Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.VIII. Betrachtung. seines ganzen Thuns und Lassens. Frömmigkeitmachte sein ganzes Leben zu einem immerwährenden Gottesdienste; sie heiligte alle seine Unternehmun- gen, sie veredelte alle seine Geschäfte, sie erhöhte alle seine Leiden, sie machte, daß er immer heiter, froh und zufrieden leben konnte, sie hörte nicht auf mit ihrer ganzen Kraft zu wirken, bis er sagen konn- te: Es ist vollbracht! Siehe also hier, mein Christ, das Bild ächter liche
VIII. Betrachtung. ſeines ganzen Thuns und Laſſens. Frömmigkeitmachte ſein ganzes Leben zu einem immerwährenden Gottesdienſte; ſie heiligte alle ſeine Unternehmun- gen, ſie veredelte alle ſeine Geſchäfte, ſie erhöhte alle ſeine Leiden, ſie machte, daß er immer heiter, froh und zufrieden leben konnte, ſie hörte nicht auf mit ihrer ganzen Kraft zu wirken, bis er ſagen konn- te: Es iſt vollbracht! Siehe alſo hier, mein Chriſt, das Bild ächter liche
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VIII. Betrachtung.
ſeines ganzen Thuns und Laſſens. Frömmigkeit
machte ſein ganzes Leben zu einem immerwährenden
Gottesdienſte; ſie heiligte alle ſeine Unternehmun-
gen, ſie veredelte alle ſeine Geſchäfte, ſie erhöhte
alle ſeine Leiden, ſie machte, daß er immer heiter,
froh und zufrieden leben konnte, ſie hörte nicht auf
mit ihrer ganzen Kraft zu wirken, bis er ſagen konn-
te: Es iſt vollbracht!
Siehe alſo hier, mein Chriſt, das Bild ächter
chriſtlicher Frömmigkeit; nimm und betrachte es oft
mit ſtillem Geiſte, laß dies Vorbild deiner Seele
ſtets gegenwärtig ſeyn, und ahme es nach. Halte
dich nicht für fromm, wenn du etwa deine Morgen-
und Abendandachten regelmäßig abwarteſt, wenn du
an Sonn- und Feſttagen dem öffentlichen Gottes-
dienſte beywohneſt, oder wenn du bisweilen gewiſſe
Bußübungen anſtelleſt, und das Abendmal Jeſu fey-
erſt, oder wenn du auch an manchen Tagen gewiſ-
ſen Vergnügungen entſageſt, und etwa eingezogener
lebſt, als ſonſt. Bilde dir nicht ein, daß du fromm
ſeyſt, weil du etwa grobe Laſter meideſt, und eine
äußerliche Ehrbarkeit beobachteſt. Denn ob es
gleich rühmlich iſt, ſchändliche Thaten zu unterlaſſen,
ſo iſt es doch noch rühmlicher, die entgegengeſetzten
guten Werke auszuüben. Wenn gleich die äußer-
liche Ehrbarkeit ihren Werth hat, ſo machen doch
die guten Geſinnungen und Handlungen die eigent-
liche
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