die Scham aus dem Menschen verschwunden, so steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen- heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde; daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht zart erhalten werde und daß man daher im Hause Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge- fährlich oder nachtheilig sein könnte.
Möchte doch das hier Gesagte überall die ge- bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil. Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le- bensglück zu stören drohet, - desto mehr herrsche in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr und mehr in einem solchen Hause ein keusches Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un- schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es wird auf ein solches Haus Anwendung finden, was der h. Geist spricht: "O wie schön ist ein keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un- sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men- schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt man sich darnach und ewig triumphirt es mit der Siegeskrone und trägt den Preis für
die Scham aus dem Menschen verschwunden, so steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen- heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde; daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht zart erhalten werde und daß man daher im Hause Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge- fährlich oder nachtheilig sein könnte.
Möchte doch das hier Gesagte überall die ge- bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil. Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le- bensglück zu stören drohet, – desto mehr herrsche in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr und mehr in einem solchen Hause ein keusches Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un- schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es wird auf ein solches Haus Anwendung finden, was der h. Geist spricht: „O wie schön ist ein keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un- sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men- schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt man sich darnach und ewig triumphirt es mit der Siegeskrone und trägt den Preis für
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die Scham aus dem Menschen verschwunden, so
steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so
ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen-
heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist
es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige
Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde;
daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht
zart erhalten werde und daß man daher im Hause
Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge-
fährlich oder nachtheilig sein könnte.
Möchte doch das hier Gesagte überall die ge-
bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil.
Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien
eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter
eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt
in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles
höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le-
bensglück zu stören drohet, – desto mehr herrsche
in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann
wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr
und mehr in einem solchen Hause ein keusches
Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un-
schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es
wird auf ein solches Haus Anwendung finden,
was der h. Geist spricht: „O wie schön ist ein
keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un-
sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men-
schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt
man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt
man sich darnach und ewig triumphirt es mit
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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