sie das Geschlecht der andern Art in der Ferne an der bloßen Stimme kennen, und zwar unter den unzählbaren ähnlichen Stimmen, die im Walde, auf dem Felde und in der Höhe der Luft ertönen, einander genau und ohne Jrrthum von einander unterscheiden? Wer muß nicht erstaunen, wenn er bemerkt, wie bey allen Thierarten die Gliedmaßen der Zeugung sich so in einander fügen, daß sie nicht anders, als mit Absicht für einander die Bildung haben können, die sie haben? Und welch ein Wunder ist es nicht, daß jedes Thier in der Paarung gerade die Stellung und Bewegung annimmt, welche zur gewissen Fortpflanzung seines Geschlechtes die bequemste ist? Welch eine Man- nichfaltigkeit weiser Anstalten zu dem großen End- zwecke die Geschlechter der Lebendigen zu verewi- gen? Wer darf einen blinden Zufall zur Quelle der klügsten Handlungen machen? Wer muß nicht den ersten Grund aller zur Fortpflanzung nöthigen Triebe und Fertigkeiten bey den Thie- ren in einem höchst vollkommnen Verstande und Willen suchen? Nur dieser konnte in dem weit- läuftigen Reiche der Thiere eine solche Einrich- tung machen, daß einige von ihnen in einem so vollkommnen Zustande gebohren werden, daß ihre Aeltern sich um ihre Erhaltung und Erzie- hung nicht bekümmern dürfen; andre hingegen
zwar
ſie das Geſchlecht der andern Art in der Ferne an der bloßen Stimme kennen, und zwar unter den unzählbaren ähnlichen Stimmen, die im Walde, auf dem Felde und in der Höhe der Luft ertönen, einander genau und ohne Jrrthum von einander unterſcheiden? Wer muß nicht erſtaunen, wenn er bemerkt, wie bey allen Thierarten die Gliedmaßen der Zeugung ſich ſo in einander fügen, daß ſie nicht anders, als mit Abſicht für einander die Bildung haben können, die ſie haben? Und welch ein Wunder iſt es nicht, daß jedes Thier in der Paarung gerade die Stellung und Bewegung annimmt, welche zur gewiſſen Fortpflanzung ſeines Geſchlechtes die bequemſte iſt? Welch eine Man- nichfaltigkeit weiſer Anſtalten zu dem großen End- zwecke die Geſchlechter der Lebendigen zu verewi- gen? Wer darf einen blinden Zufall zur Quelle der klügſten Handlungen machen? Wer muß nicht den erſten Grund aller zur Fortpflanzung nöthigen Triebe und Fertigkeiten bey den Thie- ren in einem höchſt vollkommnen Verſtande und Willen ſuchen? Nur dieſer konnte in dem weit- läuftigen Reiche der Thiere eine ſolche Einrich- tung machen, daß einige von ihnen in einem ſo vollkommnen Zuſtande gebohren werden, daß ihre Aeltern ſich um ihre Erhaltung und Erzie- hung nicht bekümmern dürfen; andre hingegen
zwar
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ſie das Geſchlecht der andern Art in der Ferne
an der bloßen Stimme kennen, und zwar unter
den unzählbaren ähnlichen Stimmen, die im
Walde, auf dem Felde und in der Höhe der Luft
ertönen, einander genau und ohne Jrrthum von
einander unterſcheiden? Wer muß nicht erſtaunen,
wenn er bemerkt, wie bey allen Thierarten die
Gliedmaßen der Zeugung ſich ſo in einander fügen,
daß ſie nicht anders, als mit Abſicht für einander
die Bildung haben können, die ſie haben? Und
welch ein Wunder iſt es nicht, daß jedes Thier in
der Paarung gerade die Stellung und Bewegung
annimmt, welche zur gewiſſen Fortpflanzung ſeines
Geſchlechtes die bequemſte iſt? Welch eine Man-
nichfaltigkeit weiſer Anſtalten zu dem großen End-
zwecke die Geſchlechter der Lebendigen zu verewi-
gen? Wer darf einen blinden Zufall zur Quelle
der klügſten Handlungen machen? Wer muß
nicht den erſten Grund aller zur Fortpflanzung
nöthigen Triebe und Fertigkeiten bey den Thie-
ren in einem höchſt vollkommnen Verſtande und
Willen ſuchen? Nur dieſer konnte in dem weit-
läuftigen Reiche der Thiere eine ſolche Einrich-
tung machen, daß einige von ihnen in einem ſo
vollkommnen Zuſtande gebohren werden, daß
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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