Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es
uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen-
stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf
einige Andeutungen darüber beschränken.

Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf
Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau.
"Sie werden Zwei in Einem Fleische sein." Wie
innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute
vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem
Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in
der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine
Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird
daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe-
liche Glück
zu Stande kommen. Sind die beiden
Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben,
so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an
sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über-
haupt
von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede
sein; solches kann und wird auf die Dauer immer
nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht.
Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit
der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger
störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr
daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte
Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind-
lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes
zu fördern scheint, immer ist es - vollends auf die
Dauer - nur Schein. Man macht mit Recht
aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische
Ehetheil möglicher Weise früher oder später von
dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch
machend zu einer andern Ehe schreitet, was dem

das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es
uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen-
stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf
einige Andeutungen darüber beschränken.

Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf
Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau.
„Sie werden Zwei in Einem Fleische sein.“ Wie
innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute
vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem
Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in
der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine
Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird
daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe-
liche Glück
zu Stande kommen. Sind die beiden
Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben,
so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an
sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über-
haupt
von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede
sein; solches kann und wird auf die Dauer immer
nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht.
Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit
der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger
störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr
daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte
Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind-
lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes
zu fördern scheint, immer ist es – vollends auf die
Dauer – nur Schein. Man macht mit Recht
aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische
Ehetheil möglicher Weise früher oder später von
dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch
machend zu einer andern Ehe schreitet, was dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0143" xml:id="C889V3_001_1874_pb0140_0001" n="140"/>
das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es<lb/>
uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen-<lb/>
stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf<lb/>
einige Andeutungen darüber beschränken.</p>
          <p>Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf<lb/>
Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau.<lb/><q>&#x201E;Sie werden Zwei in Einem Fleische sein.&#x201C;</q> Wie<lb/>
innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute<lb/>
vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem<lb/>
Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in<lb/>
der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine<lb/>
Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird<lb/>
daher auch in einer gemischten Ehe das <hi rendition="#g">volle ehe-<lb/>
liche Glück</hi> zu Stande kommen. Sind die beiden<lb/>
Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben,<lb/>
so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an<lb/>
sich nicht störend eingreifen; aber <hi rendition="#g">dann</hi> kann <hi rendition="#g">über-<lb/>
haupt</hi> von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede<lb/>
sein; solches kann und wird <hi rendition="#g">auf die Dauer</hi> immer<lb/>
nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht.<lb/>
Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit<lb/>
der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger<lb/>
störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr<lb/>
daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte<lb/>
Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind-<lb/>
lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes<lb/>
zu fördern scheint, immer ist es &#x2013; vollends auf die<lb/>
Dauer &#x2013; <hi rendition="#g">nur Schein</hi>. Man macht mit Recht<lb/>
aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische<lb/>
Ehetheil möglicher Weise früher oder später von<lb/>
dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch<lb/>
machend zu einer <hi rendition="#g">andern</hi> Ehe schreitet, was dem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0143] das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen- stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf einige Andeutungen darüber beschränken. Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau. „Sie werden Zwei in Einem Fleische sein.“ Wie innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe- liche Glück zu Stande kommen. Sind die beiden Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben, so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über- haupt von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede sein; solches kann und wird auf die Dauer immer nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht. Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind- lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes zu fördern scheint, immer ist es – vollends auf die Dauer – nur Schein. Man macht mit Recht aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische Ehetheil möglicher Weise früher oder später von dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch machend zu einer andern Ehe schreitet, was dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/143
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/143>, abgerufen am 23.11.2024.