denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin behülflich sein sollte.
Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht. Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be- glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.
Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin- gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen- diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich- terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung, heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der Herr tritt nicht ersetzend ein.
Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht, das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen, welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind, oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-
denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin behülflich sein sollte.
Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht. Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be- glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.
Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin- gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen- diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich- terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung, heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der Herr tritt nicht ersetzend ein.
Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht, das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen, welche zu keinem rechten Lebensberufe gelangt sind, oder den Anforderungen ihres Berufes nicht ent-
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[19/0022]
denn hinwiederum der Einzelne den Andern darin
behülflich sein sollte.
Wir errathen die gnädige Absicht Gottes leicht.
Sollte dadurch, daß Viele dafür thätig wären, das
Heil des Einzelnen voller werden, so bezweckte der
Herr ohne Zweifel dadurch zugleich, daß ein Band
heiliger Liebe mehr und mehr Alle innig umschlinge
und einst in Ewigkeit die Auserwählten das beseligende
Bewußtsein tragen möchten, zum Wohle und zur Be-
glückung so vieler Andern beigetragen zu haben.
Wie dem auch sei, die Wahrheit steht fest, das
Wohl des einen Menschen ist auf manchfache Weise
bedingt durch einen gewissen heilsamen Einfluß der
Andern, so sehr, daß derselbe ohne diesen das für
ihn Erwünschliche gar nicht oder nur in viel gerin-
gerem Maße erreiche. Unterlassen und versäumen
es die Betreffenden, diesem oder jenem in nothwen-
diger oder erwünschlicher Art Gabe, Hülfe, Erleich-
terung, Trost, Unterstützung, Belehrung, Anleitung,
heilsamen Einfluß u. s. w. zuzuwenden, so bleibt
demselben das alles vorenthalten; er bleibt in seiner
Noth, er erlangt nicht das erwünschte Heil. Der
Herr tritt nicht ersetzend ein.
Wohl nirgends ist das aber in so hohem Grade
der Fall, wie bei den Kindern. Sie sind in jeglicher
Weise angewiesen auf den heilsamen Einfluß des
Vaters, der Mutter. Sind diese nicht darauf bedacht,
das Ihrige zu thun, um sie zu guten Menschen zu
machen, sie zum Heile zu führen, so werden sie nur
zu leicht überhaupt keine gute Menschen, gelangen
nicht zum Heile. Fraget jene unglücklichen Menschen,
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/22>, abgerufen am 27.11.2024.
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