Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen möge. Welch eine bewundernswürdige
Weisheit! Welch eine Erfindung und Kunst,
die aus der Bildung aller dieser Theile her-
vorleuchtet!

Wer kann über die mannichfaltigen ange-
bohrnen Triebe und Fertigkeiten der Thiere zur
Bewegung, zur Nahrung ihrer selbst, zur Sorge
für die Nahrung ihrer Brut, zum Schlafe im
Winter, zur Sammlung des Vorraths auf den
Winter, zur Wanderung, zur Vertheidigung
gegen Verfolgung, zur Erhaltung und Fortpflan-
zung ihres Geschlechtes genug bewundern; Fer-
tigkeiten, welche sich weder aus dem Baue ihres
Körpers, ob er gleich darnach eingerichtet ist, noch
aus ihren Sinnen und Empfindungen hinläng-
lich erklären lassen; Fertigkeiten, welche sie nicht
aus vergangenen Erfahrungen, noch aus Bey-
spielen, Nachahmung, Unterricht und Uebung
haben? Es müßte einer gar nichts von der Natur
der Thiere wissen, oder seine Augen und seinen
Verstand verläugnen, wenn er in ihren Künsten,
die ihnen erblich sind, keinen höhern Verstand,
keine Absicht und Weisheit, die alles Vermögen
der Thiere und selbst alle Wissenschaft der Men-
schen unendlich übertrifft, erkennen, nicht sehen

wollte,

kommen möge. Welch eine bewundernswürdige
Weisheit! Welch eine Erfindung und Kunſt,
die aus der Bildung aller dieſer Theile her-
vorleuchtet!

Wer kann über die mannichfaltigen ange-
bohrnen Triebe und Fertigkeiten der Thiere zur
Bewegung, zur Nahrung ihrer ſelbſt, zur Sorge
für die Nahrung ihrer Brut, zum Schlafe im
Winter, zur Sammlung des Vorraths auf den
Winter, zur Wanderung, zur Vertheidigung
gegen Verfolgung, zur Erhaltung und Fortpflan-
zung ihres Geſchlechtes genug bewundern; Fer-
tigkeiten, welche ſich weder aus dem Baue ihres
Körpers, ob er gleich darnach eingerichtet iſt, noch
aus ihren Sinnen und Empfindungen hinläng-
lich erklären laſſen; Fertigkeiten, welche ſie nicht
aus vergangenen Erfahrungen, noch aus Bey-
ſpielen, Nachahmung, Unterricht und Uebung
haben? Es müßte einer gar nichts von der Natur
der Thiere wiſſen, oder ſeine Augen und ſeinen
Verſtand verläugnen, wenn er in ihren Künſten,
die ihnen erblich ſind, keinen höhern Verſtand,
keine Abſicht und Weisheit, die alles Vermögen
der Thiere und ſelbſt alle Wiſſenſchaft der Men-
ſchen unendlich übertrifft, erkennen, nicht ſehen

wollte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="218"/>
kommen möge. Welch eine bewundernswürdige<lb/>
Weisheit! Welch eine Erfindung und Kun&#x017F;t,<lb/>
die aus der Bildung aller die&#x017F;er Theile her-<lb/>
vorleuchtet!</p><lb/>
        <p>Wer kann über die mannichfaltigen ange-<lb/>
bohrnen Triebe und Fertigkeiten der Thiere zur<lb/>
Bewegung, zur Nahrung ihrer &#x017F;elb&#x017F;t, zur Sorge<lb/>
für die Nahrung ihrer Brut, zum Schlafe im<lb/>
Winter, zur Sammlung des Vorraths auf den<lb/>
Winter, zur Wanderung, zur Vertheidigung<lb/>
gegen Verfolgung, zur Erhaltung und Fortpflan-<lb/>
zung ihres Ge&#x017F;chlechtes genug bewundern; Fer-<lb/>
tigkeiten, welche &#x017F;ich weder aus dem Baue ihres<lb/>
Körpers, ob er gleich darnach eingerichtet i&#x017F;t, noch<lb/>
aus ihren Sinnen und Empfindungen hinläng-<lb/>
lich erklären la&#x017F;&#x017F;en; Fertigkeiten, welche &#x017F;ie nicht<lb/>
aus vergangenen Erfahrungen, noch aus Bey-<lb/>
&#x017F;pielen, Nachahmung, Unterricht und Uebung<lb/>
haben? Es müßte einer gar nichts von der Natur<lb/>
der Thiere wi&#x017F;&#x017F;en, oder &#x017F;eine Augen und &#x017F;einen<lb/>
Ver&#x017F;tand verläugnen, wenn er in ihren Kün&#x017F;ten,<lb/>
die ihnen erblich &#x017F;ind, keinen höhern Ver&#x017F;tand,<lb/>
keine Ab&#x017F;icht und Weisheit, die alles Vermögen<lb/>
der Thiere und &#x017F;elb&#x017F;t alle Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Men-<lb/>
&#x017F;chen unendlich übertrifft, erkennen, nicht &#x017F;ehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wollte,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0232] kommen möge. Welch eine bewundernswürdige Weisheit! Welch eine Erfindung und Kunſt, die aus der Bildung aller dieſer Theile her- vorleuchtet! Wer kann über die mannichfaltigen ange- bohrnen Triebe und Fertigkeiten der Thiere zur Bewegung, zur Nahrung ihrer ſelbſt, zur Sorge für die Nahrung ihrer Brut, zum Schlafe im Winter, zur Sammlung des Vorraths auf den Winter, zur Wanderung, zur Vertheidigung gegen Verfolgung, zur Erhaltung und Fortpflan- zung ihres Geſchlechtes genug bewundern; Fer- tigkeiten, welche ſich weder aus dem Baue ihres Körpers, ob er gleich darnach eingerichtet iſt, noch aus ihren Sinnen und Empfindungen hinläng- lich erklären laſſen; Fertigkeiten, welche ſie nicht aus vergangenen Erfahrungen, noch aus Bey- ſpielen, Nachahmung, Unterricht und Uebung haben? Es müßte einer gar nichts von der Natur der Thiere wiſſen, oder ſeine Augen und ſeinen Verſtand verläugnen, wenn er in ihren Künſten, die ihnen erblich ſind, keinen höhern Verſtand, keine Abſicht und Weisheit, die alles Vermögen der Thiere und ſelbſt alle Wiſſenſchaft der Men- ſchen unendlich übertrifft, erkennen, nicht ſehen wollte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/232
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/232>, abgerufen am 26.08.2024.