spreche. Und christliche Mütter sollten nicht Sorge haben, daß ihre Kinder, die zugleich Kinder des höchsten Fürsten im Himmel sind, von Anfang an und schon als kleine Kinder sich so benehmen, wie es der Weise, die im Reiche Gottes herrscht, wie es den Regeln des christlichen Glaubens ent- spricht?!
Grad die ersten Jahre der Kindheit, die ersten Jahre nach der Zeit, wo im Kinde das Selbstbe- wußtsein erwacht ist, sind so wichtig und entschei- dungsvoll für's ganze Leben. Und sie sollte man hingehen lassen, ohne das Kind anzuleiten, daß es schon in ihnen sich als Christ verhalte? Wie sehr steht zu fürchten, wie oft ist es der Fall, daß eben, weil man nicht schon als Kind auch als Christ lebte, ein frisches, das ganze Menschenwesen durch- dringendes und beherrschendes christliches Leben nie zu Stande kommt.
Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, daß wir, während wir der Anregung des christlichen Lebens schon im zartesten Kindesalter das Wort reden, unmöglich im Sinne haben können, daß dieses christliche Leben beim Kinde schon ähnlich auftrete, wie bei den Erwachsenen. Das hieße ja, Unmög- liches fordern. Aber eben darum, weil Kinder noch nicht nach Art der Größeren Gott dienen und ein christliches Leben führen können, soll beson- ders die Mutter die Vermittlerin für das Kind sein und ihm den Weg zeigen, wie es schon als Kind Christ sein und die Tugenden des christlichen Lebens üben möge. Es hat das oben erwähnte Beispiel von der Muttermilch Platz. Wie der
spreche. Und christliche Mütter sollten nicht Sorge haben, daß ihre Kinder, die zugleich Kinder des höchsten Fürsten im Himmel sind, von Anfang an und schon als kleine Kinder sich so benehmen, wie es der Weise, die im Reiche Gottes herrscht, wie es den Regeln des christlichen Glaubens ent- spricht?!
Grad die ersten Jahre der Kindheit, die ersten Jahre nach der Zeit, wo im Kinde das Selbstbe- wußtsein erwacht ist, sind so wichtig und entschei- dungsvoll für's ganze Leben. Und sie sollte man hingehen lassen, ohne das Kind anzuleiten, daß es schon in ihnen sich als Christ verhalte? Wie sehr steht zu fürchten, wie oft ist es der Fall, daß eben, weil man nicht schon als Kind auch als Christ lebte, ein frisches, das ganze Menschenwesen durch- dringendes und beherrschendes christliches Leben nie zu Stande kommt.
Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, daß wir, während wir der Anregung des christlichen Lebens schon im zartesten Kindesalter das Wort reden, unmöglich im Sinne haben können, daß dieses christliche Leben beim Kinde schon ähnlich auftrete, wie bei den Erwachsenen. Das hieße ja, Unmög- liches fordern. Aber eben darum, weil Kinder noch nicht nach Art der Größeren Gott dienen und ein christliches Leben führen können, soll beson- ders die Mutter die Vermittlerin für das Kind sein und ihm den Weg zeigen, wie es schon als Kind Christ sein und die Tugenden des christlichen Lebens üben möge. Es hat das oben erwähnte Beispiel von der Muttermilch Platz. Wie der
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spreche. Und christliche Mütter sollten nicht Sorge
haben, daß ihre Kinder, die zugleich Kinder des
höchsten Fürsten im Himmel sind, von Anfang an
und schon als kleine Kinder sich so benehmen, wie
es der Weise, die im Reiche Gottes herrscht, wie
es den Regeln des christlichen Glaubens ent-
spricht?!
Grad die ersten Jahre der Kindheit, die ersten
Jahre nach der Zeit, wo im Kinde das Selbstbe-
wußtsein erwacht ist, sind so wichtig und entschei-
dungsvoll für's ganze Leben. Und sie sollte man
hingehen lassen, ohne das Kind anzuleiten, daß es
schon in ihnen sich als Christ verhalte? Wie sehr
steht zu fürchten, wie oft ist es der Fall, daß eben,
weil man nicht schon als Kind auch als Christ
lebte, ein frisches, das ganze Menschenwesen durch-
dringendes und beherrschendes christliches Leben nie
zu Stande kommt.
Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, daß wir,
während wir der Anregung des christlichen Lebens
schon im zartesten Kindesalter das Wort reden,
unmöglich im Sinne haben können, daß dieses
christliche Leben beim Kinde schon ähnlich auftrete,
wie bei den Erwachsenen. Das hieße ja, Unmög-
liches fordern. Aber eben darum, weil Kinder
noch nicht nach Art der Größeren Gott dienen und
ein christliches Leben führen können, soll beson-
ders die Mutter die Vermittlerin für das Kind
sein und ihm den Weg zeigen, wie es schon als
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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