durch die Ueberlegung und Vernunft hervorbrin- gen und genießen.
Jch bin aber nicht nur äußerlicher, sondern auch innerlicher Empfindungen fähig. Diese sind alle diejenigen Vorstellungen, welche in mei- ner Seele entstehen, wenn sie sich ihrer selbst, und des Mannichfaltigen in ihr bewußt wird. Durch die innre Empfindung weiß ich, daß ich bin; daß ich denke; daß ich will; daß ich verab- scheue und begehre. Von tausend Vorstellungen und Wahrheiten habe ich keine andre Gewißheit, als diejenige, die aus einer sich immer gleichen in- nerlichen Empfindung entspringt.
Jch bin also ein Wesen, welches durch äus- sere und innere Empfindungen mannichfaltige Ge- danken erhalten kann. Alle diese kann ich, auch in Abwesenheit aller äußerlichen Gegenstände, welche damit übereinstimmen, wiewohl gemei- niglich mit einer geringern Lebhaftigkeit fortsetzen, und bey gewissen Umständen und nach gewissen Regeln wieder erneuern und zurückrufen; meine Seele hat Errinnerung und Gedächtniß. Bey einem Begriffe kann ich andre denken oder er- neuern, die ich entweder sonst neben denen em- pfand, die ich nun wieder denke, oder die mit
den
T 2
durch die Ueberlegung und Vernunft hervorbrin- gen und genießen.
Jch bin aber nicht nur äußerlicher, ſondern auch innerlicher Empfindungen fähig. Dieſe ſind alle diejenigen Vorſtellungen, welche in mei- ner Seele entſtehen, wenn ſie ſich ihrer ſelbſt, und des Mannichfaltigen in ihr bewußt wird. Durch die innre Empfindung weiß ich, daß ich bin; daß ich denke; daß ich will; daß ich verab- ſcheue und begehre. Von tauſend Vorſtellungen und Wahrheiten habe ich keine andre Gewißheit, als diejenige, die aus einer ſich immer gleichen in- nerlichen Empfindung entſpringt.
Jch bin alſo ein Weſen, welches durch äuſ- ſere und innere Empfindungen mannichfaltige Ge- danken erhalten kann. Alle dieſe kann ich, auch in Abweſenheit aller äußerlichen Gegenſtände, welche damit übereinſtimmen, wiewohl gemei- niglich mit einer geringern Lebhaftigkeit fortſetzen, und bey gewiſſen Umſtänden und nach gewiſſen Regeln wieder erneuern und zurückrufen; meine Seele hat Errinnerung und Gedächtniß. Bey einem Begriffe kann ich andre denken oder er- neuern, die ich entweder ſonſt neben denen em- pfand, die ich nun wieder denke, oder die mit
den
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0305"n="291"/>
durch die Ueberlegung und Vernunft hervorbrin-<lb/>
gen und genießen.</p><lb/><p>Jch bin aber nicht nur äußerlicher, ſondern<lb/>
auch innerlicher Empfindungen fähig. Dieſe<lb/>ſind alle diejenigen Vorſtellungen, welche in mei-<lb/>
ner Seele entſtehen, wenn ſie ſich ihrer ſelbſt,<lb/>
und des Mannichfaltigen in ihr bewußt wird.<lb/>
Durch die innre Empfindung weiß ich, daß ich<lb/>
bin; daß ich denke; daß ich will; daß ich verab-<lb/>ſcheue und begehre. Von tauſend Vorſtellungen<lb/>
und Wahrheiten habe ich keine andre Gewißheit,<lb/>
als diejenige, die aus einer ſich immer gleichen in-<lb/>
nerlichen Empfindung entſpringt.</p><lb/><p>Jch bin alſo ein Weſen, welches durch äuſ-<lb/>ſere und innere Empfindungen mannichfaltige Ge-<lb/>
danken erhalten kann. Alle dieſe kann ich, auch<lb/>
in Abweſenheit aller äußerlichen Gegenſtände,<lb/>
welche damit übereinſtimmen, wiewohl gemei-<lb/>
niglich mit einer geringern Lebhaftigkeit fortſetzen,<lb/>
und bey gewiſſen Umſtänden und nach gewiſſen<lb/>
Regeln wieder erneuern und zurückrufen; meine<lb/>
Seele hat Errinnerung und Gedächtniß. Bey<lb/>
einem Begriffe kann ich andre denken oder er-<lb/>
neuern, die ich entweder ſonſt neben denen em-<lb/>
pfand, die ich nun wieder denke, oder die mit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[291/0305]
durch die Ueberlegung und Vernunft hervorbrin-
gen und genießen.
Jch bin aber nicht nur äußerlicher, ſondern
auch innerlicher Empfindungen fähig. Dieſe
ſind alle diejenigen Vorſtellungen, welche in mei-
ner Seele entſtehen, wenn ſie ſich ihrer ſelbſt,
und des Mannichfaltigen in ihr bewußt wird.
Durch die innre Empfindung weiß ich, daß ich
bin; daß ich denke; daß ich will; daß ich verab-
ſcheue und begehre. Von tauſend Vorſtellungen
und Wahrheiten habe ich keine andre Gewißheit,
als diejenige, die aus einer ſich immer gleichen in-
nerlichen Empfindung entſpringt.
Jch bin alſo ein Weſen, welches durch äuſ-
ſere und innere Empfindungen mannichfaltige Ge-
danken erhalten kann. Alle dieſe kann ich, auch
in Abweſenheit aller äußerlichen Gegenſtände,
welche damit übereinſtimmen, wiewohl gemei-
niglich mit einer geringern Lebhaftigkeit fortſetzen,
und bey gewiſſen Umſtänden und nach gewiſſen
Regeln wieder erneuern und zurückrufen; meine
Seele hat Errinnerung und Gedächtniß. Bey
einem Begriffe kann ich andre denken oder er-
neuern, die ich entweder ſonſt neben denen em-
pfand, die ich nun wieder denke, oder die mit
den
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/305>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.