Acetose, Ozeille, ist ein Kräut- gen von einer angenehmen Säure, wächst häuffig in Wiesen, Gärten und auf Feldern, und dienet in der Artzeney wieder viele Beschwerun- gen. Nechst dem ist es auch ein gut Küchen-Kraut, daraus der Koch Salsen verfertiget, oder es unter den Salat vermischet, oder sonst bey andern Essen anwendet; jedoch ist es im Früh-Jahr am ge- sündesten, wie davon das Ziegen- und Lammfleisch, so man damit ko- chet, Zeugniß giebet.
Sauerkraut,
Brassica conditanea, (muriati- ca) wird auf einer Hobel-Banck klein geschnitten, mit Saltz, Kum- mel, und manchmahl mit Wachhol- der-Beeren in Fässer eingetreten, darinne es gähren muß: von dessen Einmachung schon oben unter dem Wort Dille, etwas gedacht wor- den. Es ist dieses zwar eine gute Speise vor gemeine Leute, die es wieder ausarbeiten können; es hat sich aber auch mancher Siech- ling daran wieder erhohlet. Die Köche brauchen es auch an viel an- dere Speisen, davon hin und wie- der die Zubereitungen zeugen wer- den. Insgememein pfleget man es also abzukochen.
Sauerkraut zuzurichten,
Nehmet Sauerkraut, setzet es mit Wasser zum Feuer, und kochet es weich. Hernach machet But- ter oder Schweinenschmaltz heiß; [Spaltenumbruch]
Saufft Scala
rühret ein wenig Mehl drein, und lasset es ein wenig rösten; seiget alsdenn etwas Brühe vom Kraut ab, und schüttet das heisse Schmaltz oder Butter an das Kraut; rühret es wohl durch einander, darnach möget ihr es anrichten. Wie es ferner zubereitet wird, ist bey de- nen Hünern, Gänsen, Enten, Ca- paunen, Hechten, Schweinefleisch und an andern Orten mehr zu er- sehen.
Sauff-Drossel,
Nennet man insgemein diejeni- gen liederlichen versoffenen Wei- ber, so dem Trunck ergeben sind, in- gleichen Zech-Schwestern, Bran- tewein-Bullen, Zipp-Schwestern, u. d. g.
Säugen, siehe. Stillen.
Säug-Amme, siehe. Amme.
Säumen,
Heisset die zugeschnittene Lein- wand oder ander weisses Zeug an denen Enden herum einschlagen, und mit einer schmalen zierlichen Nahd umgeben; welche Nahd der Saum genennet wird. Ist ent- weder schmal oder breit.
Scala,
Alexandra, von Florentz aus Italien, des gelehrten Bartholo- maei Scalae Tochter, sie war ein ge- lehrtes Frauenzimmer und gute Poetin, so Griechisch, Lateinisch und Italiänisch fertig reden und schreiben konte. Ihr Mann war Michael Marullus, der bekannte Poe-
te,
[Spaltenumbruch]
Saue Sauerk
Saue. ſiehe. Schwein.
Sauerampffer,
Acetoſe, Ozeille, iſt ein Kraͤut- gen von einer angenehmen Saͤure, waͤchſt haͤuffig in Wieſen, Gaͤrten und auf Feldern, und dienet in der Artzeney wieder viele Beſchwerun- gen. Nechſt dem iſt es auch ein gut Kuͤchen-Kraut, daraus der Koch Salſen verfertiget, oder es unter den Salat vermiſchet, oder ſonſt bey andern Eſſen anwendet; jedoch iſt es im Fruͤh-Jahr am ge- ſuͤndeſten, wie davon das Ziegen- und Lammfleiſch, ſo man damit ko- chet, Zeugniß giebet.
Sauerkraut,
Brasſica conditanea, (muriati- ca) wird auf einer Hobel-Banck klein geſchnitten, mit Saltz, Kum- mel, und manchmahl mit Wachhol- der-Beeren in Faͤſſer eingetreten, darinne es gaͤhren muß: von deſſen Einmachung ſchon oben unter dem Wort Dille, etwas gedacht wor- den. Es iſt dieſes zwar eine gute Speiſe vor gemeine Leute, die es wieder ausarbeiten koͤnnen; es hat ſich aber auch mancher Siech- ling daran wieder erhohlet. Die Koͤche brauchen es auch an viel an- dere Speiſen, davon hin und wie- der die Zubereitungen zeugen wer- den. Insgememein pfleget man es alſo abzukochen.
