Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

die Scham aus dem Menschen verschwunden, so
steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so
ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen-
heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist
es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige
Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde;
daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht
zart erhalten werde und daß man daher im Hause
Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge-
fährlich oder nachtheilig sein könnte.

Möchte doch das hier Gesagte überall die ge-
bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil.
Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien
eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter
eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt
in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles
höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le-
bensglück zu stören drohet, - desto mehr herrsche
in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann
wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr
und mehr in einem solchen Hause ein keusches
Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un-
schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es
wird auf ein solches Haus Anwendung finden,
was der h. Geist spricht: "O wie schön ist ein
keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un-
sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men-
schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt
man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt
man sich darnach und ewig triumphirt es mit
der Siegeskrone und trägt den Preis für

die Scham aus dem Menschen verschwunden, so
steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so
ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen-
heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist
es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige
Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde;
daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht
zart erhalten werde und daß man daher im Hause
Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge-
fährlich oder nachtheilig sein könnte.

Möchte doch das hier Gesagte überall die ge-
bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil.
Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien
eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter
eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt
in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles
höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le-
bensglück zu stören drohet, – desto mehr herrsche
in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann
wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr
und mehr in einem solchen Hause ein keusches
Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un-
schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es
wird auf ein solches Haus Anwendung finden,
was der h. Geist spricht: „O wie schön ist ein
keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un-
sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men-
schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt
man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt
man sich darnach und ewig triumphirt es mit
der Siegeskrone und trägt den Preis für

<TEI>
  <text xml:id="C889_001_1874">
    <group>
      <text>
        <body>
          <div>
            <p><pb facs="#f0305" xml:id="C889_001_1874_pb0094_0001" n="94"/>
die Scham aus dem Menschen verschwunden, so<lb/>
steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so<lb/>
ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen-<lb/>
heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist<lb/>
es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige<lb/>
Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde;<lb/>
daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht<lb/>
zart erhalten werde und daß man daher im Hause<lb/>
Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge-<lb/>
fährlich oder nachtheilig sein könnte.</p>
            <p>Möchte doch das hier Gesagte überall die ge-<lb/>
bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil.<lb/>
Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien<lb/>
eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter<lb/>
eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt<lb/>
in unsern Tagen die <hi rendition="#g">Unzucht</hi> herrscht und alles<lb/>
höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le-<lb/>
bensglück zu stören drohet, &#x2013; desto mehr herrsche<lb/>
in unsern Häusern die heilige <hi rendition="#g">Zucht</hi>! Dann<lb/>
wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr<lb/>
und mehr in einem solchen Hause ein keusches<lb/><hi rendition="#g">Geschlecht</hi> wohne, keusche, ehrbare Eltern, un-<lb/>
schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es<lb/>
wird auf ein solches Haus Anwendung finden,<lb/>
was der h. Geist spricht: <q>&#x201E;O wie schön ist ein<lb/><hi rendition="#g">keusches Geschlecht</hi> im Tugendglanze! denn un-<lb/>
sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men-<lb/>
schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt<lb/>
man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt<lb/>
man sich darnach und <hi rendition="#g">ewig triumphirt es mit<lb/>
der Siegeskrone und trägt den Preis für<lb/></hi></q></p>
          </div>
        </body>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[94/0305] die Scham aus dem Menschen verschwunden, so steht er aller Schande der Unlauterkeit offen, so ist er zu Allem fähig und kommt, wo die Gelegen- heit es bringt, leicht zu Allem. Eben darum ist es von unendlicher Nichtigkeit, daß dieses heilige Schamgefühl bei den Kindern nicht verletzt werde; daß es geschont, gehegt, gefördert, daß es recht zart erhalten werde und daß man daher im Hause Alles in Wort und That vermeide, was ihm ge- fährlich oder nachtheilig sein könnte. Möchte doch das hier Gesagte überall die ge- bührende Berücksichtigung finden; auf daß die heil. Unschuld, die Keuschheit in den christlichen Familien eine Zufluchtsstätte, in der Fürsorge der Mutter eine schützende Obhut finde! Jemehr in der Welt in unsern Tagen die Unzucht herrscht und alles höhere Leben zu vernichten und alles wahre Le- bensglück zu stören drohet, – desto mehr herrsche in unsern Häusern die heilige Zucht! Dann wird es, so Gott will, wahr werden, daß mehr und mehr in einem solchen Hause ein keusches Geschlecht wohne, keusche, ehrbare Eltern, un- schuldige Kinder und sittsame Dienstboten, und es wird auf ein solches Haus Anwendung finden, was der h. Geist spricht: „O wie schön ist ein keusches Geschlecht im Tugendglanze! denn un- sterblich ist sein Andenken, und bei Gott und Men- schen ist es anerkannt; ist es gegenwärtig, so ahmt man ihm nach, entzieht es sich den Augen, so sehnt man sich darnach und ewig triumphirt es mit der Siegeskrone und trägt den Preis für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/305
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/305>, abgerufen am 22.11.2024.