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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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LX. Betrachtung.
ich nichts reden und nichts thun, was schädliche Ein-
drücke auf ihr noch weiches, unverdorbenes Herz ma-
chen könnte. Schenkt mir Gott selber Kinder, so
will ich sie als ein kostbares Geschenk seiner Güte an-
nehmen; die zärtliche Liebe, die er mir fur sie einge-
flößt hat, soll mich antreiben, ihnen alles zu seyn
und zu leisten, was ich ihnen seyn und leisten soll. Jh-
re Erziehung und Bildung soll mir ein angenehmes
und wichtiges Geschäfte seyn. Jhnen will ich meine
ganze Aufmerksamkeit widmen, und dieser Pflicht
will ich gerne jede Bequemlichkeit, jedes Vergnügen
aufopfern. Bey Zeiten will ich sie mit Jesu und
seiner vortreflichen Lehre bekannt machen; bey Zeiten
sollen sie den göttlichen Freund kennen lernen, der sie
so herzlich liebt, und ihnen den Segen seines Reichs
zugedacht hat. Mit Liebe und Sanftmuth will ich
sie behandeln, und so ihre Herzen zu gewinnen su-
chen, daß sie mir gerne folgen, und sich willig lei-
ten lassen. Gefällt es dir, mein Gott, mir mein
Leben zu fristen, und an ihnen Freude erleben zu las-
sen; so will ich dich für dieses größte Glück der Er-
de demüthig preisen. Willst du mich aber frühzei-
tig aus der Welt abrufen, ehe noch ihre Erziehung
vollendet ist: so will ich sie mit vertrauungsvollem
Herzen deiner Aufsicht und Fürsorge empfehlen, und
für ihr Heil und Wohlergehen zu dir beten. Du
wirst meine Wünsche und Segnungen nicht uner-

füllt
C c

LX. Betrachtung.
ich nichts reden und nichts thun, was ſchädliche Ein-
drücke auf ihr noch weiches, unverdorbenes Herz ma-
chen könnte. Schenkt mir Gott ſelber Kinder, ſo
will ich ſie als ein koſtbares Geſchenk ſeiner Güte an-
nehmen; die zärtliche Liebe, die er mir fur ſie einge-
flößt hat, ſoll mich antreiben, ihnen alles zu ſeyn
und zu leiſten, was ich ihnen ſeyn und leiſten ſoll. Jh-
re Erziehung und Bildung ſoll mir ein angenehmes
und wichtiges Geſchäfte ſeyn. Jhnen will ich meine
ganze Aufmerkſamkeit widmen, und dieſer Pflicht
will ich gerne jede Bequemlichkeit, jedes Vergnügen
aufopfern. Bey Zeiten will ich ſie mit Jeſu und
ſeiner vortreflichen Lehre bekannt machen; bey Zeiten
ſollen ſie den göttlichen Freund kennen lernen, der ſie
ſo herzlich liebt, und ihnen den Segen ſeines Reichs
zugedacht hat. Mit Liebe und Sanftmuth will ich
ſie behandeln, und ſo ihre Herzen zu gewinnen ſu-
chen, daß ſie mir gerne folgen, und ſich willig lei-
ten laſſen. Gefällt es dir, mein Gott, mir mein
Leben zu friſten, und an ihnen Freude erleben zu laſ-
ſen; ſo will ich dich für dieſes größte Glück der Er-
de demüthig preiſen. Willſt du mich aber frühzei-
tig aus der Welt abrufen, ehe noch ihre Erziehung
vollendet iſt: ſo will ich ſie mit vertrauungsvollem
Herzen deiner Aufſicht und Fürſorge empfehlen, und
für ihr Heil und Wohlergehen zu dir beten. Du
wirſt meine Wünſche und Segnungen nicht uner-

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[401/0427] LX. Betrachtung. ich nichts reden und nichts thun, was ſchädliche Ein- drücke auf ihr noch weiches, unverdorbenes Herz ma- chen könnte. Schenkt mir Gott ſelber Kinder, ſo will ich ſie als ein koſtbares Geſchenk ſeiner Güte an- nehmen; die zärtliche Liebe, die er mir fur ſie einge- flößt hat, ſoll mich antreiben, ihnen alles zu ſeyn und zu leiſten, was ich ihnen ſeyn und leiſten ſoll. Jh- re Erziehung und Bildung ſoll mir ein angenehmes und wichtiges Geſchäfte ſeyn. Jhnen will ich meine ganze Aufmerkſamkeit widmen, und dieſer Pflicht will ich gerne jede Bequemlichkeit, jedes Vergnügen aufopfern. Bey Zeiten will ich ſie mit Jeſu und ſeiner vortreflichen Lehre bekannt machen; bey Zeiten ſollen ſie den göttlichen Freund kennen lernen, der ſie ſo herzlich liebt, und ihnen den Segen ſeines Reichs zugedacht hat. Mit Liebe und Sanftmuth will ich ſie behandeln, und ſo ihre Herzen zu gewinnen ſu- chen, daß ſie mir gerne folgen, und ſich willig lei- ten laſſen. Gefällt es dir, mein Gott, mir mein Leben zu friſten, und an ihnen Freude erleben zu laſ- ſen; ſo will ich dich für dieſes größte Glück der Er- de demüthig preiſen. Willſt du mich aber frühzei- tig aus der Welt abrufen, ehe noch ihre Erziehung vollendet iſt: ſo will ich ſie mit vertrauungsvollem Herzen deiner Aufſicht und Fürſorge empfehlen, und für ihr Heil und Wohlergehen zu dir beten. Du wirſt meine Wünſche und Segnungen nicht uner- füllt C c

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/427>, abgerufen am 24.11.2024.