zur Predigt, zur h. Beicht, zur h. Communion. geht; es sieht die Mutter vor und nach dem Essen andächtig ihre Hände falten und beten; und das alles wird ihm, eben weil's die Mutter thut, von früh an ehrwürdig, und es fühlt sich zu allem diesem gleichfalls angetrieben, und thut und macht es nach, so viel es kann.
Oder, das Kind sieht, wie die Mutter so arbeit- sam ist, wie sie auf Reinlichkeit und Ordnung hält, wie sie bei Beschwerden, Unannehmlichkeiten und Leiden so ruhig ist, so geduldig, nie hört es aus ihrem Munde ein verdrießliches Wort, noch weni- ger Zorn und Flüche. Es sieht, wie die Mutter so theilnehmend, so milde und freundlich ist gegen Alle im Hause; wie sie auch gegen andere Leute so gut ist, ihnen gern Gefallen thut und hilft, wie. sie die Armen unterstützt; und siehe, lauter stumme Predigten für das Kind, es macht gern der Mut- ter das alles nach, es wird, ohne daß die Mutter vielleicht nur ein Wort darüber sagt, zu allen diesen Tugenden angeregt; die Keime dieser Tugenden, welche Gott ihm in's Herz gelegt hat, fangen an zu wachsen und gedeihen.
Und so in Allem. Das ganze Schalten und Walten einer wahrhaft christlichen Mutter ist in der That für das Kind wie eine günstige, gesegnete Atmosphäre, worin die von Gott in seinem Herzen grundgelegten Keime fröhlich aufsprießen und reiches Wachsthum gewinnen und ihm von früh an Hoch- schätzung und Liebe zur Religion und Tugend ein- geflößt wird. Es ist die christliche Weihe des Kindesherzens. Ja, der Einfluß, den das
zur Predigt, zur h. Beicht, zur h. Communion. geht; es sieht die Mutter vor und nach dem Essen andächtig ihre Hände falten und beten; und das alles wird ihm, eben weil's die Mutter thut, von früh an ehrwürdig, und es fühlt sich zu allem diesem gleichfalls angetrieben, und thut und macht es nach, so viel es kann.
Oder, das Kind sieht, wie die Mutter so arbeit- sam ist, wie sie auf Reinlichkeit und Ordnung hält, wie sie bei Beschwerden, Unannehmlichkeiten und Leiden so ruhig ist, so geduldig, nie hört es aus ihrem Munde ein verdrießliches Wort, noch weni- ger Zorn und Flüche. Es sieht, wie die Mutter so theilnehmend, so milde und freundlich ist gegen Alle im Hause; wie sie auch gegen andere Leute so gut ist, ihnen gern Gefallen thut und hilft, wie. sie die Armen unterstützt; und siehe, lauter stumme Predigten für das Kind, es macht gern der Mut- ter das alles nach, es wird, ohne daß die Mutter vielleicht nur ein Wort darüber sagt, zu allen diesen Tugenden angeregt; die Keime dieser Tugenden, welche Gott ihm in's Herz gelegt hat, fangen an zu wachsen und gedeihen.
