Laß sanft sie dir im Schooße ruhn, Dir folgen, deinen Willen thun.
Daß wir in ihnen Christen sehen, Die freudig deine Wege gehen, Und Bürger, einst voll Lust und Muth Zu thun, was edel ist und gut.
Einundsechszigste Betrachtung. Jesu weise und liebreiche Art, mit welcher er seine Schüler stufenweise auf sein Leiden vorbereitete.
Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit.
Als der Erlöser sein öffentliches Lehramt antrat, glaubte wohl Niemand, daß er seine irdische Laufbahn so früh endigen würde, als es wirklich ge- schahe. Denn er war damals erst dreyßig Jahr, folglich noch in der besten Blühte seines Lebens. Sein Körper war nie durch Krankheit geschwächt worden, und bey allen seinen Geschäften fühlte er sei- ne Gesundheit gestärkt durch den heitern frohen Muth, der ihn stets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald nach dem Antritte seines Lehramts zu erkennen, daß ihm ein gewaltsamer Tod bevorstünde, wozu gleich- wohl damals noch gar kein Anschein vorhanden war, weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von
dem
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LXI. Betrachtung.
Laß ſanft ſie dir im Schooße ruhn, Dir folgen, deinen Willen thun.
Daß wir in ihnen Chriſten ſehen, Die freudig deine Wege gehen, Und Bürger, einſt voll Luſt und Muth Zu thun, was edel iſt und gut.
Einundſechszigſte Betrachtung. Jeſu weiſe und liebreiche Art, mit welcher er ſeine Schüler ſtufenweiſe auf ſein Leiden vorbereitete.
Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit.
Als der Erlöſer ſein öffentliches Lehramt antrat, glaubte wohl Niemand, daß er ſeine irdiſche Laufbahn ſo früh endigen würde, als es wirklich ge- ſchahe. Denn er war damals erſt dreyßig Jahr, folglich noch in der beſten Blühte ſeines Lebens. Sein Körper war nie durch Krankheit geſchwächt worden, und bey allen ſeinen Geſchäften fühlte er ſei- ne Geſundheit geſtärkt durch den heitern frohen Muth, der ihn ſtets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald nach dem Antritte ſeines Lehramts zu erkennen, daß ihm ein gewaltſamer Tod bevorſtünde, wozu gleich- wohl damals noch gar kein Anſchein vorhanden war, weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von
dem
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LXI. Betrachtung.
Laß ſanft ſie dir im Schooße ruhn,
Dir folgen, deinen Willen thun.
Daß wir in ihnen Chriſten ſehen,
Die freudig deine Wege gehen,
Und Bürger, einſt voll Luſt und Muth
Zu thun, was edel iſt und gut.
Einundſechszigſte Betrachtung.
Jeſu weiſe und liebreiche Art, mit welcher er
ſeine Schüler ſtufenweiſe auf ſein Leiden
vorbereitete.
Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit.
Als der Erlöſer ſein öffentliches Lehramt antrat,
glaubte wohl Niemand, daß er ſeine irdiſche
Laufbahn ſo früh endigen würde, als es wirklich ge-
ſchahe. Denn er war damals erſt dreyßig Jahr,
folglich noch in der beſten Blühte ſeines Lebens.
Sein Körper war nie durch Krankheit geſchwächt
worden, und bey allen ſeinen Geſchäften fühlte er ſei-
ne Geſundheit geſtärkt durch den heitern frohen Muth,
der ihn ſtets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald
nach dem Antritte ſeines Lehramts zu erkennen, daß
ihm ein gewaltſamer Tod bevorſtünde, wozu gleich-
wohl damals noch gar kein Anſchein vorhanden war,
weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/429>, abgerufen am 16.07.2024.
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