Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XVIII. Betrachtung. lassen bekannt machen, noch vielmehr unsrer ganzenHochachtung werth seyn, zumal da Jesus, unser Herr, auch hierinne durch sein Beyspiel unser Vor- gänger geworden ist. Er selbst erklärte die damals vorhandenen Schriften des Alten Testaments aus- drücklich für göttliche Schriften, indem er seine Zeit- genossen darauf hinwies: Suchet in der Schrift, denn ihr meynet, ihr habt das ewige Leben, und sie ists, die von mir zeuget,*) das ist: ihr forschet fleißig in der Sammlung eurer heiligen Schriften, in den Schriften Mosis und der Propheten, ihr haltet sie für eine Anweisung zur Seligkeit, und ge- rade in diesen heiligen Büchern ist so deutlich von mir geweissaget. Mehr als einmal nahm er seine Be- weise aus jenen Schriften her, um die Wahrheit seiner Lehre zu bestätigen,**) oder um gewisse unter den Juden gangbare Jrrthümer zu widerlegen,***) oder wenn er beweisen wollte, daß alle seine Schick- sale, schon lange vor seiner sichtbaren Erscheinung in der Welt, bekannt gemacht worden wären.+) Jhr sollt nicht wähnen, sagte er zu seinen Zeitgenossen, daß ich kommen bin, das Gesetz und die Propheten aufzulösen; bin nicht kommen aufzulösen, son- dern zu erfüllen.++) Er wollte also jene Schriften nicht zerstören, ihr Ansehn und ihre Gültigkeit nicht auf- *) Joh. 5, 39. **) Luc. 24. 27. ***) Matth. 22, 31. 32. +) Luc. 18, 31. ++) Matth. 5, 17.
XVIII. Betrachtung. laſſen bekannt machen, noch vielmehr unſrer ganzenHochachtung werth ſeyn, zumal da Jeſus, unſer Herr, auch hierinne durch ſein Beyſpiel unſer Vor- gänger geworden iſt. Er ſelbſt erklärte die damals vorhandenen Schriften des Alten Teſtaments aus- drücklich für göttliche Schriften, indem er ſeine Zeit- genoſſen darauf hinwies: Suchet in der Schrift, denn ihr meynet, ihr habt das ewige Leben, und ſie iſts, die von mir zeuget,*) das iſt: ihr forſchet fleißig in der Sammlung eurer heiligen Schriften, in den Schriften Moſis und der Propheten, ihr haltet ſie für eine Anweiſung zur Seligkeit, und ge- rade in dieſen heiligen Büchern iſt ſo deutlich von mir geweiſſaget. Mehr als einmal nahm er ſeine Be- weiſe aus jenen Schriften her, um die Wahrheit ſeiner Lehre zu beſtätigen,**) oder um gewiſſe unter den Juden gangbare Jrrthümer zu widerlegen,***) oder wenn er beweiſen wollte, daß alle ſeine Schick- ſale, ſchon lange vor ſeiner ſichtbaren Erſcheinung in der Welt, bekannt gemacht worden wären.†) Jhr ſollt nicht wähnen, ſagte er zu ſeinen Zeitgenoſſen, daß ich kommen bin, das Geſetz und die Propheten aufzulöſen; bin nicht kommen aufzulöſen, ſon- dern zu erfüllen.††) Er wollte alſo jene Schriften nicht zerſtören, ihr Anſehn und ihre Gültigkeit nicht auf- *) Joh. 5, 39. **) Luc. 24. 27. ***) Matth. 22, 31. 32. †) Luc. 18, 31. ††) Matth. 5, 17.