ihr zu, damit sie gleichsam an ihrer Hand den ersten Kirchengang machend die heiligen Uebungen desselben desto gottgefälliger und ersprießlicher vollführe.
An der Thüre der Kirche wird die Mutter, die ihren ersten Kirchengang macht, vom Diener der Kirche in Rochet mit Stola empfangen. Die hei- liche Kirche hat bei ihr das Auge so fast nur ge- richtet auf die Würde und Aufgabe, welche sie durch die Geburt des Kindleins als dessen Mutter hat; daher gleich beim ersten Begegnen der Wunsch, daß Gottes Gnade über sie komme, um fortan ihres Berufes würdig zu wandeln. Indem nämlich die Kirche durch den Priester die Mutter mit Weih- wasser besprengt, spricht sie: "Es besprenge dich der Herr mit dem Thaue der himmlischen Gnade. Amen." Als wolle sie sagen: Wie die Tropfen des von mir geweihten Wassers, den Thautropfen ähnlich, über dich kommen, so möge auch die gött- liche Gnade wie linder Thau für deinen Mutter- beruf über dich kommen. - Dann wird der Mutter - und auch dabei hat die h. Kirche die Mutter- würde im Auge - ein brennendes Licht in die Hand gegeben, gleichsam als Mahnung: "Lasse fortan das Licht" des christlichen Glaubens und eines echt christlichen Wandels "leuchten" vor deinem Kinde, "auf daß es deine guten Werke sehe" und sie nachahmend "den Vater im Himmel preise"; in die andere Hand wird das Ende der Stola ihr dargereicht, zum Zeichen, daß sie sich fortan in der Erziehung ihres Kindes und auch jetzt auf's innigste der heiligen Kirche anschließen wolle. "Auch jetzt": Im innigsten Anschlusse an die h. Kirche macht sie
ihr zu, damit sie gleichsam an ihrer Hand den ersten Kirchengang machend die heiligen Uebungen desselben desto gottgefälliger und ersprießlicher vollführe.
An der Thüre der Kirche wird die Mutter, die ihren ersten Kirchengang macht, vom Diener der Kirche in Rochet mit Stola empfangen. Die hei- liche Kirche hat bei ihr das Auge so fast nur ge- richtet auf die Würde und Aufgabe, welche sie durch die Geburt des Kindleins als dessen Mutter hat; daher gleich beim ersten Begegnen der Wunsch, daß Gottes Gnade über sie komme, um fortan ihres Berufes würdig zu wandeln. Indem nämlich die Kirche durch den Priester die Mutter mit Weih- wasser besprengt, spricht sie: „Es besprenge dich der Herr mit dem Thaue der himmlischen Gnade. Amen.“ Als wolle sie sagen: Wie die Tropfen des von mir geweihten Wassers, den Thautropfen ähnlich, über dich kommen, so möge auch die gött- liche Gnade wie linder Thau für deinen Mutter- beruf über dich kommen. – Dann wird der Mutter – und auch dabei hat die h. Kirche die Mutter- würde im Auge – ein brennendes Licht in die Hand gegeben, gleichsam als Mahnung: „Lasse fortan das Licht“ des christlichen Glaubens und eines echt christlichen Wandels „leuchten“ vor deinem Kinde, „auf daß es deine guten Werke sehe“ und sie nachahmend „den Vater im Himmel preise“; in die andere Hand wird das Ende der Stola ihr dargereicht, zum Zeichen, daß sie sich fortan in der Erziehung ihres Kindes und auch jetzt auf's innigste der heiligen Kirche anschließen wolle. „Auch jetzt“: Im innigsten Anschlusse an die h. Kirche macht sie
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ihr zu, damit sie gleichsam an ihrer Hand den
ersten Kirchengang machend die heiligen Uebungen
desselben desto gottgefälliger und ersprießlicher vollführe.
An der Thüre der Kirche wird die Mutter, die
ihren ersten Kirchengang macht, vom Diener der
Kirche in Rochet mit Stola empfangen. Die hei-
liche Kirche hat bei ihr das Auge so fast nur ge-
richtet auf die Würde und Aufgabe, welche sie
durch die Geburt des Kindleins als dessen Mutter
hat; daher gleich beim ersten Begegnen der Wunsch,
daß Gottes Gnade über sie komme, um fortan
ihres Berufes würdig zu wandeln. Indem nämlich
die Kirche durch den Priester die Mutter mit Weih-
wasser besprengt, spricht sie: „Es besprenge dich
der Herr mit dem Thaue der himmlischen Gnade.
Amen.“ Als wolle sie sagen: Wie die Tropfen
des von mir geweihten Wassers, den Thautropfen
ähnlich, über dich kommen, so möge auch die gött-
liche Gnade wie linder Thau für deinen Mutter-
beruf über dich kommen. – Dann wird der Mutter
– und auch dabei hat die h. Kirche die Mutter-
würde im Auge – ein brennendes Licht in die
Hand gegeben, gleichsam als Mahnung: „Lasse
fortan das Licht“ des christlichen Glaubens und
eines echt christlichen Wandels „leuchten“ vor deinem
Kinde, „auf daß es deine guten Werke sehe“ und
sie nachahmend „den Vater im Himmel preise“;
in die andere Hand wird das Ende der Stola ihr
dargereicht, zum Zeichen, daß sie sich fortan in der
Erziehung ihres Kindes und auch jetzt auf's innigste
der heiligen Kirche anschließen wolle. „Auch jetzt“:
Im innigsten Anschlusse an die h. Kirche macht sie
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/224>, abgerufen am 26.11.2024.
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