sicht widme oder entziehe; er habe weder Wohl- gefallen noch Misfallen an der verschiednen Be- schaffenheit meiner Handlungen, die sich auf ihn beziehen! Jch könnte mit eben so viel Grund glau- ben, daß ich entstanden sey, ohne eine Ursache meines Daseyns und Wesens zu haben, als ich glauben könnte, daß ich nicht in der Absicht er- schaffen sey, den, der die höchste Liebe, Dank- barkeit, Ergebenheit, Zuversicht und Unterwür- figkeit verdient, über alles zu lieben, ihn zu prei- sen, seine mannichfaltigen Wohlthaten mit Dank zu empfangen, ihm mehr als allen andern Wesen zu vertrauen, und mich eines willigen Gehorsams gegen seine Befehle zu befleißigen, sobald mir sein Wille entweder durch eine sorgfältige Betrachtung seiner Werke und ihrer Endzwecke, oder durch eine andre noch nähere Offenbarung bekannt wird.
So erkenne ich denn mit völliger Ueberzeu- gung sowohl aus der Beschaffenheit und Ein- richtung meiner ganzen Natur, als aus den or- dentlichen und gewöhnlichen Folgen meiner Hand- lungen, daß einige derselben gut, andre hingegen böse und verwerflich sind; daß ich nach der Ab- sicht meines Urhebers nur zu jenen bestimmt sey, die ich, zum Unterschiede von den verwerflichen,
Tu-
ſicht widme oder entziehe; er habe weder Wohl- gefallen noch Misfallen an der verſchiednen Be- ſchaffenheit meiner Handlungen, die ſich auf ihn beziehen! Jch könnte mit eben ſo viel Grund glau- ben, daß ich entſtanden ſey, ohne eine Urſache meines Daſeyns und Weſens zu haben, als ich glauben könnte, daß ich nicht in der Abſicht er- ſchaffen ſey, den, der die höchſte Liebe, Dank- barkeit, Ergebenheit, Zuverſicht und Unterwür- figkeit verdient, über alles zu lieben, ihn zu prei- ſen, ſeine mannichfaltigen Wohlthaten mit Dank zu empfangen, ihm mehr als allen andern Weſen zu vertrauen, und mich eines willigen Gehorſams gegen ſeine Befehle zu befleißigen, ſobald mir ſein Wille entweder durch eine ſorgfältige Betrachtung ſeiner Werke und ihrer Endzwecke, oder durch eine andre noch nähere Offenbarung bekannt wird.
So erkenne ich denn mit völliger Ueberzeu- gung ſowohl aus der Beſchaffenheit und Ein- richtung meiner ganzen Natur, als aus den or- dentlichen und gewöhnlichen Folgen meiner Hand- lungen, daß einige derſelben gut, andre hingegen böſe und verwerflich ſind; daß ich nach der Ab- ſicht meines Urhebers nur zu jenen beſtimmt ſey, die ich, zum Unterſchiede von den verwerflichen,
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ſicht widme oder entziehe; er habe weder Wohl-
gefallen noch Misfallen an der verſchiednen Be-
ſchaffenheit meiner Handlungen, die ſich auf ihn
beziehen! Jch könnte mit eben ſo viel Grund glau-
ben, daß ich entſtanden ſey, ohne eine Urſache
meines Daſeyns und Weſens zu haben, als ich
glauben könnte, daß ich nicht in der Abſicht er-
ſchaffen ſey, den, der die höchſte Liebe, Dank-
barkeit, Ergebenheit, Zuverſicht und Unterwür-
figkeit verdient, über alles zu lieben, ihn zu prei-
ſen, ſeine mannichfaltigen Wohlthaten mit Dank
zu empfangen, ihm mehr als allen andern Weſen
zu vertrauen, und mich eines willigen Gehorſams
gegen ſeine Befehle zu befleißigen, ſobald mir ſein
Wille entweder durch eine ſorgfältige Betrachtung
ſeiner Werke und ihrer Endzwecke, oder durch
eine andre noch nähere Offenbarung bekannt
wird.
So erkenne ich denn mit völliger Ueberzeu-
gung ſowohl aus der Beſchaffenheit und Ein-
richtung meiner ganzen Natur, als aus den or-
dentlichen und gewöhnlichen Folgen meiner Hand-
lungen, daß einige derſelben gut, andre hingegen
böſe und verwerflich ſind; daß ich nach der Ab-
ſicht meines Urhebers nur zu jenen beſtimmt ſey,
die ich, zum Unterſchiede von den verwerflichen,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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