und weil sie etwa damit die Nichtigkeit des Glau- bens eingesehen hätten; es lag vielmehr daran, daß sie wegen des Mißbrauchs ihrer hohen Gaben, wegen ihrer sündhaften Entartung den Sinn für die Lehren des Glaubens und die Gnade des Glaubens ver- loren haben.
Worum handelt es sich bei einem christlichen Vater? Darum, daß er gewisse Uebungen des christ- lichen Lebens mache, daß er nach Maaßgabe seiner persönlichen und häuslichen und sonstigen Verhältnisse zeitweilig dem Gebete, dem Besuche der Kirche, der Beiwohnung der h. Messe, der Anhörung der Pre- digt, dem Empfange der h. Sakramente sich widme, und so seinen Kindern das Beispiel eines treuen ka- tholischen Lebens vor Augen stelle.
Was könnte darin eines Mannes Unwürdiges, einem Manne nicht Zustehendes gefunden werden? Wir haben ja zugegeben, daß das alles nicht einmal ganz so, wie die Mutter es übt, zu geschehen habe, obwohl auch das nach Umständen ganz in dcr Ordnung, ganz empfehlenswerth sein würde; aber wir können immerhin in den gedachten Stücken unsere Anforderungen etwas mildern, ohne fürchten zu müssen, daß der Vater dadurch seinen wahrhaft christlichen Charakter einbüße; mag immerhin der Vater in den gedachten Stücken seine männliche Ei- genart - nur in der rechten Weise - zur Geltung bringen. Aber einzusehen, daß derartige, durch den Geist unserer h. Religion oder durch ausdrückliche Vorschrift der h. Kirche aufgelegte Uebungen für einen Vater irgendwie ungeeignet, ja seiner männlichen Ehre zu nahe tretend seien, - nein, es geht über unsere Begriffe. Vielleicht ist leider die Zahl derer, welche
und weil sie etwa damit die Nichtigkeit des Glau- bens eingesehen hätten; es lag vielmehr daran, daß sie wegen des Mißbrauchs ihrer hohen Gaben, wegen ihrer sündhaften Entartung den Sinn für die Lehren des Glaubens und die Gnade des Glaubens ver- loren haben.
Worum handelt es sich bei einem christlichen Vater? Darum, daß er gewisse Uebungen des christ- lichen Lebens mache, daß er nach Maaßgabe seiner persönlichen und häuslichen und sonstigen Verhältnisse zeitweilig dem Gebete, dem Besuche der Kirche, der Beiwohnung der h. Messe, der Anhörung der Pre- digt, dem Empfange der h. Sakramente sich widme, und so seinen Kindern das Beispiel eines treuen ka- tholischen Lebens vor Augen stelle.
Was könnte darin eines Mannes Unwürdiges, einem Manne nicht Zustehendes gefunden werden? Wir haben ja zugegeben, daß das alles nicht einmal ganz so, wie die Mutter es übt, zu geschehen habe, obwohl auch das nach Umständen ganz in dcr Ordnung, ganz empfehlenswerth sein würde; aber wir können immerhin in den gedachten Stücken unsere Anforderungen etwas mildern, ohne fürchten zu müssen, daß der Vater dadurch seinen wahrhaft christlichen Charakter einbüße; mag immerhin der Vater in den gedachten Stücken seine männliche Ei- genart – nur in der rechten Weise – zur Geltung bringen. Aber einzusehen, daß derartige, durch den Geist unserer h. Religion oder durch ausdrückliche Vorschrift der h. Kirche aufgelegte Uebungen für einen Vater irgendwie ungeeignet, ja seiner männlichen Ehre zu nahe tretend seien, – nein, es geht über unsere Begriffe. Vielleicht ist leider die Zahl derer, welche
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0057"xml:id="C889V3_001_1874_pb0054_0001"n="54"/>
und weil sie etwa damit die Nichtigkeit des Glau-<lb/>
bens eingesehen hätten; es lag vielmehr daran, daß<lb/>
