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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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wollte, daß sie bey ihrem Urheber die vollkom-
menste Erkenntniß voraussetzen.

Jn welch Erstaunen versetzet einen aufmerk-
samen Zuschauer der Natur bloß die Fertigkeit
der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und
die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers?
Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch
eine Biegsamkeit und Gelenkigkeit derselben; wie
viele Muskeln und Nerven, zu geschweigen, daß
alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers
darnach angeordnet seyn müssen! Einige bewegen
sich langsam; andre geschwind; andre mit zween
Füssen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füs-
sen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und
Flügel. Die Geschwindigkeit oder Langsamkeit
der Bewegung richtet sich allezeit nach den ver-
schiednen Bedürfnissen eines jeden Thieres. Die-
jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet
sind, und Muth, Witz und Stärke genug em-
pfangen haben, sich gegen ihre Feinde zu verthei-
digen, bewegen sich gemeiniglich langsamer, als
die, denen es an diesen Waffen fehlt. Der
Mensch und das Vieh, deren Umstände einen
weiten Raum erfodern, haben eine geschwindere
Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen;
das Gewürme hingegen, welches seine Speise,

sein

wollte, daß ſie bey ihrem Urheber die vollkom-
menſte Erkenntniß vorausſetzen.

Jn welch Erſtaunen verſetzet einen aufmerk-
ſamen Zuſchauer der Natur bloß die Fertigkeit
der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und
die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers?
Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch
eine Biegſamkeit und Gelenkigkeit derſelben; wie
viele Muskeln und Nerven, zu geſchweigen, daß
alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers
darnach angeordnet ſeyn müſſen! Einige bewegen
ſich langſam; andre geſchwind; andre mit zween
Füſſen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füſ-
ſen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und
Flügel. Die Geſchwindigkeit oder Langſamkeit
der Bewegung richtet ſich allezeit nach den ver-
ſchiednen Bedürfniſſen eines jeden Thieres. Die-
jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet
ſind, und Muth, Witz und Stärke genug em-
pfangen haben, ſich gegen ihre Feinde zu verthei-
digen, bewegen ſich gemeiniglich langſamer, als
die, denen es an dieſen Waffen fehlt. Der
Menſch und das Vieh, deren Umſtände einen
weiten Raum erfodern, haben eine geſchwindere
Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen;
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[219/0233] wollte, daß ſie bey ihrem Urheber die vollkom- menſte Erkenntniß vorausſetzen. Jn welch Erſtaunen verſetzet einen aufmerk- ſamen Zuſchauer der Natur bloß die Fertigkeit der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers? Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch eine Biegſamkeit und Gelenkigkeit derſelben; wie viele Muskeln und Nerven, zu geſchweigen, daß alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers darnach angeordnet ſeyn müſſen! Einige bewegen ſich langſam; andre geſchwind; andre mit zween Füſſen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füſ- ſen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und Flügel. Die Geſchwindigkeit oder Langſamkeit der Bewegung richtet ſich allezeit nach den ver- ſchiednen Bedürfniſſen eines jeden Thieres. Die- jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet ſind, und Muth, Witz und Stärke genug em- pfangen haben, ſich gegen ihre Feinde zu verthei- digen, bewegen ſich gemeiniglich langſamer, als die, denen es an dieſen Waffen fehlt. Der Menſch und das Vieh, deren Umſtände einen weiten Raum erfodern, haben eine geſchwindere Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen; das Gewürme hingegen, welches ſeine Speiſe, ſein

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/233>, abgerufen am 26.08.2024.