Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XXXVII. Betrachtung. Brauchbarkeit und ihren wahren Adel geben; sie sindes, die unsre Tugend, Ruhe, Zufriedenheit und Glückseligkeit recht sichtbarlich befördern. Schon Salomo sagt: die Furcht des Herrn ist der Weis- heit Anfang,*) das heißt, die Religion ist die größte Weisheit. Und unser Erlöser erklärt sich hierüber noch deutlicher, indem er spricht: das ist das ewige Leben, das ist der Weg zur ewigen Glückseligkeit, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.**) Willst du also deine Glückseligkeit befördern, willst du deinen Verstand recht ausbilden; so wende schon frühzeitig, ehe du noch in die Sorgen und Zerstreuun- gen des Lebens verwickelt wirst, ehe noch dein Ge- fühl für die Wahrheit verdorben wird, allen Fleiß auf die Erkenntniß Gottes, Jesu Christi, und seiner vortreflichen Lehren, und sammle dir bey Zeiten solche Schätze der Weisheit, die dir zur Führung eines frommen Lebens und zur Vorbereitung auf jene ewige Seligkeit so nothwendig sind. Laß es nicht bey dem mangelhaften Unterrichte bewenden, den du in den Jahren der Kindheit und Jugend erlangt hast, wo vielleicht dein Gedächtniß mehr, als dein Verstand beschäftiget wurde. Damals hast du nur den ersten Anfang in der heilsamen Erkenntniß gemacht. Wolltest du nun bey reifern Alter deine Religions- *) Sprüchw. Sal. 9, 10. **) Joh. 17, 3.
XXXVII. Betrachtung. Brauchbarkeit und ihren wahren Adel geben; ſie ſindes, die unſre Tugend, Ruhe, Zufriedenheit und Glückſeligkeit recht ſichtbarlich befördern. Schon Salomo ſagt: die Furcht des Herrn iſt der Weis- heit Anfang,*) das heißt, die Religion iſt die größte Weisheit. Und unſer Erlöſer erklärt ſich hierüber noch deutlicher, indem er ſpricht: das iſt das ewige Leben, das iſt der Weg zur ewigen Glückſeligkeit, daß ſie dich, der du allein wahrer Gott biſt, und den du geſandt haſt, Jeſum Chriſtum, erkennen.**) Willſt du alſo deine Glückſeligkeit befördern, willſt du deinen Verſtand recht ausbilden; ſo wende ſchon frühzeitig, ehe du noch in die Sorgen und Zerſtreuun- gen des Lebens verwickelt wirſt, ehe noch dein Ge- fühl für die Wahrheit verdorben wird, allen Fleiß auf die Erkenntniß Gottes, Jeſu Chriſti, und ſeiner vortreflichen Lehren, und ſammle dir bey Zeiten ſolche Schätze der Weisheit, die dir zur Führung eines frommen Lebens und zur Vorbereitung auf jene ewige Seligkeit ſo nothwendig ſind. Laß es nicht bey dem mangelhaften Unterrichte bewenden, den du in den Jahren der Kindheit und Jugend erlangt haſt, wo vielleicht dein Gedächtniß mehr, als dein Verſtand beſchäftiget wurde. Damals haſt du nur den erſten Anfang in der heilſamen Erkenntniß gemacht. Wollteſt du nun bey reifern Alter deine Religions- *) Sprüchw. Sal. 9, 10. **) Joh. 17, 3.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0272" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XXXVII.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> Brauchbarkeit und ihren wahren Adel geben; ſie ſind<lb/> es, die unſre Tugend, Ruhe, Zufriedenheit und<lb/> Glückſeligkeit recht ſichtbarlich befördern. Schon<lb/> Salomo ſagt: <hi rendition="#fr">die Furcht des Herrn iſt der Weis-<lb/> heit Anfang,</hi><note place="foot" n="*)">Sprüchw. Sal. 9, 10.</note> das heißt, die Religion iſt die größte<lb/> Weisheit. Und unſer Erlöſer erklärt ſich hierüber<lb/> noch deutlicher, indem er ſpricht: <hi rendition="#fr">das iſt das ewige<lb/> Leben,</hi> das iſt der Weg zur ewigen Glückſeligkeit,<lb/><hi rendition="#fr">daß ſie dich, der du allein wahrer Gott biſt, und<lb/> den du geſandt haſt, Jeſum Chriſtum, erkennen.</hi><note place="foot" n="**)">Joh. 17, 3.</note><lb/> Willſt du alſo deine Glückſeligkeit befördern, willſt<lb/> du deinen Verſtand recht ausbilden; ſo wende ſchon<lb/> frühzeitig, ehe du noch in die Sorgen und Zerſtreuun-<lb/> gen des Lebens verwickelt wirſt, ehe noch dein Ge-<lb/> fühl für die Wahrheit verdorben wird, allen Fleiß<lb/> auf die Erkenntniß Gottes, Jeſu Chriſti, und ſeiner<lb/> vortreflichen Lehren, und ſammle dir bey Zeiten<lb/> ſolche Schätze der Weisheit, die dir zur Führung<lb/> eines frommen Lebens und zur Vorbereitung auf jene<lb/> ewige Seligkeit ſo nothwendig ſind. Laß es nicht<lb/> bey dem mangelhaften Unterrichte bewenden, den<lb/> du in den Jahren der Kindheit und Jugend erlangt<lb/> haſt, wo vielleicht dein Gedächtniß mehr, als dein<lb/> Verſtand beſchäftiget wurde. Damals haſt du<lb/> nur den erſten Anfang in der heilſamen Erkenntniß<lb/> gemacht. Wollteſt du nun bey reifern Alter deine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Religions-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0272]
XXXVII. Betrachtung.
Brauchbarkeit und ihren wahren Adel geben; ſie ſind
es, die unſre Tugend, Ruhe, Zufriedenheit und
Glückſeligkeit recht ſichtbarlich befördern. Schon
Salomo ſagt: die Furcht des Herrn iſt der Weis-
heit Anfang, *) das heißt, die Religion iſt die größte
Weisheit. Und unſer Erlöſer erklärt ſich hierüber
noch deutlicher, indem er ſpricht: das iſt das ewige
Leben, das iſt der Weg zur ewigen Glückſeligkeit,
daß ſie dich, der du allein wahrer Gott biſt, und
den du geſandt haſt, Jeſum Chriſtum, erkennen. **)
Willſt du alſo deine Glückſeligkeit befördern, willſt
du deinen Verſtand recht ausbilden; ſo wende ſchon
frühzeitig, ehe du noch in die Sorgen und Zerſtreuun-
gen des Lebens verwickelt wirſt, ehe noch dein Ge-
fühl für die Wahrheit verdorben wird, allen Fleiß
auf die Erkenntniß Gottes, Jeſu Chriſti, und ſeiner
vortreflichen Lehren, und ſammle dir bey Zeiten
ſolche Schätze der Weisheit, die dir zur Führung
eines frommen Lebens und zur Vorbereitung auf jene
ewige Seligkeit ſo nothwendig ſind. Laß es nicht
bey dem mangelhaften Unterrichte bewenden, den
du in den Jahren der Kindheit und Jugend erlangt
haſt, wo vielleicht dein Gedächtniß mehr, als dein
Verſtand beſchäftiget wurde. Damals haſt du
nur den erſten Anfang in der heilſamen Erkenntniß
gemacht. Wollteſt du nun bey reifern Alter deine
Religions-
*) Sprüchw. Sal. 9, 10.
**) Joh. 17, 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |