Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.V. Betrachtung. Geist und die Sinnesart Jesu, so sind wir seine äch-ten Schüler. Aber rühme dich nicht, mein christli- cher Freund, ein Verehrer Jesu zu seyn, tröste dich nicht seiner Wohlthaten und seines Verdienstes, so lange noch deine Denkungsart und deine Urtheile sei- nen schönen Gesinnungen widersprechen. Denn nicht alle, die Jesum mit dem Munde bekennen, die seine Lehre annehmen, und ihm einige äußere Ehren- bezeugungen erweisen, sind seine ächten Verehrer; sondern nur die können den ehrwürdigen Namen seiner Schüler behaupten, die eben so gesinnt sind, und eben so wandeln, wie er. Noch stärker aber ist die Aufmunterung zur wenn *) 1. Cor. 15, 49.
V. Betrachtung. Geiſt und die Sinnesart Jeſu, ſo ſind wir ſeine äch-ten Schüler. Aber rühme dich nicht, mein chriſtli- cher Freund, ein Verehrer Jeſu zu ſeyn, tröſte dich nicht ſeiner Wohlthaten und ſeines Verdienſtes, ſo lange noch deine Denkungsart und deine Urtheile ſei- nen ſchönen Geſinnungen widerſprechen. Denn nicht alle, die Jeſum mit dem Munde bekennen, die ſeine Lehre annehmen, und ihm einige äußere Ehren- bezeugungen erweiſen, ſind ſeine ächten Verehrer; ſondern nur die können den ehrwürdigen Namen ſeiner Schüler behaupten, die eben ſo geſinnt ſind, und eben ſo wandeln, wie er. Noch ſtärker aber iſt die Aufmunterung zur wenn *) 1. Cor. 15, 49.
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V. Betrachtung.
Geiſt und die Sinnesart Jeſu, ſo ſind wir ſeine äch-
ten Schüler. Aber rühme dich nicht, mein chriſtli-
cher Freund, ein Verehrer Jeſu zu ſeyn, tröſte dich
nicht ſeiner Wohlthaten und ſeines Verdienſtes, ſo
lange noch deine Denkungsart und deine Urtheile ſei-
nen ſchönen Geſinnungen widerſprechen. Denn
nicht alle, die Jeſum mit dem Munde bekennen, die
ſeine Lehre annehmen, und ihm einige äußere Ehren-
bezeugungen erweiſen, ſind ſeine ächten Verehrer;
ſondern nur die können den ehrwürdigen Namen ſeiner
Schüler behaupten, die eben ſo geſinnt ſind, und eben
ſo wandeln, wie er.
Noch ſtärker aber iſt die Aufmunterung zur
Nachahmung Jeſu, welche in der erfreulichen Hof-
nung liegt, nach der wir Jeſu dereinſt in dem
Maaße ſollen ähnlich werden, in dem wir es hier
geweſen ſind. Denn als Chriſten haben wir die an-
genehme Ausſicht, daß wir nach dem Tode zu Chri-
ſto, unſerm Haupt und Heilande kommen ſollen, um
an ſeiner Herrlichkeit Antheil zu nehmen. Wie wir
getragen haben das Bild des Jrdiſchen, ſo ſollen wir
auch tragen das Bild des Himmliſchen. *) Ohn-
möglich können wir aber dereinſt ſeinen Umgang ge-
nieſſen, und mit ihm Gemeinſchaft haben, wenn un-
ſere Sinnesart der ſeinigen widerſpricht. Ohnmög-
lich können wir an ſeiner Herrlichkeit Antheil nehmen,
wenn
*) 1. Cor. 15, 49.
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