verwüstet werden. Betrachten wir die Beschaf- fenheit der ungeheuern Masse, aus welcher diese schöne, reiche und prächtige Wohnung aller Le- bendigen erbaut ist: Welche Ursachen zur Be- wunderung der vollkommensten Weisheit! Wäre sie weicher und schwammigter, als sie ist: So würden sie darauf versinken. Wäre sie fester, härter und undurchdringlicher: Wie könnte sie bearbeitet werden, und so mannichfaltige Kräu- ter, Wurzeln, Pflanzen und Bäume erzeugen und nähren! Der Erdboden besteht aus verschied- nen ordentlich liegenden Strichen und Gängen verschiedner Mineralien, Metallen und Erdarten. Wem können die mannichfaltigen Vortheile un- bekannt seyn, die besonders die Menschen dadurch erhalten? Woher empfiengen die Lebendigen das süße Wasser, dessen sie zum Leben, zur Erqui- ckung und Wohlfarth so sehr bedürfen, wenn es nicht durch die Lagen von Sand, die wir tief in der Erde entdecken, geläutert, und, so zu sagen, filtrirt würde? Wir sehen auf der Ober- fläche derselben eine bewundernswürdige Abwechs- lung von Ebnen, Thälern, Hügeln und Ber- gen! Wie sichtbar sind die Endzwecke derselben! Wenn der Erdboden überall eine gleiche und glatte Ebne wäre: Wie viel würde er von seiner Anmuth und Schönheit verlieren? Wie viel ge-
sün-
verwüſtet werden. Betrachten wir die Beſchaf- fenheit der ungeheuern Maſſe, aus welcher dieſe ſchöne, reiche und prächtige Wohnung aller Le- bendigen erbaut iſt: Welche Urſachen zur Be- wunderung der vollkommenſten Weisheit! Wäre ſie weicher und ſchwammigter, als ſie iſt: So würden ſie darauf verſinken. Wäre ſie feſter, härter und undurchdringlicher: Wie könnte ſie bearbeitet werden, und ſo mannichfaltige Kräu- ter, Wurzeln, Pflanzen und Bäume erzeugen und nähren! Der Erdboden beſteht aus verſchied- nen ordentlich liegenden Strichen und Gängen verſchiedner Mineralien, Metallen und Erdarten. Wem können die mannichfaltigen Vortheile un- bekannt ſeyn, die beſonders die Menſchen dadurch erhalten? Woher empfiengen die Lebendigen das ſüße Waſſer, deſſen ſie zum Leben, zur Erqui- ckung und Wohlfarth ſo ſehr bedürfen, wenn es nicht durch die Lagen von Sand, die wir tief in der Erde entdecken, geläutert, und, ſo zu ſagen, filtrirt würde? Wir ſehen auf der Ober- fläche derſelben eine bewundernswürdige Abwechs- lung von Ebnen, Thälern, Hügeln und Ber- gen! Wie ſichtbar ſind die Endzwecke derſelben! Wenn der Erdboden überall eine gleiche und glatte Ebne wäre: Wie viel würde er von ſeiner Anmuth und Schönheit verlieren? Wie viel ge-
ſün-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0204"n="190"/>
verwüſtet werden. Betrachten wir die Beſchaf-<lb/>
fenheit der ungeheuern Maſſe, aus welcher dieſe<lb/>ſchöne, reiche und prächtige Wohnung aller Le-<lb/>
bendigen erbaut iſt: Welche Urſachen zur Be-<lb/>
wunderung der vollkommenſten Weisheit! Wäre<lb/>ſie weicher und ſchwammigter, als ſie iſt: So<lb/>
würden ſie darauf verſinken. Wäre ſie feſter,<lb/>
härter und undurchdringlicher: Wie könnte ſie<lb/>
bearbeitet werden, und ſo mannichfaltige Kräu-<lb/>
ter, Wurzeln, Pflanzen und Bäume erzeugen<lb/>
und nähren! Der Erdboden beſteht aus verſchied-<lb/>
nen ordentlich liegenden Strichen und Gängen<lb/>
verſchiedner Mineralien, Metallen und Erdarten.<lb/>
Wem können die mannichfaltigen Vortheile un-<lb/>
bekannt ſeyn, die beſonders die Menſchen dadurch<lb/>
erhalten? Woher empfiengen die Lebendigen das<lb/>ſüße Waſſer, deſſen ſie zum Leben, zur Erqui-<lb/>
ckung und Wohlfarth ſo ſehr bedürfen, wenn es<lb/>
nicht durch die Lagen von Sand, die wir tief<lb/>
in der Erde entdecken, geläutert, und, ſo zu<lb/>ſagen, filtrirt würde? Wir ſehen auf der Ober-<lb/>
fläche derſelben eine bewundernswürdige Abwechs-<lb/>
lung von Ebnen, Thälern, Hügeln und Ber-<lb/>
gen! Wie ſichtbar ſind die Endzwecke derſelben!<lb/>
Wenn der Erdboden überall eine gleiche und<lb/>
glatte Ebne wäre: Wie viel würde er von ſeiner<lb/>
Anmuth und Schönheit verlieren? Wie viel ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſün-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[190/0204]
verwüſtet werden. Betrachten wir die Beſchaf-
fenheit der ungeheuern Maſſe, aus welcher dieſe
ſchöne, reiche und prächtige Wohnung aller Le-
bendigen erbaut iſt: Welche Urſachen zur Be-
wunderung der vollkommenſten Weisheit! Wäre
ſie weicher und ſchwammigter, als ſie iſt: So
würden ſie darauf verſinken. Wäre ſie feſter,
härter und undurchdringlicher: Wie könnte ſie
bearbeitet werden, und ſo mannichfaltige Kräu-
ter, Wurzeln, Pflanzen und Bäume erzeugen
und nähren! Der Erdboden beſteht aus verſchied-
nen ordentlich liegenden Strichen und Gängen
verſchiedner Mineralien, Metallen und Erdarten.
Wem können die mannichfaltigen Vortheile un-
bekannt ſeyn, die beſonders die Menſchen dadurch
erhalten? Woher empfiengen die Lebendigen das
ſüße Waſſer, deſſen ſie zum Leben, zur Erqui-
ckung und Wohlfarth ſo ſehr bedürfen, wenn es
nicht durch die Lagen von Sand, die wir tief
in der Erde entdecken, geläutert, und, ſo zu
ſagen, filtrirt würde? Wir ſehen auf der Ober-
fläche derſelben eine bewundernswürdige Abwechs-
lung von Ebnen, Thälern, Hügeln und Ber-
gen! Wie ſichtbar ſind die Endzwecke derſelben!
Wenn der Erdboden überall eine gleiche und
glatte Ebne wäre: Wie viel würde er von ſeiner
Anmuth und Schönheit verlieren? Wie viel ge-
ſün-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/204>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.