Und so in Allem. Das ganze Schalten und Walten einer wahrhaft christlichen Mutter ist in der That für das Kind wie eine günstige, gesegnete Atmosphäre, worin die von Gott in seinem Herzen grundgelegten Keime fröhlich aufsprießen und reiches Wachsthum gewinnen und ihm von früh an Hoch- schätzung und Liebe zur Religion und Tugend ein- geflößt wird. Es ist die christliche Weihe des Kindesherzens. Ja, der Einfluß, den das
<TEI><textxml:id="C889_001_1874"><group><text><body><div><p><pbfacs="#f0271"xml:id="C889_001_1874_pb0060_0001"n="60"/>
zur Predigt, zur h. Beicht, zur h. Communion.<lb/>
geht; es sieht die Mutter vor und nach dem Essen<lb/>
andächtig ihre Hände falten und beten; und das<lb/>
alles wird ihm, eben weil's die Mutter thut, von<lb/>
früh an ehrwürdig, und es fühlt sich zu allem<lb/>
diesem gleichfalls angetrieben, und thut und macht<lb/>
es nach, so viel es kann.</p><p>Oder, das Kind sieht, wie die Mutter so arbeit-<lb/>
sam ist, wie sie auf Reinlichkeit und Ordnung hält,<lb/>
wie sie bei Beschwerden, Unannehmlichkeiten und<lb/>
Leiden so ruhig ist, so geduldig, nie hört es aus<lb/>
ihrem Munde ein verdrießliches Wort, noch weni-<lb/>
ger Zorn und Flüche. Es sieht, wie die Mutter<lb/>
so theilnehmend, so milde und freundlich ist gegen<lb/>
Alle im Hause; wie sie auch gegen andere Leute<lb/>
so gut ist, ihnen gern Gefallen thut und hilft, wie.<lb/>
sie die Armen unterstützt; und siehe, lauter stumme<lb/>
Predigten für das Kind, es macht gern der Mut-<lb/>
ter das alles nach, es wird, ohne daß die Mutter<lb/>
vielleicht nur ein Wort darüber sagt, zu allen diesen<lb/>
Tugenden angeregt; die Keime dieser Tugenden,<lb/>
welche Gott ihm in's Herz gelegt hat, fangen an<lb/>
zu wachsen und gedeihen.</p><p>Und so in Allem. Das ganze Schalten und<lb/>
Walten einer wahrhaft christlichen Mutter ist in<lb/>
der That für das Kind wie eine günstige, gesegnete<lb/>
Atmosphäre, worin die von Gott in seinem Herzen<lb/>
grundgelegten Keime fröhlich aufsprießen und reiches<lb/>
Wachsthum gewinnen und ihm von früh an Hoch-<lb/>
schätzung und Liebe zur Religion und Tugend ein-<lb/>
geflößt wird. <hirendition="#g">Es ist die christliche Weihe<lb/>
des Kindesherzens</hi>. Ja, der Einfluß, den das<lb/></p></div></body></text></group></text></TEI>
[60/0271]
zur Predigt, zur h. Beicht, zur h. Communion.
geht; es sieht die Mutter vor und nach dem Essen
andächtig ihre Hände falten und beten; und das
alles wird ihm, eben weil's die Mutter thut, von
früh an ehrwürdig, und es fühlt sich zu allem
diesem gleichfalls angetrieben, und thut und macht
es nach, so viel es kann.
Oder, das Kind sieht, wie die Mutter so arbeit-
sam ist, wie sie auf Reinlichkeit und Ordnung hält,
wie sie bei Beschwerden, Unannehmlichkeiten und
Leiden so ruhig ist, so geduldig, nie hört es aus
ihrem Munde ein verdrießliches Wort, noch weni-
ger Zorn und Flüche. Es sieht, wie die Mutter
so theilnehmend, so milde und freundlich ist gegen
Alle im Hause; wie sie auch gegen andere Leute
so gut ist, ihnen gern Gefallen thut und hilft, wie.
sie die Armen unterstützt; und siehe, lauter stumme
Predigten für das Kind, es macht gern der Mut-
ter das alles nach, es wird, ohne daß die Mutter
vielleicht nur ein Wort darüber sagt, zu allen diesen
Tugenden angeregt; die Keime dieser Tugenden,
welche Gott ihm in's Herz gelegt hat, fangen an
zu wachsen und gedeihen.
Und so in Allem. Das ganze Schalten und
Walten einer wahrhaft christlichen Mutter ist in
der That für das Kind wie eine günstige, gesegnete
Atmosphäre, worin die von Gott in seinem Herzen
grundgelegten Keime fröhlich aufsprießen und reiches
Wachsthum gewinnen und ihm von früh an Hoch-
schätzung und Liebe zur Religion und Tugend ein-
geflößt wird. Es ist die christliche Weihe
des Kindesherzens. Ja, der Einfluß, den das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/271>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.