Herr, mein Gott, Gott meiner Väter, ich bin von gestern her, und was sind die kurzen Augenblicke, seit welchen ich den entzü- ckenden Anblick deiner Wunder genieße? Was sind alle Tage aller Menschen, die du geschaffen hast, wenn sie zusammen gerechnet und mit deiner Dauer, o du Ewiger, verglichen werden? Wie bald können wir bis zu der Zeit hinaufsteigen, wo weder Himmel noch Erde noch Lebendige wa- ren! Und wir denken so selten an dich, o du, von dem wir sind, allmächtiger Vater aller We- sen, in dem wir leben, weben und sind, als wenn sie von Ewigkeit gewesen wären, und ihr Leben sich selbst gegeben hätten; so selten, als wenn sie deiner unendlichen Kraft zu ihrer Er- haltung und Fortdauer nicht bedürften! Ach ver- gieb uns diese Nachläßigkeit, die so strafbar ist! Lehre uns öfter, ernstlicher und dankbarer daran
den-
XXI.
Herr, mein Gott, Gott meiner Väter, ich bin von geſtern her, und was ſind die kurzen Augenblicke, ſeit welchen ich den entzü- ckenden Anblick deiner Wunder genieße? Was ſind alle Tage aller Menſchen, die du geſchaffen haſt, wenn ſie zuſammen gerechnet und mit deiner Dauer, o du Ewiger, verglichen werden? Wie bald können wir bis zu der Zeit hinaufſteigen, wo weder Himmel noch Erde noch Lebendige wa- ren! Und wir denken ſo ſelten an dich, o du, von dem wir ſind, allmächtiger Vater aller We- ſen, in dem wir leben, weben und ſind, als wenn ſie von Ewigkeit geweſen wären, und ihr Leben ſich ſelbſt gegeben hätten; ſo ſelten, als wenn ſie deiner unendlichen Kraft zu ihrer Er- haltung und Fortdauer nicht bedürften! Ach ver- gieb uns dieſe Nachläßigkeit, die ſo ſtrafbar iſt! Lehre uns öfter, ernſtlicher und dankbarer daran
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XXI.
Herr, mein Gott, Gott meiner Väter, ich
bin von geſtern her, und was ſind die
kurzen Augenblicke, ſeit welchen ich den entzü-
ckenden Anblick deiner Wunder genieße? Was
ſind alle Tage aller Menſchen, die du geſchaffen
haſt, wenn ſie zuſammen gerechnet und mit deiner
Dauer, o du Ewiger, verglichen werden? Wie
bald können wir bis zu der Zeit hinaufſteigen,
wo weder Himmel noch Erde noch Lebendige wa-
ren! Und wir denken ſo ſelten an dich, o du,
von dem wir ſind, allmächtiger Vater aller We-
ſen, in dem wir leben, weben und ſind, als
wenn ſie von Ewigkeit geweſen wären, und ihr
Leben ſich ſelbſt gegeben hätten; ſo ſelten, als
wenn ſie deiner unendlichen Kraft zu ihrer Er-
haltung und Fortdauer nicht bedürften! Ach ver-
gieb uns dieſe Nachläßigkeit, die ſo ſtrafbar iſt!
Lehre uns öfter, ernſtlicher und dankbarer daran
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/166>, abgerufen am 25.11.2024.
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