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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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dann gar, wie es an größern Orten leider nicht selten
ist, jeder Tag, den Gott kommen lässet, im Wirths-
haus seinen Abschluß findet, wenn dieser Abschluß
dann fast eben so oft in tiefer Nachtstunde seinen
Platz hat, wie sollte dabei das rechte christliche Wesen
und Leben auf die Dauer bestehen können?

Und nun, christlicher Vater, wie hast du es
bisher in diesem Punkte gehalten? Leicht hat sich
auch in deinem Leben Unordnung und Uebermaaß in
dieser Hinsicht eingeschlichen. Wir sind daher in der
Lage, dir ansinnen zu müssen, daß du entschieden
darauf bedacht seiest, in das Geleise der rechten, christ-
lichen Ordnung wieder einzulenken. Wo nicht, so
werden wir nur zu sehr zu fürchten haben, daß du
nach und nach mehr und mehr dich selbst untauglich
und unfähig machest, einer deiner heiligsten Verpflich-
tungen, der gegen deine Kinder, zu genügen.

Nichts liegt uns mehr fern, als das für dich
erforderliche oder erwünschliche Vergnügen, die nö-
thige Erholung dir irgendwie streitig zu machen, wir
würden vielmehr nach Umständen selbst dazu anregen
und aufmuntern. Aber geh' einmal recht ruhig und
vorurtheilsfrei über diesen Punkt mit dir zu Rathe!
Da wäre sogar die Frage zu empfehlen, ob du denn
nothwendig so ausschließlich das für dich erwünsch-
liche Vergnügen und deine Erholung im Wirthshause
suchen müssest? Es gibt so viele Männer in ähn-
licher Lage, wie du, welche man so viel seltener, wenn
überhaupt noch im Wirthshause trifft, ohne daß darin
eine Beeinträchtigung ihrer Zufriedenheit und wahren
Lebensfreude läge. Ja alle Einsichtigen und Lebens-
erfahrenen sind darüber einverstanden, eine wesentliche
Beeinträchtigung und Schmälerung des vollen Lebens-

dann gar, wie es an größern Orten leider nicht selten
ist, jeder Tag, den Gott kommen lässet, im Wirths-
haus seinen Abschluß findet, wenn dieser Abschluß
dann fast eben so oft in tiefer Nachtstunde seinen
Platz hat, wie sollte dabei das rechte christliche Wesen
und Leben auf die Dauer bestehen können?

Und nun, christlicher Vater, wie hast du es
bisher in diesem Punkte gehalten? Leicht hat sich
auch in deinem Leben Unordnung und Uebermaaß in
dieser Hinsicht eingeschlichen. Wir sind daher in der
Lage, dir ansinnen zu müssen, daß du entschieden
darauf bedacht seiest, in das Geleise der rechten, christ-
lichen Ordnung wieder einzulenken. Wo nicht, so
werden wir nur zu sehr zu fürchten haben, daß du
nach und nach mehr und mehr dich selbst untauglich
und unfähig machest, einer deiner heiligsten Verpflich-
tungen, der gegen deine Kinder, zu genügen.

Nichts liegt uns mehr fern, als das für dich
erforderliche oder erwünschliche Vergnügen, die nö-
thige Erholung dir irgendwie streitig zu machen, wir
würden vielmehr nach Umständen selbst dazu anregen
und aufmuntern. Aber geh' einmal recht ruhig und
vorurtheilsfrei über diesen Punkt mit dir zu Rathe!
Da wäre sogar die Frage zu empfehlen, ob du denn
nothwendig so ausschließlich das für dich erwünsch-
liche Vergnügen und deine Erholung im Wirthshause
suchen müssest? Es gibt so viele Männer in ähn-
licher Lage, wie du, welche man so viel seltener, wenn
überhaupt noch im Wirthshause trifft, ohne daß darin
eine Beeinträchtigung ihrer Zufriedenheit und wahren
Lebensfreude läge. Ja alle Einsichtigen und Lebens-
erfahrenen sind darüber einverstanden, eine wesentliche
Beeinträchtigung und Schmälerung des vollen Lebens-

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[68/0071] dann gar, wie es an größern Orten leider nicht selten ist, jeder Tag, den Gott kommen lässet, im Wirths- haus seinen Abschluß findet, wenn dieser Abschluß dann fast eben so oft in tiefer Nachtstunde seinen Platz hat, wie sollte dabei das rechte christliche Wesen und Leben auf die Dauer bestehen können? Und nun, christlicher Vater, wie hast du es bisher in diesem Punkte gehalten? Leicht hat sich auch in deinem Leben Unordnung und Uebermaaß in dieser Hinsicht eingeschlichen. Wir sind daher in der Lage, dir ansinnen zu müssen, daß du entschieden darauf bedacht seiest, in das Geleise der rechten, christ- lichen Ordnung wieder einzulenken. Wo nicht, so werden wir nur zu sehr zu fürchten haben, daß du nach und nach mehr und mehr dich selbst untauglich und unfähig machest, einer deiner heiligsten Verpflich- tungen, der gegen deine Kinder, zu genügen. Nichts liegt uns mehr fern, als das für dich erforderliche oder erwünschliche Vergnügen, die nö- thige Erholung dir irgendwie streitig zu machen, wir würden vielmehr nach Umständen selbst dazu anregen und aufmuntern. Aber geh' einmal recht ruhig und vorurtheilsfrei über diesen Punkt mit dir zu Rathe! Da wäre sogar die Frage zu empfehlen, ob du denn nothwendig so ausschließlich das für dich erwünsch- liche Vergnügen und deine Erholung im Wirthshause suchen müssest? Es gibt so viele Männer in ähn- licher Lage, wie du, welche man so viel seltener, wenn überhaupt noch im Wirthshause trifft, ohne daß darin eine Beeinträchtigung ihrer Zufriedenheit und wahren Lebensfreude läge. Ja alle Einsichtigen und Lebens- erfahrenen sind darüber einverstanden, eine wesentliche Beeinträchtigung und Schmälerung des vollen Lebens-

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/71>, abgerufen am 24.11.2024.