Will ich dich fürchten, lieben, ehren, So lang' in mir das Herz sich regt, Und wenn dasselb' auch nicht mehr schlägt, So soll doch noch die Liebe währen!
Zehnte Betrachtung. Jesu tiefe Ehrfurcht gegen Gott.
1. Petr. 2, 17. Fürchtet Gott.
Obgleich Jesus Christus der erhabene Sohn Got- tes war, und ob wir ihn gleich eben so ehren müssen, wie wir den Vater verehren;*) so war er doch während seines ganzen Lebens auf Erden von der tiefsten Ehrfurcht gegen Gott durchdrungen. Er kannte gewiß die Größe Gottes am besten, und Nie- mand hatte so erhabene und richtige Vorstellungen von diesem höchsten Wesen, als er. Denn Niemand hat Gott gesehen, der eingebohrne Sohn, der in des Vaters Schoos ist, der hat es uns verkündiget,**) das heist: Niemand hatte eine so genaue, deutliche Kenntniß von Gott, als der Sohn, der gleiche Wür- de und Ehre mit ihm theilt, der hat uns diese Er- kenntniß verschaft. Schon hieraus sieht man, daß Jesus einer größern Ehrfurcht gegen Gott fähig war, da er die vollständigste Kenntniß von ihm hatte. Vom
Gefühl
*) Joh. 5, 23.
**) Joh. 1, 18.
X. Betrachtung.
Will ich dich fürchten, lieben, ehren, So lang’ in mir das Herz ſich regt, Und wenn daſſelb’ auch nicht mehr ſchlägt, So ſoll doch noch die Liebe währen!
Zehnte Betrachtung. Jeſu tiefe Ehrfurcht gegen Gott.
1. Petr. 2, 17. Fürchtet Gott.
Obgleich Jeſus Chriſtus der erhabene Sohn Got- tes war, und ob wir ihn gleich eben ſo ehren müſſen, wie wir den Vater verehren;*) ſo war er doch während ſeines ganzen Lebens auf Erden von der tiefſten Ehrfurcht gegen Gott durchdrungen. Er kannte gewiß die Größe Gottes am beſten, und Nie- mand hatte ſo erhabene und richtige Vorſtellungen von dieſem höchſten Weſen, als er. Denn Niemand hat Gott geſehen, der eingebohrne Sohn, der in des Vaters Schoos iſt, der hat es uns verkündiget,**) das heiſt: Niemand hatte eine ſo genaue, deutliche Kenntniß von Gott, als der Sohn, der gleiche Wür- de und Ehre mit ihm theilt, der hat uns dieſe Er- kenntniß verſchaft. Schon hieraus ſieht man, daß Jeſus einer größern Ehrfurcht gegen Gott fähig war, da er die vollſtändigſte Kenntniß von ihm hatte. Vom
Gefühl
*) Joh. 5, 23.
**) Joh. 1, 18.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0082"n="56"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">X.</hi> Betrachtung.</fw><lb/><lgtype="poem"><l>Will ich dich fürchten, lieben, ehren,</l><lb/><l>So lang’ in mir das Herz ſich regt,</l><lb/><l>Und wenn daſſelb’ auch nicht mehr ſchlägt,</l><lb/><l>So ſoll doch noch die Liebe währen!</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Zehnte Betrachtung.<lb/>
Jeſu tiefe Ehrfurcht gegen Gott.</head><lb/><p><hirendition="#c">1. Petr. 2, 17. Fürchtet Gott.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">O</hi>bgleich Jeſus Chriſtus der erhabene Sohn Got-<lb/>
tes war, und ob wir ihn gleich eben ſo ehren<lb/>
müſſen, <hirendition="#fr">wie wir den Vater verehren;</hi><noteplace="foot"n="*)">Joh. 5, 23.</note>ſo war<lb/>
er doch während ſeines ganzen Lebens auf Erden von<lb/>
der tiefſten Ehrfurcht gegen Gott durchdrungen. Er<lb/>
kannte gewiß die Größe Gottes am beſten, und Nie-<lb/>
mand hatte ſo erhabene und richtige Vorſtellungen<lb/>
von dieſem höchſten Weſen, als er. <hirendition="#fr">Denn Niemand<lb/>
hat Gott geſehen, der eingebohrne Sohn, der in des<lb/>
Vaters Schoos iſt, der hat es uns verkündiget,</hi><noteplace="foot"n="**)">Joh. 1, 18.</note><lb/>
das heiſt: Niemand hatte eine ſo genaue, deutliche<lb/>
Kenntniß von Gott, als der Sohn, der gleiche Wür-<lb/>
de und Ehre mit ihm theilt, der hat uns dieſe Er-<lb/>
kenntniß verſchaft. Schon hieraus ſieht man, daß<lb/>
Jeſus einer größern Ehrfurcht gegen Gott fähig war,<lb/>
da er die vollſtändigſte Kenntniß von ihm hatte. Vom<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gefühl</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[56/0082]
X. Betrachtung.
Will ich dich fürchten, lieben, ehren,
So lang’ in mir das Herz ſich regt,
Und wenn daſſelb’ auch nicht mehr ſchlägt,
So ſoll doch noch die Liebe währen!
Zehnte Betrachtung.
Jeſu tiefe Ehrfurcht gegen Gott.
1. Petr. 2, 17. Fürchtet Gott.
Obgleich Jeſus Chriſtus der erhabene Sohn Got-
tes war, und ob wir ihn gleich eben ſo ehren
müſſen, wie wir den Vater verehren; *) ſo war
er doch während ſeines ganzen Lebens auf Erden von
der tiefſten Ehrfurcht gegen Gott durchdrungen. Er
kannte gewiß die Größe Gottes am beſten, und Nie-
mand hatte ſo erhabene und richtige Vorſtellungen
von dieſem höchſten Weſen, als er. Denn Niemand
hat Gott geſehen, der eingebohrne Sohn, der in des
Vaters Schoos iſt, der hat es uns verkündiget, **)
das heiſt: Niemand hatte eine ſo genaue, deutliche
Kenntniß von Gott, als der Sohn, der gleiche Wür-
de und Ehre mit ihm theilt, der hat uns dieſe Er-
kenntniß verſchaft. Schon hieraus ſieht man, daß
Jeſus einer größern Ehrfurcht gegen Gott fähig war,
da er die vollſtändigſte Kenntniß von ihm hatte. Vom
Gefühl
*) Joh. 5, 23.
**) Joh. 1, 18.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/82>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.