seinen unendlichen Vorzügen gemäßes Misfallen empfinde, weil er solches durch die Wirkungen derselben offenbaret; daß er hingegen alle liebrei- chen, gütigen und menschenfreundlichen Handlun- gen billige, und Wohlgefallen daran habe, weil er eine solche Einrichtung gemacht hat, daß jede ihre eigne Belohnung wird? Gott bestimmte mich zur Ausübung der Tugend, und alles dessen, was edel und schön ist; was meine Vollkommen- heit und Glückseeligkeit mit Beständigkeit beför- dert, und zugleich ein Mittel zum besondern und allgemeinen Besten meiner Nebenmenschen dar- reicht; dazu sind mir meine höhern Kräfte eben sowohl gegeben, als die Augen zum Sehen, und die Ohren zum Hören, ob gleich die Beobachtung seiner Gesetze von meiner eignen Wahl abhängt, welches nicht anders seyn kann, weil ich ein freyes und selbstthätiges Wesen seyn soll.
Wie es einen wesentlichen und unveränder- lichen Unterschied in meinen Handlungen gegen mich selbst und gegen meine Nebenmenschen giebt; einen Unterschied, welcher mich verbindet, eini- ge als verboten, andre als befohlen anzusehen, diese auszuüben und jene zu unterlassen: So ver- hält es sich auch mit denen, deren unmittelbarer
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ſeinen unendlichen Vorzügen gemäßes Misfallen empfinde, weil er ſolches durch die Wirkungen derſelben offenbaret; daß er hingegen alle liebrei- chen, gütigen und menſchenfreundlichen Handlun- gen billige, und Wohlgefallen daran habe, weil er eine ſolche Einrichtung gemacht hat, daß jede ihre eigne Belohnung wird? Gott beſtimmte mich zur Ausübung der Tugend, und alles deſſen, was edel und ſchön iſt; was meine Vollkommen- heit und Glückſeeligkeit mit Beſtändigkeit beför- dert, und zugleich ein Mittel zum beſondern und allgemeinen Beſten meiner Nebenmenſchen dar- reicht; dazu ſind mir meine höhern Kräfte eben ſowohl gegeben, als die Augen zum Sehen, und die Ohren zum Hören, ob gleich die Beobachtung ſeiner Geſetze von meiner eignen Wahl abhängt, welches nicht anders ſeyn kann, weil ich ein freyes und ſelbſtthätiges Weſen ſeyn ſoll.
Wie es einen weſentlichen und unveränder- lichen Unterſchied in meinen Handlungen gegen mich ſelbſt und gegen meine Nebenmenſchen giebt; einen Unterſchied, welcher mich verbindet, eini- ge als verboten, andre als befohlen anzuſehen, dieſe auszuüben und jene zu unterlaſſen: So ver- hält es ſich auch mit denen, deren unmittelbarer
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ſeinen unendlichen Vorzügen gemäßes Misfallen
empfinde, weil er ſolches durch die Wirkungen
derſelben offenbaret; daß er hingegen alle liebrei-
chen, gütigen und menſchenfreundlichen Handlun-
gen billige, und Wohlgefallen daran habe, weil
er eine ſolche Einrichtung gemacht hat, daß jede
ihre eigne Belohnung wird? Gott beſtimmte mich
zur Ausübung der Tugend, und alles deſſen,
was edel und ſchön iſt; was meine Vollkommen-
heit und Glückſeeligkeit mit Beſtändigkeit beför-
dert, und zugleich ein Mittel zum beſondern und
allgemeinen Beſten meiner Nebenmenſchen dar-
reicht; dazu ſind mir meine höhern Kräfte eben
ſowohl gegeben, als die Augen zum Sehen, und
die Ohren zum Hören, ob gleich die Beobachtung
ſeiner Geſetze von meiner eignen Wahl abhängt,
welches nicht anders ſeyn kann, weil ich ein
freyes und ſelbſtthätiges Weſen ſeyn ſoll.
Wie es einen weſentlichen und unveränder-
lichen Unterſchied in meinen Handlungen gegen
mich ſelbſt und gegen meine Nebenmenſchen giebt;
einen Unterſchied, welcher mich verbindet, eini-
ge als verboten, andre als befohlen anzuſehen,
dieſe auszuüben und jene zu unterlaſſen: So ver-
hält es ſich auch mit denen, deren unmittelbarer
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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