von einem jeden unterschieden werden können; daß diese Unähnlichkeit sich in ihren Sinnen und ihren Empfindungen, in ihrer Stimme, in allen ihren Bewegungen äußert; daß sie sich bis auf die kleinsten und unsichtbarsten Theile ihres Kör- pers außer ihm und in ihm erstreckt: Wer muß darüber nicht in die äußerste Verwunderung ge- setzt werden? Wer sieht sich nicht gezwungen, über den unendlichen Reichthum der göttlichen Weisheit, der aus dieser Einrichtung hervorleuch- tet, zu erstaunen?
So ist also in dem ganzen menschlichen Kör- per nichts ohne Grund und Absicht; alles sezt Entwurf, und den herrlichsten Entwurf der voll- kommensten Weisheit voraus, einer Weisheit, die unsern Begriff, und alles was wir uns Gros- ses und Herrliches bey ihr denken können, unend- lich weit übersteigt. Nichts ist von ungefähr; nichts ohne Endzweck und Nutzen. Es ist nicht unmöglich, daß Menschen sich für die Wirkung eines blinden Zufalls halten und in der Unver- nunft und Thorheit so tief sinken und glauben kön- nen, daß kein Gott sey, der sie geschaffen hat. Die Offenbarung bezeugt es und es giebt Bey- spiele eines solchen Unsinns. Aber das ist auch gewiß, daß ein solcher tiefer Verfall der mensch-
lichen
von einem jeden unterſchieden werden können; daß dieſe Unähnlichkeit ſich in ihren Sinnen und ihren Empfindungen, in ihrer Stimme, in allen ihren Bewegungen äußert; daß ſie ſich bis auf die kleinſten und unſichtbarſten Theile ihres Kör- pers außer ihm und in ihm erſtreckt: Wer muß darüber nicht in die äußerſte Verwunderung ge- ſetzt werden? Wer ſieht ſich nicht gezwungen, über den unendlichen Reichthum der göttlichen Weisheit, der aus dieſer Einrichtung hervorleuch- tet, zu erſtaunen?
So iſt alſo in dem ganzen menſchlichen Kör- per nichts ohne Grund und Abſicht; alles ſezt Entwurf, und den herrlichſten Entwurf der voll- kommenſten Weisheit voraus, einer Weisheit, die unſern Begriff, und alles was wir uns Groſ- ſes und Herrliches bey ihr denken können, unend- lich weit überſteigt. Nichts iſt von ungefähr; nichts ohne Endzweck und Nutzen. Es iſt nicht unmöglich, daß Menſchen ſich für die Wirkung eines blinden Zufalls halten und in der Unver- nunft und Thorheit ſo tief ſinken und glauben kön- nen, daß kein Gott ſey, der ſie geſchaffen hat. Die Offenbarung bezeugt es und es giebt Bey- ſpiele eines ſolchen Unſinns. Aber das iſt auch gewiß, daß ein ſolcher tiefer Verfall der menſch-
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von einem jeden unterſchieden werden können;
daß dieſe Unähnlichkeit ſich in ihren Sinnen und
ihren Empfindungen, in ihrer Stimme, in allen
ihren Bewegungen äußert; daß ſie ſich bis auf
die kleinſten und unſichtbarſten Theile ihres Kör-
pers außer ihm und in ihm erſtreckt: Wer muß
darüber nicht in die äußerſte Verwunderung ge-
ſetzt werden? Wer ſieht ſich nicht gezwungen,
über den unendlichen Reichthum der göttlichen
Weisheit, der aus dieſer Einrichtung hervorleuch-
tet, zu erſtaunen?
So iſt alſo in dem ganzen menſchlichen Kör-
per nichts ohne Grund und Abſicht; alles ſezt
Entwurf, und den herrlichſten Entwurf der voll-
kommenſten Weisheit voraus, einer Weisheit,
die unſern Begriff, und alles was wir uns Groſ-
ſes und Herrliches bey ihr denken können, unend-
lich weit überſteigt. Nichts iſt von ungefähr;
nichts ohne Endzweck und Nutzen. Es iſt nicht
unmöglich, daß Menſchen ſich für die Wirkung
eines blinden Zufalls halten und in der Unver-
nunft und Thorheit ſo tief ſinken und glauben kön-
nen, daß kein Gott ſey, der ſie geſchaffen hat.
Die Offenbarung bezeugt es und es giebt Bey-
ſpiele eines ſolchen Unſinns. Aber das iſt auch
gewiß, daß ein ſolcher tiefer Verfall der menſch-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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