Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.Ganzen, der Welt, die aus diesen Körpern be- steht, die Nothwendigkeit und Selbstständigkeit nicht zugeeignet werden, die man seinen Theilen abzusprechen genöthigt ist. Denn die Welt ist nichts als eine Sammlung von unzählbaren leb- losen zur Bewegung oder Ruhe fähigen Körpern, von denen jeder sein eignes unterschiednes Daseyn hat. Das Daseyn der Sonne ist nicht das Da- seyn des Mondes; das Daseyn eines Baumes nicht das Daseyn der Blume, und da jeder Körper Theile hat, so ist das Daseyn des einen nicht das Daseyn des andern. Da nun die Welt nichts anders ist, als die Summe aller der unzählbaren Theile, aus denen sie besteht; so kann ein noth- wendiges Daseyn nicht dem Ganzen zugeeignet werden, wenn es nicht allen den Theilen zugeeig- net wird, woraus das Ganze zusammen gesetzt ist. Sollte also die Welt selbstständig, von sich selbst, nicht von einem andern hervorgebracht seyn; sollte sie den Grund ihres Daseyns in sich selbst enthalten: So müßte jeder Theil der Welt, die Pflanze, die in einem Tage aufwächst, blüht und wieder verwelkt, eben sowohl als die Sonne ewig, nothwendig, von sich selbst und immer dasselbe gewesen seyn, und ohne Aufhören dasselbe bleiben. Wer könnte dieses behaupten, ohne den allerungereimtesten Widerspruch zu behaupten? Wenn
Ganzen, der Welt, die aus dieſen Körpern be- ſteht, die Nothwendigkeit und Selbſtſtändigkeit nicht zugeeignet werden, die man ſeinen Theilen abzuſprechen genöthigt iſt. Denn die Welt iſt nichts als eine Sammlung von unzählbaren leb- loſen zur Bewegung oder Ruhe fähigen Körpern, von denen jeder ſein eignes unterſchiednes Daſeyn hat. Das Daſeyn der Sonne iſt nicht das Da- ſeyn des Mondes; das Daſeyn eines Baumes nicht das Daſeyn der Blume, und da jeder Körper Theile hat, ſo iſt das Daſeyn des einen nicht das Daſeyn des andern. Da nun die Welt nichts anders iſt, als die Summe aller der unzählbaren Theile, aus denen ſie beſteht; ſo kann ein noth- wendiges Daſeyn nicht dem Ganzen zugeeignet werden, wenn es nicht allen den Theilen zugeeig- net wird, woraus das Ganze zuſammen geſetzt iſt. Sollte alſo die Welt ſelbſtſtändig, von ſich ſelbſt, nicht von einem andern hervorgebracht ſeyn; ſollte ſie den Grund ihres Daſeyns in ſich ſelbſt enthalten: So müßte jeder Theil der Welt, die Pflanze, die in einem Tage aufwächſt, blüht und wieder verwelkt, eben ſowohl als die Sonne ewig, nothwendig, von ſich ſelbſt und immer daſſelbe geweſen ſeyn, und ohne Aufhören daſſelbe bleiben. Wer könnte dieſes behaupten, ohne den allerungereimteſten Widerſpruch zu behaupten? Wenn
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nicht zugeeignet werden, die man ſeinen Theilen
abzuſprechen genöthigt iſt. Denn die Welt iſt
nichts als eine Sammlung von unzählbaren leb-
loſen zur Bewegung oder Ruhe fähigen Körpern,
von denen jeder ſein eignes unterſchiednes Daſeyn
hat. Das Daſeyn der Sonne iſt nicht das Da-
ſeyn des Mondes; das Daſeyn eines Baumes nicht
das Daſeyn der Blume, und da jeder Körper
Theile hat, ſo iſt das Daſeyn des einen nicht das
Daſeyn des andern. Da nun die Welt nichts
anders iſt, als die Summe aller der unzählbaren
Theile, aus denen ſie beſteht; ſo kann ein noth-
wendiges Daſeyn nicht dem Ganzen zugeeignet
werden, wenn es nicht allen den Theilen zugeeig-
net wird, woraus das Ganze zuſammen geſetzt
iſt. Sollte alſo die Welt ſelbſtſtändig, von ſich
ſelbſt, nicht von einem andern hervorgebracht
ſeyn; ſollte ſie den Grund ihres Daſeyns in ſich
ſelbſt enthalten: So müßte jeder Theil der Welt,
die Pflanze, die in einem Tage aufwächſt, blüht
und wieder verwelkt, eben ſowohl als die Sonne
ewig, nothwendig, von ſich ſelbſt und immer
daſſelbe geweſen ſeyn, und ohne Aufhören daſſelbe
bleiben. Wer könnte dieſes behaupten, ohne den
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