mit Zuneigung und Dankbarkeit gegen ihn: Wie wird nicht dadurch mein Vergnügen vervielfäl- tigt und erhöht, da ich mit der Lust, die aus dem Genusse der Wohlthaten selbst entspringt, auch Freude über ihn und seine Güte und Zufrie- denheit darüber empfinde, daß ich gegen ihn so gesinnt bin, als ich gesinnt seyn soll! Jst nicht das Vertrauen zu ihm, und die Hoffnung auf seine Weisheit und Güte eine reiche Quelle des Trostes unter dem Gefühle unvermeidlicher Ge- fahren und Leiden?
Welche Seele, die sich solchen Empfin- dungen überläßt, kann ein Raub der Schwer- muth seyn? Wie sehr wird sie nicht dadurch aufgeheitert! Welche angenehme und fröliche Aussichten öffnen sich nicht einem Menschen, dessen Zuversicht der Urheber und Erhalter sei- nes Wesens und sein beständiger größter Wohl- thäter ist! Welch ein abscheulicher Misbrauch meines Verstandes wäre es nicht, wenn ich mich überreden wollte, es sey darum, weil mein Schö- pfer durch mich und mein Verhalten keinen Zu- wachs seiner Vorzüge und Seeligkeiten erhalten kann, einerley, auch in Absicht auf ihn, ob ich ihm meine Zuneigung, Liebe und Dankbarkeit, meine Verehrung, meine Hoffnung und Zuver-
sicht
Erster Theil. X
mit Zuneigung und Dankbarkeit gegen ihn: Wie wird nicht dadurch mein Vergnügen vervielfäl- tigt und erhöht, da ich mit der Luſt, die aus dem Genuſſe der Wohlthaten ſelbſt entſpringt, auch Freude über ihn und ſeine Güte und Zufrie- denheit darüber empfinde, daß ich gegen ihn ſo geſinnt bin, als ich geſinnt ſeyn ſoll! Jſt nicht das Vertrauen zu ihm, und die Hoffnung auf ſeine Weisheit und Güte eine reiche Quelle des Troſtes unter dem Gefühle unvermeidlicher Ge- fahren und Leiden?
Welche Seele, die ſich ſolchen Empfin- dungen überläßt, kann ein Raub der Schwer- muth ſeyn? Wie ſehr wird ſie nicht dadurch aufgeheitert! Welche angenehme und fröliche Ausſichten öffnen ſich nicht einem Menſchen, deſſen Zuverſicht der Urheber und Erhalter ſei- nes Weſens und ſein beſtändiger größter Wohl- thäter iſt! Welch ein abſcheulicher Misbrauch meines Verſtandes wäre es nicht, wenn ich mich überreden wollte, es ſey darum, weil mein Schö- pfer durch mich und mein Verhalten keinen Zu- wachs ſeiner Vorzüge und Seeligkeiten erhalten kann, einerley, auch in Abſicht auf ihn, ob ich ihm meine Zuneigung, Liebe und Dankbarkeit, meine Verehrung, meine Hoffnung und Zuver-
ſicht
Erſter Theil. X
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mit Zuneigung und Dankbarkeit gegen ihn: Wie
wird nicht dadurch mein Vergnügen vervielfäl-
tigt und erhöht, da ich mit der Luſt, die aus
dem Genuſſe der Wohlthaten ſelbſt entſpringt,
auch Freude über ihn und ſeine Güte und Zufrie-
denheit darüber empfinde, daß ich gegen ihn ſo
geſinnt bin, als ich geſinnt ſeyn ſoll! Jſt nicht
das Vertrauen zu ihm, und die Hoffnung auf
ſeine Weisheit und Güte eine reiche Quelle des
Troſtes unter dem Gefühle unvermeidlicher Ge-
fahren und Leiden?
Welche Seele, die ſich ſolchen Empfin-
dungen überläßt, kann ein Raub der Schwer-
muth ſeyn? Wie ſehr wird ſie nicht dadurch
aufgeheitert! Welche angenehme und fröliche
Ausſichten öffnen ſich nicht einem Menſchen,
deſſen Zuverſicht der Urheber und Erhalter ſei-
nes Weſens und ſein beſtändiger größter Wohl-
thäter iſt! Welch ein abſcheulicher Misbrauch
meines Verſtandes wäre es nicht, wenn ich mich
überreden wollte, es ſey darum, weil mein Schö-
pfer durch mich und mein Verhalten keinen Zu-
wachs ſeiner Vorzüge und Seeligkeiten erhalten
kann, einerley, auch in Abſicht auf ihn, ob ich
ihm meine Zuneigung, Liebe und Dankbarkeit,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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