schen und Thiere nachdenken; überall entdecke ich Absicht; überall die vortrefflichsten Regeln und Gesetze für dieses weitläuftige und so sehr bevöl- kerte Reich!
Wenn wir von den Pflanzen auch nichts anders wüßten, als was jedes noch so ungeübte Auge bemerken kann, nur dieß einzige, daß ein Saamenkorn, wenn es in die Erde, diesen so fruchtbaren Schoos der Natur ausgefäet ist, erst eine Wurzel in den Boden fenke, dann einen Stamm aufwärts in die Luft treibe, welcher Knospen, Zweige, Blätter, Blumen und Früch- te trägt, worinnen Saamen zu neuen Pflanzen enthalten sind, damit die Gewächse einer jeden Art verewiget werden mögen: Kann man dann, ohne die äußerste Unvernunft, diese beständige Folge des Saamens auf die Pflanzen und der Pflanzen auf den Saamen, die nun so lange Zeit gedauert hat, mit allen dazu erforderlichen Werk- zeugen einem bloßen Zufalle zuschreiben? Erde, Regen, Luft und Wärme sind zur Erzeugung derselben unentbehrlich; aber würde wohl, wie unentbehrlich sie auch ihnen sind, eine einzige Pflanze zur Wirklichkeit kommen, wenn es kei- nen Saamen gäbe?
Sobald
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ſchen und Thiere nachdenken; überall entdecke ich Abſicht; überall die vortrefflichſten Regeln und Geſetze für dieſes weitläuftige und ſo ſehr bevöl- kerte Reich!
Wenn wir von den Pflanzen auch nichts anders wüßten, als was jedes noch ſo ungeübte Auge bemerken kann, nur dieß einzige, daß ein Saamenkorn, wenn es in die Erde, dieſen ſo fruchtbaren Schoos der Natur ausgefäet iſt, erſt eine Wurzel in den Boden fenke, dann einen Stamm aufwärts in die Luft treibe, welcher Knoſpen, Zweige, Blätter, Blumen und Früch- te trägt, worinnen Saamen zu neuen Pflanzen enthalten ſind, damit die Gewächſe einer jeden Art verewiget werden mögen: Kann man dann, ohne die äußerſte Unvernunft, dieſe beſtändige Folge des Saamens auf die Pflanzen und der Pflanzen auf den Saamen, die nun ſo lange Zeit gedauert hat, mit allen dazu erforderlichen Werk- zeugen einem bloßen Zufalle zuſchreiben? Erde, Regen, Luft und Wärme ſind zur Erzeugung derſelben unentbehrlich; aber würde wohl, wie unentbehrlich ſie auch ihnen ſind, eine einzige Pflanze zur Wirklichkeit kommen, wenn es kei- nen Saamen gäbe?
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[201/0215]
ſchen und Thiere nachdenken; überall entdecke ich
Abſicht; überall die vortrefflichſten Regeln und
Geſetze für dieſes weitläuftige und ſo ſehr bevöl-
kerte Reich!
Wenn wir von den Pflanzen auch nichts
anders wüßten, als was jedes noch ſo ungeübte
Auge bemerken kann, nur dieß einzige, daß ein
Saamenkorn, wenn es in die Erde, dieſen ſo
fruchtbaren Schoos der Natur ausgefäet iſt, erſt
eine Wurzel in den Boden fenke, dann einen
Stamm aufwärts in die Luft treibe, welcher
Knoſpen, Zweige, Blätter, Blumen und Früch-
te trägt, worinnen Saamen zu neuen Pflanzen
enthalten ſind, damit die Gewächſe einer jeden
Art verewiget werden mögen: Kann man dann,
ohne die äußerſte Unvernunft, dieſe beſtändige
Folge des Saamens auf die Pflanzen und der
Pflanzen auf den Saamen, die nun ſo lange Zeit
gedauert hat, mit allen dazu erforderlichen Werk-
zeugen einem bloßen Zufalle zuſchreiben? Erde,
Regen, Luft und Wärme ſind zur Erzeugung
derſelben unentbehrlich; aber würde wohl, wie
unentbehrlich ſie auch ihnen ſind, eine einzige
Pflanze zur Wirklichkeit kommen, wenn es kei-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/215>, abgerufen am 24.11.2024.
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