andern Wesen etwas Aehnliches, das einer Ver- gleichung damit fähig wäre? Wer hat ein Da- seyn, wie das Daseyn Gottes?
Siehe, Gott ist im eigentlichsten Verstan- de auch in Ansehung seines ewigen und unverän- derlichen Daseyns groß und unbekannt. Seine Jahrzahl kann niemand forschen. Mit welcher Art der Dauer könnte das Leben des Unendlichen verglichen und gemessen werden?
Soll ich Jahrhunderte auf Jahrhunderte, Jahrtausende auf Jahrtausende häufen? Soll ich alle Sonnen, alle Sterne, alle Welten, alle ihre vernünftigen und unvernünftigen Einwoh- ner, alle lebendigen und leblosen Wesen, die vom Anbeginn der Welt gewesen sind, itzt sind, die in allen künftigen Jahrhunderten, in dem ganzen mir unerforschlichen Umkreise des Daseyns dieses Himmels und dieser Erde entstehen werden, soll ich diese alle, jeden Sand an jedem Meere und jedes feinste Stäublein der Erde zählen, und die Summen ihrer Dauer, die ich mit keinen Zahlen aussprechen kann, mit der Dauer des Unendlichen vergleichen? Jst nicht ihr ganzes Daseyn, wie unzählbar auch die Jahre, Tage, Stunden und Augenblicke desselben seyn mögen,
im-
B b 5
andern Weſen etwas Aehnliches, das einer Ver- gleichung damit fähig wäre? Wer hat ein Da- ſeyn, wie das Daſeyn Gottes?
Siehe, Gott iſt im eigentlichſten Verſtan- de auch in Anſehung ſeines ewigen und unverän- derlichen Daſeyns groß und unbekannt. Seine Jahrzahl kann niemand forſchen. Mit welcher Art der Dauer könnte das Leben des Unendlichen verglichen und gemeſſen werden?
Soll ich Jahrhunderte auf Jahrhunderte, Jahrtauſende auf Jahrtauſende häufen? Soll ich alle Sonnen, alle Sterne, alle Welten, alle ihre vernünftigen und unvernünftigen Einwoh- ner, alle lebendigen und lebloſen Weſen, die vom Anbeginn der Welt geweſen ſind, itzt ſind, die in allen künftigen Jahrhunderten, in dem ganzen mir unerforſchlichen Umkreiſe des Daſeyns dieſes Himmels und dieſer Erde entſtehen werden, ſoll ich dieſe alle, jeden Sand an jedem Meere und jedes feinſte Stäublein der Erde zählen, und die Summen ihrer Dauer, die ich mit keinen Zahlen ausſprechen kann, mit der Dauer des Unendlichen vergleichen? Jſt nicht ihr ganzes Daſeyn, wie unzählbar auch die Jahre, Tage, Stunden und Augenblicke deſſelben ſeyn mögen,
im-
B b 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0407"n="393"/>
andern Weſen etwas Aehnliches, das einer Ver-<lb/>
gleichung damit fähig wäre? Wer hat ein Da-<lb/>ſeyn, wie das Daſeyn Gottes?</p><lb/><p>Siehe, Gott iſt im eigentlichſten Verſtan-<lb/>
de auch in Anſehung ſeines ewigen und unverän-<lb/>
derlichen Daſeyns <hirendition="#fr">groß und unbekannt.<lb/>
Seine Jahrzahl kann niemand forſchen.</hi><lb/>
Mit welcher Art der Dauer könnte das Leben<lb/>
des Unendlichen verglichen und gemeſſen werden?</p><lb/><p>Soll ich Jahrhunderte auf Jahrhunderte,<lb/>
Jahrtauſende auf Jahrtauſende häufen? Soll<lb/>
ich alle Sonnen, alle Sterne, alle Welten, alle<lb/>
ihre vernünftigen und unvernünftigen Einwoh-<lb/>
ner, alle lebendigen und lebloſen Weſen, die<lb/>
vom Anbeginn der Welt geweſen ſind, itzt ſind,<lb/>
die in allen künftigen Jahrhunderten, in dem<lb/>
ganzen mir unerforſchlichen Umkreiſe des Daſeyns<lb/>
dieſes Himmels und dieſer Erde entſtehen werden,<lb/>ſoll ich dieſe alle, jeden Sand an jedem Meere<lb/>
und jedes feinſte Stäublein der Erde zählen, und<lb/>
die Summen ihrer Dauer, die ich mit keinen<lb/>
Zahlen ausſprechen kann, mit der Dauer des<lb/>
Unendlichen vergleichen? Jſt nicht ihr ganzes<lb/>
Daſeyn, wie unzählbar auch die Jahre, Tage,<lb/>
Stunden und Augenblicke deſſelben ſeyn mögen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">im-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[393/0407]
andern Weſen etwas Aehnliches, das einer Ver-
gleichung damit fähig wäre? Wer hat ein Da-
ſeyn, wie das Daſeyn Gottes?
Siehe, Gott iſt im eigentlichſten Verſtan-
de auch in Anſehung ſeines ewigen und unverän-
derlichen Daſeyns groß und unbekannt.
Seine Jahrzahl kann niemand forſchen.
Mit welcher Art der Dauer könnte das Leben
des Unendlichen verglichen und gemeſſen werden?
Soll ich Jahrhunderte auf Jahrhunderte,
Jahrtauſende auf Jahrtauſende häufen? Soll
ich alle Sonnen, alle Sterne, alle Welten, alle
ihre vernünftigen und unvernünftigen Einwoh-
ner, alle lebendigen und lebloſen Weſen, die
vom Anbeginn der Welt geweſen ſind, itzt ſind,
die in allen künftigen Jahrhunderten, in dem
ganzen mir unerforſchlichen Umkreiſe des Daſeyns
dieſes Himmels und dieſer Erde entſtehen werden,
ſoll ich dieſe alle, jeden Sand an jedem Meere
und jedes feinſte Stäublein der Erde zählen, und
die Summen ihrer Dauer, die ich mit keinen
Zahlen ausſprechen kann, mit der Dauer des
Unendlichen vergleichen? Jſt nicht ihr ganzes
Daſeyn, wie unzählbar auch die Jahre, Tage,
Stunden und Augenblicke deſſelben ſeyn mögen,
im-
B b 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/407>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.