Wie wundervoll sind die Anstalten in der Natur zur Nahrung des so sehr bevölkerten Thier- reiches! Welche Künste und Fertigkeiten sind nicht den Thieren aller Arten anerschaffen, sich und ihren Nachkommen die nöthige Speise zu ver- schaffen! Einige, deren Leben mit dem Sommer anfängt und aufhört, sorgen für ihre künftige Brut, daß sie an dem Orte, wo sie ihr Leben an- fängt, ihre Speise bereit finde. Darum legen sie, ehe sie sterben, ihre Eyer, nicht überall hin, wohin sie kommen, sondern, wenn sie vom Wasser herkommen, ins Wasser, oder wenn sie auf dem Lande leben, an diese oder jene Pflanzen, nicht an die Blätter, die im Winter abfallen, sondern an die Zweige und Aeste, an den Stamm, in den Mist, in das Holz, in Wolle, oder auch in die Körper andrer Lebendigen, damit es ih- nen, wenn sie nun zu leben anfangen, nicht an Nahrung fehle. Andre, die einen oder etliche Winter durch leben, wo nichts für sie wächst, empfinden um diese Zeit einen Trieb zum Schlafe, dem sie nicht widerstehen können, verkriechen sich in der Absicht, weben sich in einem Blatte oder Winkel ein künstliches Bette, oder graben sich ein Lager in die Erde, scharren sich ein, oder le- gen sich in die Hölungen alter Mauern oder Bäu- me, oder auch in den Schilf, und stehen da Frost
und
Wie wundervoll ſind die Anſtalten in der Natur zur Nahrung des ſo ſehr bevölkerten Thier- reiches! Welche Künſte und Fertigkeiten ſind nicht den Thieren aller Arten anerſchaffen, ſich und ihren Nachkommen die nöthige Speiſe zu ver- ſchaffen! Einige, deren Leben mit dem Sommer anfängt und aufhört, ſorgen für ihre künftige Brut, daß ſie an dem Orte, wo ſie ihr Leben an- fängt, ihre Speiſe bereit finde. Darum legen ſie, ehe ſie ſterben, ihre Eyer, nicht überall hin, wohin ſie kommen, ſondern, wenn ſie vom Waſſer herkommen, ins Waſſer, oder wenn ſie auf dem Lande leben, an dieſe oder jene Pflanzen, nicht an die Blätter, die im Winter abfallen, ſondern an die Zweige und Aeſte, an den Stamm, in den Miſt, in das Holz, in Wolle, oder auch in die Körper andrer Lebendigen, damit es ih- nen, wenn ſie nun zu leben anfangen, nicht an Nahrung fehle. Andre, die einen oder etliche Winter durch leben, wo nichts für ſie wächſt, empfinden um dieſe Zeit einen Trieb zum Schlafe, dem ſie nicht widerſtehen können, verkriechen ſich in der Abſicht, weben ſich in einem Blatte oder Winkel ein künſtliches Bette, oder graben ſich ein Lager in die Erde, ſcharren ſich ein, oder le- gen ſich in die Hölungen alter Mauern oder Bäu- me, oder auch in den Schilf, und ſtehen da Froſt
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Wie wundervoll ſind die Anſtalten in der
Natur zur Nahrung des ſo ſehr bevölkerten Thier-
reiches! Welche Künſte und Fertigkeiten ſind
nicht den Thieren aller Arten anerſchaffen, ſich
und ihren Nachkommen die nöthige Speiſe zu ver-
ſchaffen! Einige, deren Leben mit dem Sommer
anfängt und aufhört, ſorgen für ihre künftige
Brut, daß ſie an dem Orte, wo ſie ihr Leben an-
fängt, ihre Speiſe bereit finde. Darum legen
ſie, ehe ſie ſterben, ihre Eyer, nicht überall hin,
wohin ſie kommen, ſondern, wenn ſie vom
Waſſer herkommen, ins Waſſer, oder wenn ſie
auf dem Lande leben, an dieſe oder jene Pflanzen,
nicht an die Blätter, die im Winter abfallen,
ſondern an die Zweige und Aeſte, an den Stamm,
in den Miſt, in das Holz, in Wolle, oder auch
in die Körper andrer Lebendigen, damit es ih-
nen, wenn ſie nun zu leben anfangen, nicht an
Nahrung fehle. Andre, die einen oder etliche
Winter durch leben, wo nichts für ſie wächſt,
empfinden um dieſe Zeit einen Trieb zum Schlafe,
dem ſie nicht widerſtehen können, verkriechen ſich
in der Abſicht, weben ſich in einem Blatte oder
Winkel ein künſtliches Bette, oder graben ſich
ein Lager in die Erde, ſcharren ſich ein, oder le-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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