Mutter so zubereitet, wie es für sein zartes Alter passet, geboten werden; die Mutter muß die hei- ligen Lehren und Weisen und Tugenden des christ- lichen Lebens in kindlich-herablassender Weise, ge- wissermaßen als nährende Milch dem Kinde bie- ten, auch in diesem Sinne soll das Kind in seinen jugendlichen Jahren gewissermaßen an der geistigen Mutterbrust ruhen, und es soll seinem übernatürlichen Leben nach gedeihen und heran- wachsen in den Armen seiner Mutter - an der Mutterbrust.
In der That, die Mutter vertritt an ihrem Kinde in den ersten Jahren recht eigentlich die Stelle der h. Kirche. Die Aufgabe, welche die Kirche vom Herrn empfangen hat, den Menschen das christliche Heil zu vermitteln und sie daher zur christlichen Gottesfurcht und Frömmigkeit an- zuleiten, soll in den ersten, zartesten Jahren des Menschen insbesondere, ja fast ausschließlich durch die christliche Mutter gehandhabt werden. Die christ- liche Mutter ist die Dienerin der Kirche an ihrem Kinde. Wehe, wenn sie ihre Aufgabe nicht erkennt und erfüllt!
Kaum darf man hoffen, daß ein Mensch, welcher nicht früh durch seine Mutter zu echt christlichem Geiste herangebildet wurde, je ein wahrhaft guter Christ werden möge. Wie der Mensch überhaupt das von Christo bereitete Heil nicht erlangt, wenn es ihm nicht von der Kirche gespendet wird, so bleibt er fast immer mehr oder weniger dessen be- raubt, wenn die Mutter es versäumt, ihn schon als Kind in dasselbe einzuführen.
Aber wohl dem Kinde, welches eine wahrhaft
Mutter so zubereitet, wie es für sein zartes Alter passet, geboten werden; die Mutter muß die hei- ligen Lehren und Weisen und Tugenden des christ- lichen Lebens in kindlich-herablassender Weise, ge- wissermaßen als nährende Milch dem Kinde bie- ten, auch in diesem Sinne soll das Kind in seinen jugendlichen Jahren gewissermaßen an der geistigen Mutterbrust ruhen, und es soll seinem übernatürlichen Leben nach gedeihen und heran- wachsen in den Armen seiner Mutter – an der Mutterbrust.
In der That, die Mutter vertritt an ihrem Kinde in den ersten Jahren recht eigentlich die Stelle der h. Kirche. Die Aufgabe, welche die Kirche vom Herrn empfangen hat, den Menschen das christliche Heil zu vermitteln und sie daher zur christlichen Gottesfurcht und Frömmigkeit an- zuleiten, soll in den ersten, zartesten Jahren des Menschen insbesondere, ja fast ausschließlich durch die christliche Mutter gehandhabt werden. Die christ- liche Mutter ist die Dienerin der Kirche an ihrem Kinde. Wehe, wenn sie ihre Aufgabe nicht erkennt und erfüllt!
Kaum darf man hoffen, daß ein Mensch, welcher nicht früh durch seine Mutter zu echt christlichem Geiste herangebildet wurde, je ein wahrhaft guter Christ werden möge. Wie der Mensch überhaupt das von Christo bereitete Heil nicht erlangt, wenn es ihm nicht von der Kirche gespendet wird, so bleibt er fast immer mehr oder weniger dessen be- raubt, wenn die Mutter es versäumt, ihn schon als Kind in dasselbe einzuführen.