sie wegen des Mißbrauchs ihrer hohen Gaben, wegen<lb/>
ihrer sündhaften Entartung den Sinn für die Lehren<lb/>
des Glaubens und die Gnade des Glaubens ver-<lb/>
loren haben.</p><p>Worum handelt es sich bei einem christlichen<lb/>
Vater? Darum, daß er gewisse Uebungen des christ-<lb/>
lichen Lebens mache, daß er nach Maaßgabe seiner<lb/>
persönlichen und häuslichen und sonstigen Verhältnisse<lb/>
zeitweilig dem Gebete, dem Besuche der Kirche, der<lb/>
Beiwohnung der h. Messe, der Anhörung der Pre-<lb/>
digt, dem Empfange der h. Sakramente sich widme,<lb/>
und so seinen Kindern das Beispiel eines treuen ka-<lb/>
tholischen Lebens vor Augen stelle.</p><p>Was könnte darin eines Mannes Unwürdiges,<lb/>
einem Manne nicht Zustehendes gefunden werden?<lb/>
Wir haben ja zugegeben, daß das alles nicht einmal<lb/>
ganz so, wie die Mutter es übt, zu geschehen habe,<lb/>
obwohl auch das nach Umständen ganz in dcr<lb/>
Ordnung, ganz empfehlenswerth sein würde; aber<lb/>
wir können immerhin in den gedachten Stücken<lb/>
unsere Anforderungen etwas mildern, ohne fürchten<lb/>
zu müssen, daß der Vater dadurch seinen wahrhaft<lb/>
christlichen Charakter einbüße; mag immerhin der<lb/>
Vater in den gedachten Stücken seine männliche Ei-<lb/>
genart – nur in der rechten Weise – zur Geltung<lb/>
bringen. Aber einzusehen, daß derartige, durch den<lb/>
Geist unserer h. Religion oder durch ausdrückliche<lb/>
Vorschrift der h. Kirche aufgelegte Uebungen für einen<lb/>
Vater irgendwie ungeeignet, ja seiner männlichen Ehre<lb/>
zu nahe tretend seien, – nein, es geht über unsere<lb/>
Begriffe. Vielleicht ist leider die Zahl derer, welche<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0057]
und weil sie etwa damit die Nichtigkeit des Glau-
bens eingesehen hätten; es lag vielmehr daran, daß
sie wegen des Mißbrauchs ihrer hohen Gaben, wegen
ihrer sündhaften Entartung den Sinn für die Lehren
des Glaubens und die Gnade des Glaubens ver-
loren haben.
Worum handelt es sich bei einem christlichen
Vater? Darum, daß er gewisse Uebungen des christ-
lichen Lebens mache, daß er nach Maaßgabe seiner
persönlichen und häuslichen und sonstigen Verhältnisse
zeitweilig dem Gebete, dem Besuche der Kirche, der
Beiwohnung der h. Messe, der Anhörung der Pre-
digt, dem Empfange der h. Sakramente sich widme,
und so seinen Kindern das Beispiel eines treuen ka-
tholischen Lebens vor Augen stelle.
Was könnte darin eines Mannes Unwürdiges,
einem Manne nicht Zustehendes gefunden werden?
Wir haben ja zugegeben, daß das alles nicht einmal
ganz so, wie die Mutter es übt, zu geschehen habe,
obwohl auch das nach Umständen ganz in dcr
Ordnung, ganz empfehlenswerth sein würde; aber
wir können immerhin in den gedachten Stücken
unsere Anforderungen etwas mildern, ohne fürchten
zu müssen, daß der Vater dadurch seinen wahrhaft
christlichen Charakter einbüße; mag immerhin der
Vater in den gedachten Stücken seine männliche Ei-
genart – nur in der rechten Weise – zur Geltung
bringen. Aber einzusehen, daß derartige, durch den
Geist unserer h. Religion oder durch ausdrückliche
Vorschrift der h. Kirche aufgelegte Uebungen für einen
Vater irgendwie ungeeignet, ja seiner männlichen Ehre
zu nahe tretend seien, – nein, es geht über unsere
Begriffe. Vielleicht ist leider die Zahl derer, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/57>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.