sondern Jesu leben sollen. Wenn wir nun alle die- se Aufforderungen hören, können wir da noch einen Augenblick zweifeln, daß es unsere Pflicht sey, nach der Aehnlichkeit mit Jesu zu streben? Und würde es nicht sichtbarer Ungehorsam, würde es nicht unver- zeihlicher Undank seyn, wenn wir uns weigern woll- ten, in seine Fußtapfen zu treten?
Auch kann es nicht geleugnet werden, daß die Nachfolge Jesu das ächte und untrüglichste Kennzeichen eines Christen, eines wahren Ver- ehrers Jesu ist. Denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Nach eben den schönen Re- geln und Grundsätzen, wornach er lebte, müssen auch wir unser Thun und Lassen einrichten. Gott zu ver- herrlichen, und unsere Mitmenschen zu beglücken, muß stets unsre Hauptabsicht seyn, so wie sie die sei- nige war. Alle unsere Urtheile über Gott und Men- schen, über Laster und Tugend, über das Gegenwär- tige und Zukünftige, müssen mit seinen Aeußerungen über alle diese Dinge übereinstimmen. Was er hochschätzte, liebte und suchte, das müssen auch wir schätzen, lieben und suchen; was er gering achtete, haßte und vermied, das müssen auch wir gering ach- ten, hassen und vermeiden. Stimmen nun alle un- sere Grundsätze, Absichten und Urtheile mit den sei- nigen überein, streben wir wenigstens recht merklich nach dieser Uebereinstimmung: so belebt uns der
Geist
V. Betrachtung.
ſondern Jeſu leben ſollen. Wenn wir nun alle die- ſe Aufforderungen hören, können wir da noch einen Augenblick zweifeln, daß es unſere Pflicht ſey, nach der Aehnlichkeit mit Jeſu zu ſtreben? Und würde es nicht ſichtbarer Ungehorſam, würde es nicht unver- zeihlicher Undank ſeyn, wenn wir uns weigern woll- ten, in ſeine Fußtapfen zu treten?
Auch kann es nicht geleugnet werden, daß die Nachfolge Jeſu das ächte und untrüglichſte Kennzeichen eines Chriſten, eines wahren Ver- ehrers Jeſu iſt. Denn wer Chriſti Geiſt nicht hat, der iſt nicht ſein. Nach eben den ſchönen Re- geln und Grundſätzen, wornach er lebte, müſſen auch wir unſer Thun und Laſſen einrichten. Gott zu ver- herrlichen, und unſere Mitmenſchen zu beglücken, muß ſtets unſre Hauptabſicht ſeyn, ſo wie ſie die ſei- nige war. Alle unſere Urtheile über Gott und Men- ſchen, über Laſter und Tugend, über das Gegenwär- tige und Zukünftige, müſſen mit ſeinen Aeußerungen über alle dieſe Dinge übereinſtimmen. Was er hochſchätzte, liebte und ſuchte, das müſſen auch wir ſchätzen, lieben und ſuchen; was er gering achtete, haßte und vermied, das müſſen auch wir gering ach- ten, haſſen und vermeiden. Stimmen nun alle un- ſere Grundſätze, Abſichten und Urtheile mit den ſei- nigen überein, ſtreben wir wenigſtens recht merklich nach dieſer Uebereinſtimmung: ſo belebt uns der
Geiſt
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V. Betrachtung.
ſondern Jeſu leben ſollen. Wenn wir nun alle die-
ſe Aufforderungen hören, können wir da noch einen
Augenblick zweifeln, daß es unſere Pflicht ſey, nach
der Aehnlichkeit mit Jeſu zu ſtreben? Und würde es
nicht ſichtbarer Ungehorſam, würde es nicht unver-
zeihlicher Undank ſeyn, wenn wir uns weigern woll-
ten, in ſeine Fußtapfen zu treten?
Auch kann es nicht geleugnet werden, daß die
Nachfolge Jeſu das ächte und untrüglichſte
Kennzeichen eines Chriſten, eines wahren Ver-
ehrers Jeſu iſt. Denn wer Chriſti Geiſt nicht
hat, der iſt nicht ſein. Nach eben den ſchönen Re-
geln und Grundſätzen, wornach er lebte, müſſen auch
wir unſer Thun und Laſſen einrichten. Gott zu ver-
herrlichen, und unſere Mitmenſchen zu beglücken,
muß ſtets unſre Hauptabſicht ſeyn, ſo wie ſie die ſei-
nige war. Alle unſere Urtheile über Gott und Men-
ſchen, über Laſter und Tugend, über das Gegenwär-
tige und Zukünftige, müſſen mit ſeinen Aeußerungen
über alle dieſe Dinge übereinſtimmen. Was er
hochſchätzte, liebte und ſuchte, das müſſen auch wir
ſchätzen, lieben und ſuchen; was er gering achtete,
haßte und vermied, das müſſen auch wir gering ach-
ten, haſſen und vermeiden. Stimmen nun alle un-
ſere Grundſätze, Abſichten und Urtheile mit den ſei-
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nach dieſer Uebereinſtimmung: ſo belebt uns der
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/53>, abgerufen am 16.07.2024.
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