Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu
geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich
empfinde die Finsterniß meines Geistes und die
Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte
meinen Verstand, und lehre mich was gut ist!
Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und
thue was dir wohlgefällt. Dich allein müsse
ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti-
gen Wohlthaten müsse ich empfangen, ohne deine
Güte zu preisen; dir müsse ich in allen meinen
Umständen vertrauen und mich mit Zuversicht
und Freudigkeit deiner weisen und gnädigen Füh-
rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem
Willen gehorchen; denn dir gehorchen ist besser,
denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich
soll, und erkenne, wie ich soll. Gieb mir Gna-
de und Kraft, daß ich demüthig und bescheiden,
mäßig und enthaltsam, züchtig und keusch, zu-
frieden und vergnügt mit dem, was mir deine
Vorsehung Gutes gewährt, gelassen und gedul-
dig in Widerwärtigkeit, arbeitsam und fleißig in
allen dir gefälligen Geschäfften, muthig, getrost,
sorgfältig, vorsichtig, weise und klug in allen
meinen Handlungen seyn möge. Laß mich mei-
ne Nebenmenschen, als mich selbst lieben; mache
mich gerecht und billig, dienstfertig und wohlthä-
tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und

leut-

lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu
geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich
empfinde die Finſterniß meines Geiſtes und die
Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte
meinen Verſtand, und lehre mich was gut iſt!
Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und
thue was dir wohlgefällt. Dich allein müſſe
ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti-
gen Wohlthaten müſſe ich empfangen, ohne deine
Güte zu preiſen; dir müſſe ich in allen meinen
Umſtänden vertrauen und mich mit Zuverſicht
und Freudigkeit deiner weiſen und gnädigen Füh-
rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem
Willen gehorchen; denn dir gehorchen iſt beſſer,
denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich
ſoll, und erkenne, wie ich ſoll. Gieb mir Gna-
de und Kraft, daß ich demüthig und beſcheiden,
mäßig und enthaltſam, züchtig und keuſch, zu-
frieden und vergnügt mit dem, was mir deine
Vorſehung Gutes gewährt, gelaſſen und gedul-
dig in Widerwärtigkeit, arbeitſam und fleißig in
allen dir gefälligen Geſchäfften, muthig, getroſt,
ſorgfältig, vorſichtig, weiſe und klug in allen
meinen Handlungen ſeyn möge. Laß mich mei-
ne Nebenmenſchen, als mich ſelbſt lieben; mache
mich gerecht und billig, dienſtfertig und wohlthä-
tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und

leut-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0342" n="328"/>
lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu<lb/>
geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich<lb/>
empfinde die Fin&#x017F;terniß meines Gei&#x017F;tes und die<lb/>
Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte<lb/>
meinen Ver&#x017F;tand, und lehre mich was gut i&#x017F;t!<lb/>
Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und<lb/>
thue was dir wohlgefällt. Dich allein mü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti-<lb/>
gen Wohlthaten mü&#x017F;&#x017F;e ich empfangen, ohne deine<lb/>
Güte zu prei&#x017F;en; dir mü&#x017F;&#x017F;e ich in allen meinen<lb/>
Um&#x017F;tänden vertrauen und mich mit Zuver&#x017F;icht<lb/>
und Freudigkeit deiner wei&#x017F;en und gnädigen Füh-<lb/>
rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem<lb/>
Willen gehorchen; denn dir gehorchen i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich<lb/>
&#x017F;oll, und erkenne, wie ich &#x017F;oll. Gieb mir Gna-<lb/>
de und Kraft, daß ich demüthig und be&#x017F;cheiden,<lb/>
mäßig und enthalt&#x017F;am, züchtig und keu&#x017F;ch, zu-<lb/>
frieden und vergnügt mit dem, was mir deine<lb/>
Vor&#x017F;ehung Gutes gewährt, gela&#x017F;&#x017F;en und gedul-<lb/>
dig in Widerwärtigkeit, arbeit&#x017F;am und fleißig in<lb/>
allen dir gefälligen Ge&#x017F;chäfften, muthig, getro&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;orgfältig, vor&#x017F;ichtig, wei&#x017F;e und klug in allen<lb/>
meinen Handlungen &#x017F;eyn möge. Laß mich mei-<lb/>
ne Nebenmen&#x017F;chen, als mich &#x017F;elb&#x017F;t lieben; mache<lb/>
mich gerecht und billig, dien&#x017F;tfertig und wohlthä-<lb/>
tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leut-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0342] lichen, dir wohlgefälligen Wandel die Kraft zu geben, die ihnen mangelt. O mein Gott, ich empfinde die Finſterniß meines Geiſtes und die Ohnmacht meiner Seele zum Guten! Erleuchte meinen Verſtand, und lehre mich was gut iſt! Heilige meinen Willen, daß er nur wähle und thue was dir wohlgefällt. Dich allein müſſe ich über alles lieben; keine deiner mannichfalti- gen Wohlthaten müſſe ich empfangen, ohne deine Güte zu preiſen; dir müſſe ich in allen meinen Umſtänden vertrauen und mich mit Zuverſicht und Freudigkeit deiner weiſen und gnädigen Füh- rung unterwerfen. Allezeit laß mich deinem Willen gehorchen; denn dir gehorchen iſt beſſer, denn leben. Gieb, daß ich mich liebe, wie ich ſoll, und erkenne, wie ich ſoll. Gieb mir Gna- de und Kraft, daß ich demüthig und beſcheiden, mäßig und enthaltſam, züchtig und keuſch, zu- frieden und vergnügt mit dem, was mir deine Vorſehung Gutes gewährt, gelaſſen und gedul- dig in Widerwärtigkeit, arbeitſam und fleißig in allen dir gefälligen Geſchäfften, muthig, getroſt, ſorgfältig, vorſichtig, weiſe und klug in allen meinen Handlungen ſeyn möge. Laß mich mei- ne Nebenmenſchen, als mich ſelbſt lieben; mache mich gerecht und billig, dienſtfertig und wohlthä- tig, mitleidig und barmherzig, freundlich und leut-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/342
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/342>, abgerufen am 22.11.2024.