Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Spiritu Spitzen und zusammen gesetztes Gestellemit einer Spuhle, Flügel, Wocken, Rad und Fußteitt versehen, auf welchen der Flachs, Hanff, Werck oder Wolle gesponnen und in halt- bare Fäden gebracht wird. Das Frauenzimmer führet auch kleine Spinn-Räder, so sie auf einen Tisch vor sich setzen können, sie haben auch ein gantz klein Instrument, so sie Frantzöische Spinn-Räder nen- nen, welche sie an sich in Gürtel stecken, und also im herumgehen da- ran spinnen können. de Spiritu Sancto, Catharina. Eine Portugiesi- Spital-Frau, Ist eine alte unbehülffliche und Spital-Mutter, Heisset diejenige Haußhälterin Spitzen, oder, Canten, Points, Seynd ein von Gold, Silber, Spitzen peltes oder genehetes zartes Ge-webe, dessen sich das Frauenzimmer bey ihrem Putz zu bedienen pfleget. Die weissen Spitzen seynd von un- terschiedenen Sorten und Güte, als da sind: Frantzöische oder Po- intes de Paris, Venetianische, Bra- banter, Engelländische, Anneber- ger, Schneeberger, Marienberger, und andere mehr. Sie werden entweder Ellen- oder Stückweise verkauffet. Siehe Venetiani- sche Spitzen, ingleichen siehe Fran- tzöische Spitzen. Spitzen-Bändgen, Ist ein schmales zartes und Spitzen-Frau, Seynd gewisse Weiber, so aller- Spitzen-Grund, Heist derjenige weit-löcherichte Spitzen-Grund anzu- stechen, Seynd kleine zarte von weissen Zwirn
[Spaltenumbruch]
Spiritu Spitzen und zuſammen geſetztes Geſtellemit einer Spuhle, Fluͤgel, Wocken, Rad und Fußteitt verſehen, auf welchen der Flachs, Hanff, Werck oder Wolle geſponnen und in halt- bare Faͤden gebracht wird. Das Frauenzimmer fuͤhret auch kleine Spinn-Raͤder, ſo ſie auf einen Tiſch vor ſich ſetzen koͤnnen, ſie haben auch ein gantz klein Inſtrument, ſo ſie Frantzoͤiſche Spinn-Raͤder nen- nen, welche ſie an ſich in Guͤrtel ſtecken, und alſo im herumgehen da- ran ſpinnen koͤnnen. de Spiritu Sancto, Catharina. Eine Portugieſi- Spital-Frau, Iſt eine alte unbehuͤlffliche und Spital-Mutter, Heiſſet diejenige Haußhaͤlterin Spitzen, oder, Canten, Points, Seynd ein von Gold, Silber, Spitzen peltes oder genehetes zartes Ge-webe, deſſen ſich das Frauenzimmer bey ihrem Putz zu bedienen pfleget. Die weiſſen Spitzen ſeynd von un- terſchiedenen Sorten und Guͤte, als da ſind: Frantzoͤiſche oder Po- intes de Paris, Venetianiſche, Bra- banter, Engellaͤndiſche, Anneber- ger, Schneeberger, Marienberger, und andere mehr. Sie werden entweder Ellen- oder Stuͤckweiſe verkauffet. Siehe Venetiani- ſche Spitzen, ingleichen ſiehe Fran- tzoͤiſche Spitzen. Spitzen-Baͤndgen, Iſt ein ſchmales zartes und Spitzen-Frau, Seynd gewiſſe Weiber, ſo aller- Spitzen-Grund, Heiſt derjenige weit-loͤcherichte Spitzen-Grund anzu- ſtechen, Seynd kleine zarte von weiſſen Zwirn
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Spiritu Spitzen
Spitzen
und zuſammen geſetztes Geſtelle
mit einer Spuhle, Fluͤgel, Wocken,
Rad und Fußteitt verſehen, auf
welchen der Flachs, Hanff, Werck
oder Wolle geſponnen und in halt-
bare Faͤden gebracht wird. Das
Frauenzimmer fuͤhret auch kleine
Spinn-Raͤder, ſo ſie auf einen Tiſch
vor ſich ſetzen koͤnnen, ſie haben
auch ein gantz klein Inſtrument, ſo
ſie Frantzoͤiſche Spinn-Raͤder nen-
nen, welche ſie an ſich in Guͤrtel
ſtecken, und alſo im herumgehen da-
ran ſpinnen koͤnnen.
de Spiritu Sancto,
Catharina. Eine Portugieſi-
ſche gelehrte Nonne vom Seraphi-
nen Orden zu Liſſabon, lebete im
Anfang des 17. Seculi und be-
ſchrieb die Hiſtorie ihres Cloſters
unter dem Titul: Fundaçaon das
Framengas.
Spital-Frau,
Iſt eine alte unbehuͤlffliche und
krancke Frau, ſo ſich um ihr Alter
vollends geruhig hinzubringen in
ein Hoſpital gekauffet, und daſelbſt
biß an ihr Ende verpfleget wird.
Spital-Mutter,
Heiſſet diejenige Haußhaͤlterin
und verſtaͤndige Frau, ſo zu Ver-
pflegung und Wartung derer im
Hoſpital ſich befindenden alten
Weiber beſtimmet und vorgeſetzet
iſt.
Spitzen, oder, Canten, Points,
Seynd ein von Gold, Silber,
gut oder Leoniſch, Neſtel-Garn,
oder weiſſen auch ſchwartzen Zwirn
nach einem gewiſſen Muſter geklep-
peltes oder genehetes zartes Ge-
webe, deſſen ſich das Frauenzimmer
bey ihrem Putz zu bedienen pfleget.
Die weiſſen Spitzen ſeynd von un-
terſchiedenen Sorten und Guͤte,
als da ſind: Frantzoͤiſche oder Po-
intes de Paris, Venetianiſche, Bra-
banter, Engellaͤndiſche, Anneber-
ger, Schneeberger, Marienberger,
und andere mehr. Sie werden
entweder Ellen- oder Stuͤckweiſe
verkauffet. Siehe Venetiani-
ſche Spitzen, ingleichen ſiehe Fran-
tzoͤiſche Spitzen.
Spitzen-Baͤndgen,
Iſt ein ſchmales zartes und
auf beyden Seiten durchloͤchertes
weiſſes Band, welches das Frauen-
Volck bey dem Spitzen nehen zu
Umlegung und Einfaſſung der
Blumen und Gaͤnge zu brauchen
pfleget.
Spitzen-Frau,
Seynd gewiſſe Weiber, ſo aller-
hand weiſſe Spitzen in einem Kaͤſt-
lein in und auſſer denen Jahr-
Maͤrckten dem Frauenzimmer in
die Haͤuſer zum Verkauff herum
tragen.
Spitzen-Grund,
Heiſt derjenige weit-loͤcherichte
Stich in denen Spitzen, wormit
das Frauenzimmer die leeren Fel-
der, ſo auſſer denen Blumen und
Gaͤngen auf dem Spitzen-Muſter
gefunden werden, auszufuͤllen pfle-
get; iſt entweder einfach oder
doppelt.
Spitzen-Grund anzu-
ſtechen,
Seynd kleine zarte von weiſſen
Zwirn
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Zitationshilfe: | Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/966>, abgerufen am 23.02.2025. |