Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

und jedes ist so reich, daß es überall Ausdünstun-
gen genug giebt, die Wolken anzufüllen, gegen
Norden die Kälte der Luft, gegen Süden die
Hitze derselben zu mildern, überall das Erdreich
mit dem nöthigen Thaue oder Regen zu erqui-
cken, die Fruchtbarkeit desselben zu vermehren,
und aus seinem unerschöpflichen Schatze die Quel-
len, Bäche und Flüsse mit frischem Wasser reich-
lich zu versorgen. Jn der Mitte der Erde, un-
ter der Linie ist die größte Sammlung von Was-
ser, als gegen Norden, und in welcher Absicht?
Offenbar darum, weil wegen des geraden Falles
der Sonnenstralen die Erde in Gefahr wäre, von
ihren Flammen entzündet zu werden, wenn nicht
dadurch ihre Kraft geschwächt würde. Auch ge-
gen den Nordpol zu ist mehr Wasser als Land, da-
mit durch die Ausdünstungen desselben die Heftig-
keit der Kälte vermindert werden, und die Erde
auch da bewohnbar bleiben möchte. So hat das
Meer gegen Süden mehr Salz, als gegen Nor-
den, und in welcher Absicht? Offenbar darum,
weil es gegen Süden mehr in Gefahr ist, in
Fäulniß zu gerathen, als gegen Norden. Wie
vielerley Absichten, die alle in dem Besten der
Lebendigen gegründet sind.

Wer

und jedes iſt ſo reich, daß es überall Ausdünſtun-
gen genug giebt, die Wolken anzufüllen, gegen
Norden die Kälte der Luft, gegen Süden die
Hitze derſelben zu mildern, überall das Erdreich
mit dem nöthigen Thaue oder Regen zu erqui-
cken, die Fruchtbarkeit deſſelben zu vermehren,
und aus ſeinem unerſchöpflichen Schatze die Quel-
len, Bäche und Flüſſe mit friſchem Waſſer reich-
lich zu verſorgen. Jn der Mitte der Erde, un-
ter der Linie iſt die größte Sammlung von Waſ-
ſer, als gegen Norden, und in welcher Abſicht?
Offenbar darum, weil wegen des geraden Falles
der Sonnenſtralen die Erde in Gefahr wäre, von
ihren Flammen entzündet zu werden, wenn nicht
dadurch ihre Kraft geſchwächt würde. Auch ge-
gen den Nordpol zu iſt mehr Waſſer als Land, da-
mit durch die Ausdünſtungen deſſelben die Heftig-
keit der Kälte vermindert werden, und die Erde
auch da bewohnbar bleiben möchte. So hat das
Meer gegen Süden mehr Salz, als gegen Nor-
den, und in welcher Abſicht? Offenbar darum,
weil es gegen Süden mehr in Gefahr iſt, in
Fäulniß zu gerathen, als gegen Norden. Wie
vielerley Abſichten, die alle in dem Beſten der
Lebendigen gegründet ſind.

Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="188"/>
und jedes i&#x017F;t &#x017F;o reich, daß es überall Ausdün&#x017F;tun-<lb/>
gen genug giebt, die Wolken anzufüllen, gegen<lb/>
Norden die Kälte der Luft, gegen Süden die<lb/>
Hitze der&#x017F;elben zu mildern, überall das Erdreich<lb/>
mit dem nöthigen Thaue oder Regen zu erqui-<lb/>
cken, die Fruchtbarkeit de&#x017F;&#x017F;elben zu vermehren,<lb/>
und aus &#x017F;einem uner&#x017F;chöpflichen Schatze die Quel-<lb/>
len, Bäche und Flü&#x017F;&#x017F;e mit fri&#x017F;chem Wa&#x017F;&#x017F;er reich-<lb/>
lich zu ver&#x017F;orgen. Jn der Mitte der Erde, un-<lb/>
ter der Linie i&#x017F;t die größte Sammlung von Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, als gegen Norden, und in welcher Ab&#x017F;icht?<lb/>
Offenbar darum, weil wegen des geraden Falles<lb/>
der Sonnen&#x017F;tralen die Erde in Gefahr wäre, von<lb/>
ihren Flammen entzündet zu werden, wenn nicht<lb/>
dadurch ihre Kraft ge&#x017F;chwächt würde. Auch ge-<lb/>
gen den Nordpol zu i&#x017F;t mehr Wa&#x017F;&#x017F;er als Land, da-<lb/>
mit durch die Ausdün&#x017F;tungen de&#x017F;&#x017F;elben die Heftig-<lb/>
keit der Kälte vermindert werden, und die Erde<lb/>
auch da bewohnbar bleiben möchte. So hat das<lb/>
Meer gegen Süden mehr Salz, als gegen Nor-<lb/>
den, und in welcher Ab&#x017F;icht? Offenbar darum,<lb/>
weil es gegen Süden mehr in Gefahr i&#x017F;t, in<lb/>
Fäulniß zu gerathen, als gegen Norden. Wie<lb/>
vielerley Ab&#x017F;ichten, die alle in dem Be&#x017F;ten der<lb/>
Lebendigen gegründet &#x017F;ind.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0202] und jedes iſt ſo reich, daß es überall Ausdünſtun- gen genug giebt, die Wolken anzufüllen, gegen Norden die Kälte der Luft, gegen Süden die Hitze derſelben zu mildern, überall das Erdreich mit dem nöthigen Thaue oder Regen zu erqui- cken, die Fruchtbarkeit deſſelben zu vermehren, und aus ſeinem unerſchöpflichen Schatze die Quel- len, Bäche und Flüſſe mit friſchem Waſſer reich- lich zu verſorgen. Jn der Mitte der Erde, un- ter der Linie iſt die größte Sammlung von Waſ- ſer, als gegen Norden, und in welcher Abſicht? Offenbar darum, weil wegen des geraden Falles der Sonnenſtralen die Erde in Gefahr wäre, von ihren Flammen entzündet zu werden, wenn nicht dadurch ihre Kraft geſchwächt würde. Auch ge- gen den Nordpol zu iſt mehr Waſſer als Land, da- mit durch die Ausdünſtungen deſſelben die Heftig- keit der Kälte vermindert werden, und die Erde auch da bewohnbar bleiben möchte. So hat das Meer gegen Süden mehr Salz, als gegen Nor- den, und in welcher Abſicht? Offenbar darum, weil es gegen Süden mehr in Gefahr iſt, in Fäulniß zu gerathen, als gegen Norden. Wie vielerley Abſichten, die alle in dem Beſten der Lebendigen gegründet ſind. Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/202
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/202>, abgerufen am 28.08.2024.