ſolche Fälle, wo es euch Mühe, Aufopferung und Anſtrengung koſtet, Gott zu *) Pſ. 119, 45.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/94
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/94>, abgerufen am 16.07.2024.