pfunden und genossen wird! Wie glücklich, wie frölich kann ich nicht selbst seyn, wenn ich mich nicht durch meine eigne Schuld unglücklich ma- che! Wozu sind mir so verschiedne Sinne, so vie- lerley Arten von Fähigkeiten und Kräften gege- ben, als zu meiner Glückseeligkeit, als zum Ge- nusse der ganzen Schöpfung!
Jch bin ein freyes selbstthätiges Wesen, welches Kraft zu vielerley Handlungen besitzt. Von diesen Handlungen, die von meiner Einsicht, Wahl, Entschließung und Macht abhangen, stimmen einige mit dem Endzwecke meines We- sens, und mit meinem Verhältnisse gegen andre Menschen und gegen meinen Schöpfer überein; andre streiten wider meine Bestimmung, wie ich aus dem Unterschiede ihrer Wirkungen und Fol- gen auf mich und andre unwidersprechlich erken- ne. Daraus nun, daß jene meine Vollkommen- heit und Glückseeligkeit befördern, diese hingegen sie hindern, muß ich schließen, da sich in allen andern Wesen eine höchste Weisheit und Güte äußert, und ein unendliches Wohlgefallen an Ordnung, Uebereinstimmung und Glückseelig- keit offenbaret, daß mein Schöpfer einige meiner Handlungen billige, andre verabscheue und hasse. Diese Billigung des Guten, dieses Wohlgefal-
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pfunden und genoſſen wird! Wie glücklich, wie frölich kann ich nicht ſelbſt ſeyn, wenn ich mich nicht durch meine eigne Schuld unglücklich ma- che! Wozu ſind mir ſo verſchiedne Sinne, ſo vie- lerley Arten von Fähigkeiten und Kräften gege- ben, als zu meiner Glückſeeligkeit, als zum Ge- nuſſe der ganzen Schöpfung!
Jch bin ein freyes ſelbſtthätiges Weſen, welches Kraft zu vielerley Handlungen beſitzt. Von dieſen Handlungen, die von meiner Einſicht, Wahl, Entſchließung und Macht abhangen, ſtimmen einige mit dem Endzwecke meines We- ſens, und mit meinem Verhältniſſe gegen andre Menſchen und gegen meinen Schöpfer überein; andre ſtreiten wider meine Beſtimmung, wie ich aus dem Unterſchiede ihrer Wirkungen und Fol- gen auf mich und andre unwiderſprechlich erken- ne. Daraus nun, daß jene meine Vollkommen- heit und Glückſeeligkeit befördern, dieſe hingegen ſie hindern, muß ich ſchließen, da ſich in allen andern Weſen eine höchſte Weisheit und Güte äußert, und ein unendliches Wohlgefallen an Ordnung, Uebereinſtimmung und Glückſeelig- keit offenbaret, daß mein Schöpfer einige meiner Handlungen billige, andre verabſcheue und haſſe. Dieſe Billigung des Guten, dieſes Wohlgefal-
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pfunden und genoſſen wird! Wie glücklich, wie
frölich kann ich nicht ſelbſt ſeyn, wenn ich mich
nicht durch meine eigne Schuld unglücklich ma-
che! Wozu ſind mir ſo verſchiedne Sinne, ſo vie-
lerley Arten von Fähigkeiten und Kräften gege-
ben, als zu meiner Glückſeeligkeit, als zum Ge-
nuſſe der ganzen Schöpfung!
Jch bin ein freyes ſelbſtthätiges Weſen,
welches Kraft zu vielerley Handlungen beſitzt.
Von dieſen Handlungen, die von meiner Einſicht,
Wahl, Entſchließung und Macht abhangen,
ſtimmen einige mit dem Endzwecke meines We-
ſens, und mit meinem Verhältniſſe gegen andre
Menſchen und gegen meinen Schöpfer überein;
andre ſtreiten wider meine Beſtimmung, wie ich
aus dem Unterſchiede ihrer Wirkungen und Fol-
gen auf mich und andre unwiderſprechlich erken-
ne. Daraus nun, daß jene meine Vollkommen-
heit und Glückſeeligkeit befördern, dieſe hingegen
ſie hindern, muß ich ſchließen, da ſich in allen
andern Weſen eine höchſte Weisheit und Güte
äußert, und ein unendliches Wohlgefallen an
Ordnung, Uebereinſtimmung und Glückſeelig-
keit offenbaret, daß mein Schöpfer einige meiner
Handlungen billige, andre verabſcheue und haſſe.
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/353>, abgerufen am 25.11.2024.
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