Aber wohl dem Kinde, welches eine wahrhaft
<TEI><textxml:id="C889_001_1874"><group><text><body><div><p><pbfacs="#f0232"xml:id="C889_001_1874_pb0021_0001"n="21"/>
Mutter so zubereitet, wie es für sein zartes Alter<lb/>
passet, geboten werden; die Mutter muß die hei-<lb/>
ligen Lehren und Weisen und Tugenden des christ-<lb/>
lichen Lebens in kindlich-herablassender Weise, ge-<lb/>
wissermaßen als nährende Milch dem Kinde bie-<lb/>
ten, auch in diesem Sinne soll das Kind in<lb/>
seinen jugendlichen Jahren gewissermaßen an der<lb/>
geistigen Mutterbrust ruhen, und es soll seinem<lb/>
übernatürlichen Leben nach gedeihen und heran-<lb/>
wachsen in den Armen seiner Mutter – an der<lb/>
Mutterbrust.</p><p>In der That, die Mutter vertritt an ihrem<lb/>
Kinde in den ersten Jahren recht eigentlich die<lb/>
Stelle der h. Kirche. Die Aufgabe, welche die<lb/>
Kirche vom Herrn empfangen hat, den Menschen<lb/>
das christliche Heil zu vermitteln und sie daher<lb/>
zur christlichen Gottesfurcht und Frömmigkeit an-<lb/>
zuleiten, soll in den ersten, zartesten Jahren des<lb/>
Menschen insbesondere, ja fast ausschließlich durch<lb/>
die christliche Mutter gehandhabt werden. Die christ-<lb/>
liche Mutter ist die Dienerin der Kirche an ihrem Kinde.<lb/>
Wehe, wenn sie ihre Aufgabe nicht erkennt und erfüllt!</p><p>Kaum darf man hoffen, daß ein Mensch, welcher<lb/>
nicht früh durch seine Mutter zu echt christlichem<lb/>
Geiste herangebildet wurde, je ein wahrhaft guter<lb/>
Christ werden möge. Wie der Mensch überhaupt<lb/>
das von Christo bereitete Heil nicht erlangt, wenn<lb/>
es ihm nicht von der Kirche gespendet wird, so<lb/>
bleibt er fast immer mehr oder weniger dessen be-<lb/>
raubt, wenn die Mutter es versäumt, ihn schon<lb/>
als Kind in dasselbe einzuführen.</p><p>Aber wohl dem Kinde, welches eine wahrhaft<lb/></p></div></body></text></group></text></TEI>
[21/0232]
Mutter so zubereitet, wie es für sein zartes Alter
passet, geboten werden; die Mutter muß die hei-
ligen Lehren und Weisen und Tugenden des christ-
lichen Lebens in kindlich-herablassender Weise, ge-
wissermaßen als nährende Milch dem Kinde bie-
ten, auch in diesem Sinne soll das Kind in
seinen jugendlichen Jahren gewissermaßen an der
geistigen Mutterbrust ruhen, und es soll seinem
übernatürlichen Leben nach gedeihen und heran-
wachsen in den Armen seiner Mutter – an der
Mutterbrust.
In der That, die Mutter vertritt an ihrem
Kinde in den ersten Jahren recht eigentlich die
Stelle der h. Kirche. Die Aufgabe, welche die
Kirche vom Herrn empfangen hat, den Menschen
das christliche Heil zu vermitteln und sie daher
zur christlichen Gottesfurcht und Frömmigkeit an-
zuleiten, soll in den ersten, zartesten Jahren des
Menschen insbesondere, ja fast ausschließlich durch
die christliche Mutter gehandhabt werden. Die christ-
liche Mutter ist die Dienerin der Kirche an ihrem Kinde.
Wehe, wenn sie ihre Aufgabe nicht erkennt und erfüllt!
Kaum darf man hoffen, daß ein Mensch, welcher
nicht früh durch seine Mutter zu echt christlichem
Geiste herangebildet wurde, je ein wahrhaft guter
Christ werden möge. Wie der Mensch überhaupt
das von Christo bereitete Heil nicht erlangt, wenn
es ihm nicht von der Kirche gespendet wird, so
bleibt er fast immer mehr oder weniger dessen be-
raubt, wenn die Mutter es versäumt, ihn schon
als Kind in dasselbe einzuführen.
Aber wohl dem Kinde, welches eine wahrhaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/232>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.