schädlichsten und stärksten Thiere sind deswegen gemeiniglich die unwitzigsten. Sie vermehren sich um dieser Absicht willen nicht so stark, als andre; sie müssen einander selbst aufreiben; ihre Jungen müssen andern zur Speise dienen; einige schlafen auch deswegen den ganzen Winter hin- durch, oder können, wie die Bären und Wölfe, lange hungern. Darum verdauen diese so lang- sam; darum sind jene, wie der Crocodil, so steif und ungelenkig, daß ihnen die meisten von den Thieren, denen sie nachstellen, leicht entwischen können. Diesen Endzweck noch gewisser zu er- halten, sind den schwächern Thierarten tausend Mittel, Künste und Waffen zu ihrer Vertheidi- gung gegönnt worden. Einige schützt ihre Farbe, welche der benachbarten Erde, dem Grase, dem Laube oder den Aesten so ähnlich ist, daß sie von ihren Feinden mit Mühe entdeckt werden. Andre verbergen sich, oder spinnen sich zu ihrer Sicher- heit ein. Diese retten sich durch die Geschwin- digkeit oder Mannichfaltigkeit ihrer Bewegungen in ihrem Laufe oder Sprunge, wenn jene durch die Schärfe des Gesichts oder des Geruchs die ihnen drohende Gefahr von ferne wahrnehmen, und sich ihr bey Zeiten zu entziehen suchen. Ei- nige beschützen sich dadurch, daß sie im Wasser untertauchen; andre dadurch, daß sie das Wasser
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ſchädlichſten und ſtärkſten Thiere ſind deswegen gemeiniglich die unwitzigſten. Sie vermehren ſich um dieſer Abſicht willen nicht ſo ſtark, als andre; ſie müſſen einander ſelbſt aufreiben; ihre Jungen müſſen andern zur Speiſe dienen; einige ſchlafen auch deswegen den ganzen Winter hin- durch, oder können, wie die Bären und Wölfe, lange hungern. Darum verdauen dieſe ſo lang- ſam; darum ſind jene, wie der Crocodil, ſo ſteif und ungelenkig, daß ihnen die meiſten von den Thieren, denen ſie nachſtellen, leicht entwiſchen können. Dieſen Endzweck noch gewiſſer zu er- halten, ſind den ſchwächern Thierarten tauſend Mittel, Künſte und Waffen zu ihrer Vertheidi- gung gegönnt worden. Einige ſchützt ihre Farbe, welche der benachbarten Erde, dem Graſe, dem Laube oder den Aeſten ſo ähnlich iſt, daß ſie von ihren Feinden mit Mühe entdeckt werden. Andre verbergen ſich, oder ſpinnen ſich zu ihrer Sicher- heit ein. Dieſe retten ſich durch die Geſchwin- digkeit oder Mannichfaltigkeit ihrer Bewegungen in ihrem Laufe oder Sprunge, wenn jene durch die Schärfe des Geſichts oder des Geruchs die ihnen drohende Gefahr von ferne wahrnehmen, und ſich ihr bey Zeiten zu entziehen ſuchen. Ei- nige beſchützen ſich dadurch, daß ſie im Waſſer untertauchen; andre dadurch, daß ſie das Waſſer
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ſchädlichſten und ſtärkſten Thiere ſind deswegen
gemeiniglich die unwitzigſten. Sie vermehren
ſich um dieſer Abſicht willen nicht ſo ſtark, als
andre; ſie müſſen einander ſelbſt aufreiben; ihre
Jungen müſſen andern zur Speiſe dienen; einige
ſchlafen auch deswegen den ganzen Winter hin-
durch, oder können, wie die Bären und Wölfe,
lange hungern. Darum verdauen dieſe ſo lang-
ſam; darum ſind jene, wie der Crocodil, ſo ſteif
und ungelenkig, daß ihnen die meiſten von den
Thieren, denen ſie nachſtellen, leicht entwiſchen
können. Dieſen Endzweck noch gewiſſer zu er-
halten, ſind den ſchwächern Thierarten tauſend
Mittel, Künſte und Waffen zu ihrer Vertheidi-
gung gegönnt worden. Einige ſchützt ihre Farbe,
welche der benachbarten Erde, dem Graſe, dem
Laube oder den Aeſten ſo ähnlich iſt, daß ſie von
ihren Feinden mit Mühe entdeckt werden. Andre
verbergen ſich, oder ſpinnen ſich zu ihrer Sicher-
heit ein. Dieſe retten ſich durch die Geſchwin-
digkeit oder Mannichfaltigkeit ihrer Bewegungen
in ihrem Laufe oder Sprunge, wenn jene durch
die Schärfe des Geſichts oder des Geruchs die
ihnen drohende Gefahr von ferne wahrnehmen,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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