Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Mutter diese Ueberzeugung nicht theilt, und das,
was dem katholischen Herzen ehrwürdig und theuer
ist, vielleicht für Wahn und Aberglauben hält.

O nein, eine entschiedene, allseitige und vollends
innige katholische Heranbildung des Kindes gehört in
gemischten Ehen so fast zu den unmöglichen Dingen.
Und so bleibt dem Kinde vorenthalten, was für das
Heil seiner Seele von der allergrößten Bedeutung ist.

Von welcher Seite man daher auch gemischte
Ehen betrachten möge, so erscheinen sie fast immer
als ein Uebel; Fälle, wo sie nicht als solche erschei-
nen, gehören, wenn sie überhaupt denkbar sind, sicher
zu den allerseltensten.

Man berufe sich nicht darauf, daß doch die Kirche
in gewissen Fällen und unter gewissen Bedingungen
solche Ehen gestatte. Sie mißbilligt dieselben
grundsätzlich überhaupt; und wenn sie in einzelnen
Fällen sie nicht gradzu verhindert und in gewisser
Hinsicht gestattet, so thut sie es gewissermaßen mit
schwerem Herzen, nur um größere Uebel zu ver-
hüten; für ein Uebel hält sie aber solche Ehen.

Es liegt ja auch in der Natur der Sache. Oder
sollte sich wohl eine Person, welche von echt katho-
lischem Geiste beseelt ist und gute katholische Gesin-
nung trägt, dazu verstehen, in das eheliche Verhältniß
einzutreten mit einer Person, welche in dem, was
ihr als das Höchste gilt, nicht übereinstimmt? O
nein, das rechte katholische Herz sträubt sich
dagegen. Findet aber eine Person einen solchen An-
stand dagegen nicht in sich, so ist das leider ein
Zeichen, daß sie in Betreff ihrer religiösen Gesinnung
bereits entartet ist. In der gemischten Ehe aber wird
solche Entartung dann nur noch weiter um sich greifen.

Mutter diese Ueberzeugung nicht theilt, und das,
was dem katholischen Herzen ehrwürdig und theuer
ist, vielleicht für Wahn und Aberglauben hält.

O nein, eine entschiedene, allseitige und vollends
innige katholische Heranbildung des Kindes gehört in
gemischten Ehen so fast zu den unmöglichen Dingen.
Und so bleibt dem Kinde vorenthalten, was für das
Heil seiner Seele von der allergrößten Bedeutung ist.

Von welcher Seite man daher auch gemischte
Ehen betrachten möge, so erscheinen sie fast immer
als ein Uebel; Fälle, wo sie nicht als solche erschei-
nen, gehören, wenn sie überhaupt denkbar sind, sicher
zu den allerseltensten.

Man berufe sich nicht darauf, daß doch die Kirche
in gewissen Fällen und unter gewissen Bedingungen
solche Ehen gestatte. Sie mißbilligt dieselben
grundsätzlich überhaupt; und wenn sie in einzelnen
Fällen sie nicht gradzu verhindert und in gewisser
Hinsicht gestattet, so thut sie es gewissermaßen mit
schwerem Herzen, nur um größere Uebel zu ver-
hüten; für ein Uebel hält sie aber solche Ehen.

