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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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V. Betrachtung.
Zeitlang, besonders in seinen drey letzten Lebensjah-
ren, unter allen Arten von Menschen lebte, der Welt
das schönste Muster der Tugend zu geben.
Hier
sollte er nicht blos durch seine göttliche Lehre die Men-
schen unterrichten; hier sollte er nicht nur durch sei-
nen Versöhnungstod ihnen Vergebung der Sünde
und das Glück einer seligen Ewigkeit erwerben, son-
dern er sollte ihnen auch ein solches Muster der Tu-
gend hinterlassen, wornach sie ihr Verhalten gegen
Gott, gegen ihre Mitmenschen und gegen sich selbst,
einrichten könnten. An seinem Exempel sollten die
Menschen lernen, daß es auch in einer verderbten
Welt und mitten unter bösen Beyspielen gar wohl
möglich sey, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.
An ihm sollten sie lernen, daß der Mensch, bey aller
seiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, dennoch un-
ter der Leitung des heiligen Geistes, einer großen Ver-
besserung fähig sey. Durch sein Beyspiel sollte der
Werth der Tugend, die aus dem Glauben an ihn und
sein Verdienst entspringt, ins hellste Licht gesetzt, und
die Liebe zu derselben in uns erweckt werden. Jesus
empfahl daher nicht nur selbst zu wiederholten malen
sein Beyspiel, sondern auch seine Schüler weisen bey
einer jeden Gelegenheit die Christen darauf hin. Er
selbst sagt: Lernet von mir, ich bin sanftmüthig, und
von Herzen demüthig.
*) Ein Beyspiel habe ich

euch
*) Matth. 11, 29.

V. Betrachtung.
Zeitlang, beſonders in ſeinen drey letzten Lebensjah-
ren, unter allen Arten von Menſchen lebte, der Welt
das ſchönſte Muſter der Tugend zu geben.
Hier
ſollte er nicht blos durch ſeine göttliche Lehre die Men-
ſchen unterrichten; hier ſollte er nicht nur durch ſei-
nen Verſöhnungstod ihnen Vergebung der Sünde
und das Glück einer ſeligen Ewigkeit erwerben, ſon-
dern er ſollte ihnen auch ein ſolches Muſter der Tu-
gend hinterlaſſen, wornach ſie ihr Verhalten gegen
Gott, gegen ihre Mitmenſchen und gegen ſich ſelbſt,
einrichten könnten. An ſeinem Exempel ſollten die
Menſchen lernen, daß es auch in einer verderbten
Welt und mitten unter böſen Beyſpielen gar wohl
möglich ſey, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.
An ihm ſollten ſie lernen, daß der Menſch, bey aller
ſeiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, dennoch un-
ter der Leitung des heiligen Geiſtes, einer großen Ver-
beſſerung fähig ſey. Durch ſein Beyſpiel ſollte der
Werth der Tugend, die aus dem Glauben an ihn und
ſein Verdienſt entſpringt, ins hellſte Licht geſetzt, und
die Liebe zu derſelben in uns erweckt werden. Jeſus
empfahl daher nicht nur ſelbſt zu wiederholten malen
ſein Beyſpiel, ſondern auch ſeine Schüler weiſen bey
einer jeden Gelegenheit die Chriſten darauf hin. Er
ſelbſt ſagt: Lernet von mir, ich bin ſanftmüthig, und
von Herzen demüthig.
*) Ein Beyſpiel habe ich

euch
*) Matth. 11, 29.
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[25/0051] V. Betrachtung. Zeitlang, beſonders in ſeinen drey letzten Lebensjah- ren, unter allen Arten von Menſchen lebte, der Welt das ſchönſte Muſter der Tugend zu geben. Hier ſollte er nicht blos durch ſeine göttliche Lehre die Men- ſchen unterrichten; hier ſollte er nicht nur durch ſei- nen Verſöhnungstod ihnen Vergebung der Sünde und das Glück einer ſeligen Ewigkeit erwerben, ſon- dern er ſollte ihnen auch ein ſolches Muſter der Tu- gend hinterlaſſen, wornach ſie ihr Verhalten gegen Gott, gegen ihre Mitmenſchen und gegen ſich ſelbſt, einrichten könnten. An ſeinem Exempel ſollten die Menſchen lernen, daß es auch in einer verderbten Welt und mitten unter böſen Beyſpielen gar wohl möglich ſey, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. An ihm ſollten ſie lernen, daß der Menſch, bey aller ſeiner Schwachheit und Fehlerhaftigkeit, dennoch un- ter der Leitung des heiligen Geiſtes, einer großen Ver- beſſerung fähig ſey. Durch ſein Beyſpiel ſollte der Werth der Tugend, die aus dem Glauben an ihn und ſein Verdienſt entſpringt, ins hellſte Licht geſetzt, und die Liebe zu derſelben in uns erweckt werden. Jeſus empfahl daher nicht nur ſelbſt zu wiederholten malen ſein Beyſpiel, ſondern auch ſeine Schüler weiſen bey einer jeden Gelegenheit die Chriſten darauf hin. Er ſelbſt ſagt: Lernet von mir, ich bin ſanftmüthig, und von Herzen demüthig. *) Ein Beyſpiel habe ich euch *) Matth. 11, 29.

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/51>, abgerufen am 22.11.2024.