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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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chen, um mich von der Wahrheit und Richtig-
keit dieser Vorstellungen mit unwidersprechlichen
Gründen zu überzeugen. Es ist ein tiefer, uner-
forschlicher Abgrund, an welchem ich mit mei-
nen erstaunenden Gedanken stehe. Alle Gefahr
des Jrrthums, der hier möglich ist, kömmt
nicht daher, daß ich zu wenig Licht habe;
sondern daher, daß ich den Unermeßlichen in
einem Lichte erblicke, welches, wenn ich mich
ihm zu sehr nähern wollte, meine schwachen Au-
gen mit seinem allzumächtigen Glanze verblenden
würde.

Mit dem Worte Ewigkeit sind in der Of-
fenbarung meines Gottes verschiedene Begriffe
verknüpft; ich muß also den einzigen richtigen
Verstand, in dem er ewig ist, zu entdecken su-
chen, damit ich von dieser unaussprechlichen
Vollkommenheit desselben so würdig denken mö-
ge, als ein eingeschränktes Wesen davon den-
ken kann.

Eine ewige Dauer bedeutet sehr oft nicht
mehr, als eine lange Dauer, eine Dauer, de-
ren bestimmte Grenzen keinem Menschen bekannt
sind. So verheißet Gott Abraham einen ewi-
gen Besitz
des Landes, worinnen er ein Fremd-

ling

chen, um mich von der Wahrheit und Richtig-
keit dieſer Vorſtellungen mit unwiderſprechlichen
Gründen zu überzeugen. Es iſt ein tiefer, uner-
forſchlicher Abgrund, an welchem ich mit mei-
nen erſtaunenden Gedanken ſtehe. Alle Gefahr
des Jrrthums, der hier möglich iſt, kömmt
nicht daher, daß ich zu wenig Licht habe;
ſondern daher, daß ich den Unermeßlichen in
einem Lichte erblicke, welches, wenn ich mich
ihm zu ſehr nähern wollte, meine ſchwachen Au-
gen mit ſeinem allzumächtigen Glanze verblenden
würde.

Mit dem Worte Ewigkeit ſind in der Of-
fenbarung meines Gottes verſchiedene Begriffe
verknüpft; ich muß alſo den einzigen richtigen
Verſtand, in dem er ewig iſt, zu entdecken ſu-
chen, damit ich von dieſer unausſprechlichen
Vollkommenheit deſſelben ſo würdig denken mö-
ge, als ein eingeſchränktes Weſen davon den-
ken kann.

Eine ewige Dauer bedeutet ſehr oft nicht
mehr, als eine lange Dauer, eine Dauer, de-
ren beſtimmte Grenzen keinem Menſchen bekannt
ſind. So verheißet Gott Abraham einen ewi-
gen Beſitz
des Landes, worinnen er ein Fremd-

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[388/0402] chen, um mich von der Wahrheit und Richtig- keit dieſer Vorſtellungen mit unwiderſprechlichen Gründen zu überzeugen. Es iſt ein tiefer, uner- forſchlicher Abgrund, an welchem ich mit mei- nen erſtaunenden Gedanken ſtehe. Alle Gefahr des Jrrthums, der hier möglich iſt, kömmt nicht daher, daß ich zu wenig Licht habe; ſondern daher, daß ich den Unermeßlichen in einem Lichte erblicke, welches, wenn ich mich ihm zu ſehr nähern wollte, meine ſchwachen Au- gen mit ſeinem allzumächtigen Glanze verblenden würde. Mit dem Worte Ewigkeit ſind in der Of- fenbarung meines Gottes verſchiedene Begriffe verknüpft; ich muß alſo den einzigen richtigen Verſtand, in dem er ewig iſt, zu entdecken ſu- chen, damit ich von dieſer unausſprechlichen Vollkommenheit deſſelben ſo würdig denken mö- ge, als ein eingeſchränktes Weſen davon den- ken kann. Eine ewige Dauer bedeutet ſehr oft nicht mehr, als eine lange Dauer, eine Dauer, de- ren beſtimmte Grenzen keinem Menſchen bekannt ſind. So verheißet Gott Abraham einen ewi- gen Beſitz des Landes, worinnen er ein Fremd- ling

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/402>, abgerufen am 22.11.2024.