nur sonst Grund genug haben, sie für glaub- würdig zu halten?
Die Menschen würden auch ohne vorherge- hende tiefsinnige Betrachtungen über die Natur und ohne die Hülfe der Schlüsse, die sie daraus ziehen können, das Daseyn eines unendlichen Wesens geglaubt haben, ohne an der Richtigkeit und Gewißheit dessen, was sie glaubten zu zwei- feln, wenn nicht der erste unmittelbare Unter- richt von Gott, verdunkelt oder verfälscht wor- den wäre; wenn nicht viele Betrüger sich gefun- den hätten, die sich unmittelbarer Offenbarun- gen rühmten, ohne sie wirklich gehabt zu haben. Eben deswegen ist es eine große Wohlthat, daß wir ihn auch aus der Schöpfung erkennen kön- nen. Denn wenn diese so eingerichtet ist, daß uns die Betrachtung derselben zur Erkenntniß sei- nes Daseyns und seiner Eigenschaften leitet, so werden wir dadurch in den Stand gesezt, wofern wir selbst mit keinem unmittelbaren göttlichen Un- terrichte davon begnadigt worden, zu untersuchen und zu entscheiden, wie weit diejenigen, die sich eines solchen unmittelbaren Unterrichtes rüh- men, Glauben verdienen oder nicht; man kann die Erkenntnisse, die sie uns als unmittelbar von Gott erleuchtete Menschen mittheilen, mit denen
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nur ſonſt Grund genug haben, ſie für glaub- würdig zu halten?
Die Menſchen würden auch ohne vorherge- hende tiefſinnige Betrachtungen über die Natur und ohne die Hülfe der Schlüſſe, die ſie daraus ziehen können, das Daſeyn eines unendlichen Weſens geglaubt haben, ohne an der Richtigkeit und Gewißheit deſſen, was ſie glaubten zu zwei- feln, wenn nicht der erſte unmittelbare Unter- richt von Gott, verdunkelt oder verfälſcht wor- den wäre; wenn nicht viele Betrüger ſich gefun- den hätten, die ſich unmittelbarer Offenbarun- gen rühmten, ohne ſie wirklich gehabt zu haben. Eben deswegen iſt es eine große Wohlthat, daß wir ihn auch aus der Schöpfung erkennen kön- nen. Denn wenn dieſe ſo eingerichtet iſt, daß uns die Betrachtung derſelben zur Erkenntniß ſei- nes Daſeyns und ſeiner Eigenſchaften leitet, ſo werden wir dadurch in den Stand geſezt, wofern wir ſelbſt mit keinem unmittelbaren göttlichen Un- terrichte davon begnadigt worden, zu unterſuchen und zu entſcheiden, wie weit diejenigen, die ſich eines ſolchen unmittelbaren Unterrichtes rüh- men, Glauben verdienen oder nicht; man kann die Erkenntniſſe, die ſie uns als unmittelbar von Gott erleuchtete Menſchen mittheilen, mit denen
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nur ſonſt Grund genug haben, ſie für glaub-
würdig zu halten?
Die Menſchen würden auch ohne vorherge-
hende tiefſinnige Betrachtungen über die Natur
und ohne die Hülfe der Schlüſſe, die ſie daraus
ziehen können, das Daſeyn eines unendlichen
Weſens geglaubt haben, ohne an der Richtigkeit
und Gewißheit deſſen, was ſie glaubten zu zwei-
feln, wenn nicht der erſte unmittelbare Unter-
richt von Gott, verdunkelt oder verfälſcht wor-
den wäre; wenn nicht viele Betrüger ſich gefun-
den hätten, die ſich unmittelbarer Offenbarun-
gen rühmten, ohne ſie wirklich gehabt zu haben.
Eben deswegen iſt es eine große Wohlthat, daß
wir ihn auch aus der Schöpfung erkennen kön-
nen. Denn wenn dieſe ſo eingerichtet iſt, daß
uns die Betrachtung derſelben zur Erkenntniß ſei-
nes Daſeyns und ſeiner Eigenſchaften leitet, ſo
werden wir dadurch in den Stand geſezt, wofern
wir ſelbſt mit keinem unmittelbaren göttlichen Un-
terrichte davon begnadigt worden, zu unterſuchen
und zu entſcheiden, wie weit diejenigen, die
ſich eines ſolchen unmittelbaren Unterrichtes rüh-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/85>, abgerufen am 24.11.2024.
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