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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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IX. Betrachtung.
Dein Herz, dem Vater ganz geweiht,
War jeder Tugend Tempel.
Du, seines Wesens Ebenbild,
Warst in der Niedrigkeit erfüllt
Mit Weisheit, Macht und Güte.


Neunte Betrachtung.
Jesu herzliche Liebe zu Gott.

Matth. 22, 37.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her-
zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.

Wenn man über das Verhalten Jesu gegen Gott
und Menschen nachdenkt: so ist es schwer zu
entscheiden, ob man mehr seine Menschenliebe, oder
die Liebe zu seinem himmlischen Vater bewundern
soll. Von diesen beyden Seiten erscheint sein Cha-
rakter im schönsten Glanze. Herrlich und reizend
ist das Muster seiner Liebe, die er gegen Gott hegte,
welche die Triebfeder aller seiner Handlungen und
die lautre Quelle aller seiner übrigen Tugenden war.
Denn er kannte das Herz seines himmlischen Vaters
so gut, war so vertraut mit ihm, empfand auch sein
eignes Glück als Gottes lieber Sohn so völlig, daß
es nicht anders seyn konnte, es mußte ihn die zärt-
lichste Liebe an seinen Vater binden. Von dieser

Liebe
D
IX. Betrachtung.
Dein Herz, dem Vater ganz geweiht,
War jeder Tugend Tempel.
Du, ſeines Weſens Ebenbild,
Warſt in der Niedrigkeit erfüllt
Mit Weisheit, Macht und Güte.


Neunte Betrachtung.
Jeſu herzliche Liebe zu Gott.

Matth. 22, 37.

Du ſollſt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her-
zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.

Wenn man über das Verhalten Jeſu gegen Gott
und Menſchen nachdenkt: ſo iſt es ſchwer zu
entſcheiden, ob man mehr ſeine Menſchenliebe, oder
die Liebe zu ſeinem himmliſchen Vater bewundern
ſoll. Von dieſen beyden Seiten erſcheint ſein Cha-
rakter im ſchönſten Glanze. Herrlich und reizend
iſt das Muſter ſeiner Liebe, die er gegen Gott hegte,
welche die Triebfeder aller ſeiner Handlungen und
die lautre Quelle aller ſeiner übrigen Tugenden war.
Denn er kannte das Herz ſeines himmliſchen Vaters
ſo gut, war ſo vertraut mit ihm, empfand auch ſein
eignes Glück als Gottes lieber Sohn ſo völlig, daß
es nicht anders ſeyn konnte, es mußte ihn die zärt-
lichſte Liebe an ſeinen Vater binden. Von dieſer

Liebe
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[49/0075] IX. Betrachtung. Dein Herz, dem Vater ganz geweiht, War jeder Tugend Tempel. Du, ſeines Weſens Ebenbild, Warſt in der Niedrigkeit erfüllt Mit Weisheit, Macht und Güte. Neunte Betrachtung. Jeſu herzliche Liebe zu Gott. Matth. 22, 37. Du ſollſt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her- zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe. Wenn man über das Verhalten Jeſu gegen Gott und Menſchen nachdenkt: ſo iſt es ſchwer zu entſcheiden, ob man mehr ſeine Menſchenliebe, oder die Liebe zu ſeinem himmliſchen Vater bewundern ſoll. Von dieſen beyden Seiten erſcheint ſein Cha- rakter im ſchönſten Glanze. Herrlich und reizend iſt das Muſter ſeiner Liebe, die er gegen Gott hegte, welche die Triebfeder aller ſeiner Handlungen und die lautre Quelle aller ſeiner übrigen Tugenden war. Denn er kannte das Herz ſeines himmliſchen Vaters ſo gut, war ſo vertraut mit ihm, empfand auch ſein eignes Glück als Gottes lieber Sohn ſo völlig, daß es nicht anders ſeyn konnte, es mußte ihn die zärt- lichſte Liebe an ſeinen Vater binden. Von dieſer Liebe D

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/75>, abgerufen am 22.11.2024.