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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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higkeiten einer unendlichen Güte zu danken ha-
be; daß meine Bestimmung keine andre, als
die Bestimmung glücklich zu seyn, und immer
glücklicher zu werden seyn; daß das beste We-
sen mich nicht zum Elende erschaffen haben kön-
ne. Weil ich Gott kenne, so weiß ich, daß
die weiseste und gütigste Vorsehung alles re-
giert; daß ich zwar kaum den Anfang ihrer Wer-
ke verstehe, aber doch schon deutlich genug einse-
he, daß wenn der Anfang so herrlich ist, der
Fortgang derselben noch herrlicher seyn müsse.
Weil ich Gott kenne, so weiß ich, daß er, wie
David sagt, überall seine Hand über mich hält.
Wer kann mir schaden, wenn er mir nicht scha-
den will? Der Herr ist mein Licht und
mein Heil, für wem sollte ich mich fürch-
ten? Der Herr ist meines Lebens Kraft,
für wem sollte mir grauen? Was kann ich
nicht von dem Besten erwarten? Was kann ich
nicht von dem Unendlichen hoffen? Giebt es wohl
noch angenehmere Gedanken, Vorstellungen, die
mehr Kraft hätten, als sie, die Seele zu beglü-
cken? Und entspringen sie nicht aus der Erkennt-
niß meines Gottes?

Keine Freude ist göttlicher, als die aus sei-
ner Erkenntniß entspringt; denn keine ist der See-

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higkeiten einer unendlichen Güte zu danken ha-
be; daß meine Beſtimmung keine andre, als
die Beſtimmung glücklich zu ſeyn, und immer
glücklicher zu werden ſeyn; daß das beſte We-
ſen mich nicht zum Elende erſchaffen haben kön-
ne. Weil ich Gott kenne, ſo weiß ich, daß
die weiſeſte und gütigſte Vorſehung alles re-
giert; daß ich zwar kaum den Anfang ihrer Wer-
ke verſtehe, aber doch ſchon deutlich genug einſe-
he, daß wenn der Anfang ſo herrlich iſt, der
Fortgang derſelben noch herrlicher ſeyn müſſe.
Weil ich Gott kenne, ſo weiß ich, daß er, wie
David ſagt, überall ſeine Hand über mich hält.
Wer kann mir ſchaden, wenn er mir nicht ſcha-
den will? Der Herr iſt mein Licht und
mein Heil, für wem ſollte ich mich fürch-
ten? Der Herr iſt meines Lebens Kraft,
für wem ſollte mir grauen? Was kann ich
nicht von dem Beſten erwarten? Was kann ich
nicht von dem Unendlichen hoffen? Giebt es wohl
noch angenehmere Gedanken, Vorſtellungen, die
mehr Kraft hätten, als ſie, die Seele zu beglü-
cken? Und entſpringen ſie nicht aus der Erkennt-
niß meines Gottes?

Keine Freude iſt göttlicher, als die aus ſei-
ner Erkenntniß entſpringt; denn keine iſt der See-

lig-
D 4
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[55/0069] higkeiten einer unendlichen Güte zu danken ha- be; daß meine Beſtimmung keine andre, als die Beſtimmung glücklich zu ſeyn, und immer glücklicher zu werden ſeyn; daß das beſte We- ſen mich nicht zum Elende erſchaffen haben kön- ne. Weil ich Gott kenne, ſo weiß ich, daß die weiſeſte und gütigſte Vorſehung alles re- giert; daß ich zwar kaum den Anfang ihrer Wer- ke verſtehe, aber doch ſchon deutlich genug einſe- he, daß wenn der Anfang ſo herrlich iſt, der Fortgang derſelben noch herrlicher ſeyn müſſe. Weil ich Gott kenne, ſo weiß ich, daß er, wie David ſagt, überall ſeine Hand über mich hält. Wer kann mir ſchaden, wenn er mir nicht ſcha- den will? Der Herr iſt mein Licht und mein Heil, für wem ſollte ich mich fürch- ten? Der Herr iſt meines Lebens Kraft, für wem ſollte mir grauen? Was kann ich nicht von dem Beſten erwarten? Was kann ich nicht von dem Unendlichen hoffen? Giebt es wohl noch angenehmere Gedanken, Vorſtellungen, die mehr Kraft hätten, als ſie, die Seele zu beglü- cken? Und entſpringen ſie nicht aus der Erkennt- niß meines Gottes? Keine Freude iſt göttlicher, als die aus ſei- ner Erkenntniß entſpringt; denn keine iſt der See- lig- D 4

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/69>, abgerufen am 24.11.2024.