göttliche Offenbarung annehme, die erste und schwerste Versündigung unter den Beleidigungen der Gottheit ist. Da nun gleichwohl diese gött- liche Offenbarung nicht nur lehrt, daß ein eini- ger Gott sey, sondern auch den Namen und Begriff, die Eigenschaften, Handlungen und Wirkungen der Gottheit, dem Vater, dem Sohne, und dem heiligen Geiste zueignet, von dreyen behauptet, daß sie Gott sind, gebietet, nur dem einigen wahren Gott die Ehre der höch- sten Anbetung zu erweisen, und doch auch befiehlt, den Sohn und den heiligen Geist, wie den Va- ter, zu ehren: So muß ich meine äußerste Sorg- falt anwenden, mir, so weit es der Einschrän- kung und Schwachheit meines Verstandes er- laubt ist, von diesen wichtigen, erhabnen und geheimnißvollen Lehren solche Begriffe zu machen, welche weder die Lehre, daß ein einiger Gott und Herr der Menschen sey, noch die Lehre, daß der Vater, der Sohn, und der heilige Geist Gott sey, aufheben und verläugnen. Es ist unmög- lich, daß beyde Lehren Wahrheiten seyn, und doch wider einander streiten sollten, ob sie gleich, was ihre Uebereinstimmung mit einander betrifft, viel Unbegreifliches für mich haben können. Je verschiedner die Vorstellungen, die sich die Men- schen zu allen Zeiten davon gemacht haben, und
je
göttliche Offenbarung annehme, die erſte und ſchwerſte Verſündigung unter den Beleidigungen der Gottheit iſt. Da nun gleichwohl dieſe gött- liche Offenbarung nicht nur lehrt, daß ein eini- ger Gott ſey, ſondern auch den Namen und Begriff, die Eigenſchaften, Handlungen und Wirkungen der Gottheit, dem Vater, dem Sohne, und dem heiligen Geiſte zueignet, von dreyen behauptet, daß ſie Gott ſind, gebietet, nur dem einigen wahren Gott die Ehre der höch- ſten Anbetung zu erweiſen, und doch auch befiehlt, den Sohn und den heiligen Geiſt, wie den Va- ter, zu ehren: So muß ich meine äußerſte Sorg- falt anwenden, mir, ſo weit es der Einſchrän- kung und Schwachheit meines Verſtandes er- laubt iſt, von dieſen wichtigen, erhabnen und geheimnißvollen Lehren ſolche Begriffe zu machen, welche weder die Lehre, daß ein einiger Gott und Herr der Menſchen ſey, noch die Lehre, daß der Vater, der Sohn, und der heilige Geiſt Gott ſey, aufheben und verläugnen. Es iſt unmög- lich, daß beyde Lehren Wahrheiten ſeyn, und doch wider einander ſtreiten ſollten, ob ſie gleich, was ihre Uebereinſtimmung mit einander betrifft, viel Unbegreifliches für mich haben können. Je verſchiedner die Vorſtellungen, die ſich die Men- ſchen zu allen Zeiten davon gemacht haben, und
je
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0360"n="346"/>
göttliche Offenbarung annehme, die erſte und<lb/>ſchwerſte Verſündigung unter den Beleidigungen<lb/>
der Gottheit iſt. Da nun gleichwohl dieſe gött-<lb/>
liche Offenbarung nicht nur lehrt, daß ein eini-<lb/>
ger Gott ſey, ſondern auch den Namen und<lb/>
Begriff, die Eigenſchaften, Handlungen und<lb/>
Wirkungen der Gottheit, dem Vater, dem<lb/>
Sohne, und dem heiligen Geiſte zueignet, von<lb/>
dreyen behauptet, daß ſie Gott ſind, gebietet,<lb/>
nur dem einigen wahren Gott die Ehre der höch-<lb/>ſten Anbetung zu erweiſen, und doch auch befiehlt,<lb/>
den Sohn und den heiligen Geiſt, wie den Va-<lb/>
ter, zu ehren: So muß ich meine äußerſte Sorg-<lb/>
falt anwenden, mir, ſo weit es der Einſchrän-<lb/>
kung und Schwachheit meines Verſtandes er-<lb/>
laubt iſt, von dieſen wichtigen, erhabnen und<lb/>
geheimnißvollen Lehren ſolche Begriffe zu machen,<lb/>
welche weder die Lehre, daß ein einiger Gott und<lb/>
Herr der Menſchen ſey, noch die Lehre, daß der<lb/>
Vater, der Sohn, und der heilige Geiſt Gott<lb/>ſey, aufheben und verläugnen. Es iſt unmög-<lb/>
lich, daß beyde Lehren Wahrheiten ſeyn, und<lb/>
doch wider einander ſtreiten ſollten, ob ſie gleich,<lb/>
was ihre Uebereinſtimmung mit einander betrifft,<lb/>
viel Unbegreifliches für mich haben können. Je<lb/>
verſchiedner die Vorſtellungen, die ſich die Men-<lb/>ſchen zu allen Zeiten davon gemacht haben, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">je</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[346/0360]
göttliche Offenbarung annehme, die erſte und
ſchwerſte Verſündigung unter den Beleidigungen
der Gottheit iſt. Da nun gleichwohl dieſe gött-
liche Offenbarung nicht nur lehrt, daß ein eini-
ger Gott ſey, ſondern auch den Namen und
Begriff, die Eigenſchaften, Handlungen und
Wirkungen der Gottheit, dem Vater, dem
Sohne, und dem heiligen Geiſte zueignet, von
dreyen behauptet, daß ſie Gott ſind, gebietet,
nur dem einigen wahren Gott die Ehre der höch-
ſten Anbetung zu erweiſen, und doch auch befiehlt,
den Sohn und den heiligen Geiſt, wie den Va-
ter, zu ehren: So muß ich meine äußerſte Sorg-
falt anwenden, mir, ſo weit es der Einſchrän-
kung und Schwachheit meines Verſtandes er-
laubt iſt, von dieſen wichtigen, erhabnen und
geheimnißvollen Lehren ſolche Begriffe zu machen,
welche weder die Lehre, daß ein einiger Gott und
Herr der Menſchen ſey, noch die Lehre, daß der
Vater, der Sohn, und der heilige Geiſt Gott
ſey, aufheben und verläugnen. Es iſt unmög-
lich, daß beyde Lehren Wahrheiten ſeyn, und
doch wider einander ſtreiten ſollten, ob ſie gleich,
was ihre Uebereinſtimmung mit einander betrifft,
viel Unbegreifliches für mich haben können. Je
verſchiedner die Vorſtellungen, die ſich die Men-
ſchen zu allen Zeiten davon gemacht haben, und
je
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/360>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.