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> laſſen bekannt machen, noch vielmehr unſrer ganzen<lb/> Hochachtung werth ſeyn, zumal da Jeſus, unſer<lb/> Herr, auch hierinne durch ſein Beyſpiel unſer Vor-<lb/> gänger geworden iſt. Er ſelbſt erklärte die damals<lb/> vorhandenen Schriften des Alten Teſtaments aus-<lb/> drücklich für göttliche Schriften, indem er ſeine Zeit-<lb/> genoſſen darauf hinwies: <hi rendition="#fr">Suchet in der Schrift,<lb/> denn ihr meynet, ihr habt das ewige Leben, und ſie<lb/> iſts, die von mir zeuget,</hi><note place="foot" n="*)">Joh. 5, 39.</note> das iſt: ihr forſchet<lb/> fleißig in der Sammlung eurer heiligen Schriften,<lb/> in den Schriften Moſis und der Propheten, ihr<lb/> haltet ſie für eine Anweiſung zur Seligkeit, und ge-<lb/> rade in dieſen heiligen Büchern iſt ſo deutlich von mir<lb/> geweiſſaget. Mehr als einmal nahm er ſeine Be-<lb/> weiſe aus jenen Schriften her, um die Wahrheit<lb/> ſeiner Lehre zu beſtätigen,<note place="foot" n="**)">Luc. 24. 27.</note> oder um gewiſſe unter<lb/> den Juden gangbare Jrrthümer zu widerlegen,<note place="foot" n="***)">Matth. 22, 31. 32.</note><lb/> oder wenn er beweiſen wollte, daß alle ſeine Schick-<lb/> ſale, ſchon lange vor ſeiner ſichtbaren Erſcheinung in<lb/> der Welt, bekannt gemacht worden wären.<note place="foot" n="†)">Luc. 18, 31.</note> <hi rendition="#fr">Jhr<lb/> ſollt nicht wähnen,</hi> ſagte er zu ſeinen Zeitgenoſſen,<lb/><hi rendition="#fr">daß ich kommen bin, das Geſetz und die Propheten<lb/> aufzulöſen; bin nicht kommen aufzulöſen, ſon-<lb/> dern zu erfüllen.</hi><note place="foot" n="††)">Matth. 5, 17.</note> Er wollte alſo jene Schriften<lb/> nicht zerſtören, ihr Anſehn und ihre Gültigkeit nicht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0138]
XVIII. Betrachtung.
laſſen bekannt machen, noch vielmehr unſrer ganzen
Hochachtung werth ſeyn, zumal da Jeſus, unſer
Herr, auch hierinne durch ſein Beyſpiel unſer Vor-
gänger geworden iſt. Er ſelbſt erklärte die damals
vorhandenen Schriften des Alten Teſtaments aus-
drücklich für göttliche Schriften, indem er ſeine Zeit-
genoſſen darauf hinwies: Suchet in der Schrift,
denn ihr meynet, ihr habt das ewige Leben, und ſie
iſts, die von mir zeuget, *) das iſt: ihr forſchet
fleißig in der Sammlung eurer heiligen Schriften,
in den Schriften Moſis und der Propheten, ihr
haltet ſie für eine Anweiſung zur Seligkeit, und ge-
rade in dieſen heiligen Büchern iſt ſo deutlich von mir
geweiſſaget. Mehr als einmal nahm er ſeine Be-
weiſe aus jenen Schriften her, um die Wahrheit
ſeiner Lehre zu beſtätigen, **) oder um gewiſſe unter
den Juden gangbare Jrrthümer zu widerlegen, ***)
oder wenn er beweiſen wollte, daß alle ſeine Schick-
ſale, ſchon lange vor ſeiner ſichtbaren Erſcheinung in
der Welt, bekannt gemacht worden wären. †) Jhr
ſollt nicht wähnen, ſagte er zu ſeinen Zeitgenoſſen,
daß ich kommen bin, das Geſetz und die Propheten
aufzulöſen; bin nicht kommen aufzulöſen, ſon-
dern zu erfüllen. ††) Er wollte alſo jene Schriften
nicht zerſtören, ihr Anſehn und ihre Gültigkeit nicht
auf-
*) Joh. 5, 39.
**) Luc. 24. 27.
***) Matth. 22, 31. 32.
†) Luc. 18, 31.
††) Matth. 5, 17.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/138 |
Zitationshilfe: | Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/138>, abgerufen am 16.07.2024. |