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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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des katholischen Lebens - das lernen sie nicht,
davon hören oder sehen sie zu Hause von der
Mutter wenig oder gar nichts. Warum? Es liegt
der Mutter selbst nichts daran.*)

Also, soll man von der Mutter erwarten, daß
sie ihren Kindern eine religiöse Anleitung gebe, so
muß sie selbst von lebendiger Gottesfurcht beseelt
sein. Nur dann wird sie sich fernerhin dazu ver-
stehen, die Mühe und Anstrengung, welche damit
verbunden ist, zu übernehmen. Immer nämlich
ist, besonders auf die Dauer, die gute Erziehung
der Kinder mit manchen Beschwerden und Opfern
verbunden; es kostet leicht von Tag zu Tag viel-
fache Selbstverläugnung, wenn eine Mutter es sich
nach Gebühr will angelegen sein lassen, ihre Kin-
der in der rechten Weise zu entsprechender Be-

*) Vor nicht langer Zeit traf ich auf einem Spazier-
gange mit einem wackern Knaben zusammen; ich ließ
mich mit ihm in ein Gespräch ein und vernahm, daß
er schon 6 Jahre alt sei, ich fragte ihn, ob ihm die
Mutter schon vom lieben Gott und dem Himmel,
vom göttlichen Heilande erzählt habe? Der Knabe
wußte davon noch nichts. "Ob er das Vater unser,
Ave Maria schon beten könne?"
- Nein! - "Ob
er sich segnen (das Kreuzzeichen machen) könne?"
-
Nein. "Armer Knabe", dachte ich, "schon 6 Jahre
alt, und verstehst von all diesem noch nichts. Was
für Eltern müssen das sein! Was für eine Mutter!"

- Ich schärfte dem Knaben ein, er möge seiner
Mutter sagen, ein Geistlicher habe ihm gesagt, er solle
sie bitten, daß sie ihm das Kreuzzeichen, das h. Vater
unser und Ave lehre. Später hab' ich, da ich mir
den Namen hatte sagen lassen, den betreffenden Pfarr-
geistlichen aufmerksam gemacht.

des katholischen Lebens – das lernen sie nicht,
davon hören oder sehen sie zu Hause von der
Mutter wenig oder gar nichts. Warum? Es liegt
der Mutter selbst nichts daran.*)

Also, soll man von der Mutter erwarten, daß
sie ihren Kindern eine religiöse Anleitung gebe, so
muß sie selbst von lebendiger Gottesfurcht beseelt
sein. Nur dann wird sie sich fernerhin dazu ver-
stehen, die Mühe und Anstrengung, welche damit
verbunden ist, zu übernehmen. Immer nämlich
ist, besonders auf die Dauer, die gute Erziehung
der Kinder mit manchen Beschwerden und Opfern
verbunden; es kostet leicht von Tag zu Tag viel-
fache Selbstverläugnung, wenn eine Mutter es sich
nach Gebühr will angelegen sein lassen, ihre Kin-
der in der rechten Weise zu entsprechender Be-

*) Vor nicht langer Zeit traf ich auf einem Spazier-
gange mit einem wackern Knaben zusammen; ich ließ
mich mit ihm in ein Gespräch ein und vernahm, daß
er schon 6 Jahre alt sei, ich fragte ihn, ob ihm die
Mutter schon vom lieben Gott und dem Himmel,
vom göttlichen Heilande erzählt habe? Der Knabe
wußte davon noch nichts. „Ob er das Vater unser,
Ave Maria schon beten könne?“
– Nein! – „Ob
er sich segnen (das Kreuzzeichen machen) könne?“
-
Nein. „Armer Knabe“, dachte ich, „schon 6 Jahre
alt, und verstehst von all diesem noch nichts. Was
für Eltern müssen das sein! Was für eine Mutter!“

– Ich schärfte dem Knaben ein, er möge seiner
Mutter sagen, ein Geistlicher habe ihm gesagt, er solle
sie bitten, daß sie ihm das Kreuzzeichen, das h. Vater
unser und Ave lehre. Später hab' ich, da ich mir
den Namen hatte sagen lassen, den betreffenden Pfarr-
geistlichen aufmerksam gemacht.
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[32/0243] des katholischen Lebens – das lernen sie nicht, davon hören oder sehen sie zu Hause von der Mutter wenig oder gar nichts. Warum? Es liegt der Mutter selbst nichts daran. *) Also, soll man von der Mutter erwarten, daß sie ihren Kindern eine religiöse Anleitung gebe, so muß sie selbst von lebendiger Gottesfurcht beseelt sein. Nur dann wird sie sich fernerhin dazu ver- stehen, die Mühe und Anstrengung, welche damit verbunden ist, zu übernehmen. Immer nämlich ist, besonders auf die Dauer, die gute Erziehung der Kinder mit manchen Beschwerden und Opfern verbunden; es kostet leicht von Tag zu Tag viel- fache Selbstverläugnung, wenn eine Mutter es sich nach Gebühr will angelegen sein lassen, ihre Kin- der in der rechten Weise zu entsprechender Be- *) Vor nicht langer Zeit traf ich auf einem Spazier- gange mit einem wackern Knaben zusammen; ich ließ mich mit ihm in ein Gespräch ein und vernahm, daß er schon 6 Jahre alt sei, ich fragte ihn, ob ihm die Mutter schon vom lieben Gott und dem Himmel, vom göttlichen Heilande erzählt habe? Der Knabe wußte davon noch nichts. „Ob er das Vater unser, Ave Maria schon beten könne?“ – Nein! – „Ob er sich segnen (das Kreuzzeichen machen) könne?“ - Nein. „Armer Knabe“, dachte ich, „schon 6 Jahre alt, und verstehst von all diesem noch nichts. Was für Eltern müssen das sein! Was für eine Mutter!“ – Ich schärfte dem Knaben ein, er möge seiner Mutter sagen, ein Geistlicher habe ihm gesagt, er solle sie bitten, daß sie ihm das Kreuzzeichen, das h. Vater unser und Ave lehre. Später hab' ich, da ich mir den Namen hatte sagen lassen, den betreffenden Pfarr- geistlichen aufmerksam gemacht.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/243>, abgerufen am 27.11.2024.