Es liegt ja auch in der Natur der Sache. Oder
sollte sich wohl eine Person, welche von echt katho-
lischem Geiste beseelt ist und gute katholische Gesin-
nung trägt, dazu verstehen, in das eheliche Verhältniß
einzutreten mit einer Person, welche in dem, was
ihr als das Höchste gilt, nicht übereinstimmt? O
nein, das rechte katholische Herz sträubt sich
dagegen. Findet aber eine Person einen solchen An-
stand dagegen nicht in sich, so ist das leider ein
Zeichen, daß sie in Betreff ihrer religiösen Gesinnung
bereits entartet ist. In der gemischten Ehe aber wird
solche Entartung dann nur noch weiter um sich greifen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0147" xml:id="C889V3_001_1874_pb0144_0001" n="144"/>
Mutter diese Ueberzeugung nicht theilt, und das,<lb/>
was dem katholischen Herzen ehrwürdig und theuer<lb/>
ist, vielleicht für Wahn und Aberglauben hält.</p>
          <p>O nein, eine entschiedene, allseitige und vollends<lb/>
innige katholische Heranbildung des Kindes gehört in<lb/>
gemischten Ehen so fast zu den unmöglichen Dingen.<lb/>
Und so bleibt dem Kinde vorenthalten, was für das<lb/>
Heil seiner Seele von der allergrößten Bedeutung ist.</p>
          <p>Von welcher Seite man daher auch gemischte<lb/>
Ehen betrachten möge, so erscheinen sie fast immer<lb/>
als ein Uebel; Fälle, wo sie nicht als solche erschei-<lb/>
nen, gehören, wenn sie überhaupt denkbar sind, sicher<lb/>
zu den allerseltensten.</p>
          <p>Man berufe sich nicht darauf, daß doch die Kirche<lb/>
in gewissen Fällen und unter gewissen Bedingungen<lb/>
solche Ehen gestatte. Sie <hi rendition="#g">mißbilligt</hi> dieselben<lb/>
grundsätzlich <hi rendition="#g">überhaupt</hi>; und wenn sie in einzelnen<lb/>
Fällen sie nicht gradzu verhindert und in gewisser<lb/>
Hinsicht gestattet, so thut sie es gewissermaßen mit<lb/>
schwerem Herzen, nur um <hi rendition="#g">größere</hi> Uebel zu ver-<lb/>
hüten; für ein <hi rendition="#g">Uebel</hi> hält sie aber solche Ehen.</p>
          <p>Es liegt ja auch in der Natur der Sache. Oder<lb/>
sollte sich wohl eine Person, welche von echt katho-<lb/>
lischem Geiste beseelt ist und gute katholische Gesin-<lb/>
nung trägt, dazu verstehen, in das eheliche Verhältniß<lb/>
einzutreten mit einer Person, welche in dem, was<lb/>
ihr als das Höchste gilt, nicht übereinstimmt? O<lb/>
nein, das <hi rendition="#g">rechte katholische Herz sträubt</hi> sich<lb/>
dagegen. Findet aber eine Person einen solchen An-<lb/>
stand dagegen nicht in sich, so ist das leider ein<lb/>
Zeichen, daß sie in Betreff ihrer religiösen Gesinnung<lb/>
bereits entartet ist. In der gemischten Ehe aber wird<lb/>
solche Entartung dann nur noch weiter um sich greifen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0147] Mutter diese Ueberzeugung nicht theilt, und das, was dem katholischen Herzen ehrwürdig und theuer ist, vielleicht für Wahn und Aberglauben hält. O nein, eine entschiedene, allseitige und vollends innige katholische Heranbildung des Kindes gehört in gemischten Ehen so fast zu den unmöglichen Dingen. Und so bleibt dem Kinde vorenthalten, was für das Heil seiner Seele von der allergrößten Bedeutung ist. Von welcher Seite man daher auch gemischte Ehen betrachten möge, so erscheinen sie fast immer als ein Uebel; Fälle, wo sie nicht als solche erschei- nen, gehören, wenn sie überhaupt denkbar sind, sicher zu den allerseltensten. Man berufe sich nicht darauf, daß doch die Kirche in gewissen Fällen und unter gewissen Bedingungen solche Ehen gestatte. Sie mißbilligt dieselben grundsätzlich überhaupt; und wenn sie in einzelnen Fällen sie nicht gradzu verhindert und in gewisser Hinsicht gestattet, so thut sie es gewissermaßen mit schwerem Herzen, nur um größere Uebel zu ver- hüten; für ein Uebel hält sie aber solche Ehen. Es liegt ja auch in der Natur der Sache. Oder sollte sich wohl eine Person, welche von echt katho- lischem Geiste beseelt ist und gute katholische Gesin- nung trägt, dazu verstehen, in das eheliche Verhältniß einzutreten mit einer Person, welche in dem, was ihr als das Höchste gilt, nicht übereinstimmt? O nein, das rechte katholische Herz sträubt sich dagegen. Findet aber eine Person einen solchen An- stand dagegen nicht in sich, so ist das leider ein Zeichen, daß sie in Betreff ihrer religiösen Gesinnung bereits entartet ist. In der gemischten Ehe aber wird solche Entartung dann nur noch weiter um sich greifen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/147
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/147>, abgerufen am 23.11.2024.