Was daher auch ein Vater an sonstigen Geschäf- ten hier auf Erden zu vollführen hat, keines kann sich auch nur von fern messen mit seiner Aufgabe an seinen Kindern. Es ist in der That das wich- tigste Geschäft, die höchste Aufgabe seines Lebens.
Von ihrer treuen und gewissenhaften Erfüllung hängt daher auch mehr als von allem Andern sein eigenes Wohl für Zeit und Ewigkeit ab. Welch' eine Fülle der schönsten Genugthuungen wird guten Eltern fast immer schon auf Erden von ihren wohl- erzogenen Söhnen und Töchtern bereitet! Sind nicht gute Kinder die Freude, die Ehre, der Reichthum derselben, ihr höchstes Glück! Aber im Gegentheil, welches Wehe auf Erden kann sich messen mit dem Wehe, dem Kummer, dem Grame, so leichtsinnige Eltern fast immer von ihren durch ihre Schuld miß- rathenen Kindern erfahren?
Das ist die von der göttlichen Gerechtigkeit her- gestellte Ordnung, das Vorspiel dessen, was den Eltern die Ewigkeit bringt. Wie schwer wird die Verantwortung eines Vaters sein, der in der Stunde seines Gerichtes bekennen muß, daß er die höchste und wichtigste Aufgabe, so Gott ihm auf Erden ge- stellt hatte, verkannt und vernachlässigt habe und durch diese Säumniß, durch die Gewissenlosigkeit, womit er der heiligsten Pflicht seines Lebens, seiner Vaterpflicht zuwider gehandelt hat, durch Wort und Beispiel Schuld gewesen, daß die, welche er zu guten Menschen erziehen sollte, schlecht geworden, daß die, welchen er ein Führer zum Heil hätte sein sollen, verloren gegangen sind! Und, sofern er seine große Sünde nicht durch wahre Buße getilgt hat, welch' ein Gericht! Und welche Verdammniß! Ist das
Was daher auch ein Vater an sonstigen Geschäf- ten hier auf Erden zu vollführen hat, keines kann sich auch nur von fern messen mit seiner Aufgabe an seinen Kindern. Es ist in der That das wich- tigste Geschäft, die höchste Aufgabe seines Lebens.
Von ihrer treuen und gewissenhaften Erfüllung hängt daher auch mehr als von allem Andern sein eigenes Wohl für Zeit und Ewigkeit ab. Welch' eine Fülle der schönsten Genugthuungen wird guten Eltern fast immer schon auf Erden von ihren wohl- erzogenen Söhnen und Töchtern bereitet! Sind nicht gute Kinder die Freude, die Ehre, der Reichthum derselben, ihr höchstes Glück! Aber im Gegentheil, welches Wehe auf Erden kann sich messen mit dem Wehe, dem Kummer, dem Grame, so leichtsinnige Eltern fast immer von ihren durch ihre Schuld miß- rathenen Kindern erfahren?
Das ist die von der göttlichen Gerechtigkeit her- gestellte Ordnung, das Vorspiel dessen, was den Eltern die Ewigkeit bringt. Wie schwer wird die Verantwortung eines Vaters sein, der in der Stunde seines Gerichtes bekennen muß, daß er die höchste und wichtigste Aufgabe, so Gott ihm auf Erden ge- stellt hatte, verkannt und vernachlässigt habe und durch diese Säumniß, durch die Gewissenlosigkeit, womit er der heiligsten Pflicht seines Lebens, seiner Vaterpflicht zuwider gehandelt hat, durch Wort und Beispiel Schuld gewesen, daß die, welche er zu guten Menschen erziehen sollte, schlecht geworden, daß die, welchen er ein Führer zum Heil hätte sein sollen, verloren gegangen sind! Und, sofern er seine große Sünde nicht durch wahre Buße getilgt hat, welch' ein Gericht! Und welche Verdammniß! Ist das
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[25/0028]
Was daher auch ein Vater an sonstigen Geschäf-
ten hier auf Erden zu vollführen hat, keines kann
sich auch nur von fern messen mit seiner Aufgabe
an seinen Kindern. Es ist in der That das wich-
tigste Geschäft, die höchste Aufgabe seines Lebens.
Von ihrer treuen und gewissenhaften Erfüllung
hängt daher auch mehr als von allem Andern sein
eigenes Wohl für Zeit und Ewigkeit ab. Welch'
eine Fülle der schönsten Genugthuungen wird guten
Eltern fast immer schon auf Erden von ihren wohl-
erzogenen Söhnen und Töchtern bereitet! Sind nicht
gute Kinder die Freude, die Ehre, der Reichthum
derselben, ihr höchstes Glück! Aber im Gegentheil,
welches Wehe auf Erden kann sich messen mit dem
Wehe, dem Kummer, dem Grame, so leichtsinnige
Eltern fast immer von ihren durch ihre Schuld miß-
rathenen Kindern erfahren?
Das ist die von der göttlichen Gerechtigkeit her-
gestellte Ordnung, das Vorspiel dessen, was den
Eltern die Ewigkeit bringt. Wie schwer wird die
Verantwortung eines Vaters sein, der in der Stunde
seines Gerichtes bekennen muß, daß er die höchste
und wichtigste Aufgabe, so Gott ihm auf Erden ge-
stellt hatte, verkannt und vernachlässigt habe und
durch diese Säumniß, durch die Gewissenlosigkeit,
womit er der heiligsten Pflicht seines Lebens, seiner
Vaterpflicht zuwider gehandelt hat, durch Wort und
Beispiel Schuld gewesen, daß die, welche er zu guten
Menschen erziehen sollte, schlecht geworden, daß die,
welchen er ein Führer zum Heil hätte sein sollen,
verloren gegangen sind! Und, sofern er seine große
Sünde nicht durch wahre Buße getilgt hat, welch'
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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