Sauerkraut zuzurichten,
Nehmet Sauerkraut, ſetzet es mit Waſſer zum Feuer, und kochet es weich. Hernach machet But- ter oder Schweinenſchmaltz heiß; [Spaltenumbruch]
Saufft Scala
ruͤhret ein wenig Mehl drein, und laſſet es ein wenig roͤſten; ſeiget alsdenn etwas Bruͤhe vom Kraut ab, und ſchuͤttet das heiſſe Schmaltz oder Butter an das Kraut; ruͤhret es wohl durch einander, darnach moͤget ihr es anrichten. Wie es ferner zubereitet wird, iſt bey de- nen Huͤnern, Gaͤnſen, Enten, Ca- paunen, Hechten, Schweinefleiſch und an andern Orten mehr zu er- ſehen.
Sauff-Droſſel,
Nennet man insgemein diejeni- gen liederlichen verſoffenen Wei- ber, ſo dem Trunck ergeben ſind, in- gleichen Zech-Schweſtern, Bran- tewein-Bullen, Zipp-Schweſtern, u. d. g.
Saͤugen, ſiehe. Stillen.
Saͤug-Amme, ſiehe. Amme.
Saͤumen,
Heiſſet die zugeſchnittene Lein- wand oder ander weiſſes Zeug an denen Enden herum einſchlagen, und mit einer ſchmalen zierlichen Nahd umgeben; welche Nahd der Saum genennet wird. Iſt ent- weder ſchmal oder breit.
Scala,
Alexandra, von Florentz aus Italien, des gelehrten Bartholo- mæi Scalæ Tochter, ſie war ein ge- lehrtes Frauenzimmer und gute Poetin, ſo Griechiſch, Lateiniſch und Italiaͤniſch fertig reden und ſchreiben konte. Ihr Mann war Michael Marullus, der bekañte Poe-
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[0872]
Saue Sauerk
Saufft Scala
Saue. ſiehe. Schwein.
Sauerampffer,
Acetoſe, Ozeille, iſt ein Kraͤut-
gen von einer angenehmen Saͤure,
waͤchſt haͤuffig in Wieſen, Gaͤrten
und auf Feldern, und dienet in der
Artzeney wieder viele Beſchwerun-
gen. Nechſt dem iſt es auch ein
gut Kuͤchen-Kraut, daraus der
Koch Salſen verfertiget, oder es
unter den Salat vermiſchet, oder
ſonſt bey andern Eſſen anwendet;
jedoch iſt es im Fruͤh-Jahr am ge-
ſuͤndeſten, wie davon das Ziegen-
und Lammfleiſch, ſo man damit ko-
chet, Zeugniß giebet.
Sauerkraut,
Brasſica conditanea, (muriati-
ca) wird auf einer Hobel-Banck
klein geſchnitten, mit Saltz, Kum-
mel, und manchmahl mit Wachhol-
der-Beeren in Faͤſſer eingetreten,
darinne es gaͤhren muß: von deſſen
Einmachung ſchon oben unter dem
Wort Dille, etwas gedacht wor-
den. Es iſt dieſes zwar eine gute
Speiſe vor gemeine Leute, die es
wieder ausarbeiten koͤnnen; es
hat ſich aber auch mancher Siech-
ling daran wieder erhohlet. Die
Koͤche brauchen es auch an viel an-
dere Speiſen, davon hin und wie-
der die Zubereitungen zeugen wer-
den. Insgememein pfleget man
es alſo abzukochen.
Sauerkraut zuzurichten,
Nehmet Sauerkraut, ſetzet es
mit Waſſer zum Feuer, und kochet
es weich. Hernach machet But-
ter oder Schweinenſchmaltz heiß;
ruͤhret ein wenig Mehl drein, und
laſſet es ein wenig roͤſten; ſeiget
alsdenn etwas Bruͤhe vom Kraut
ab, und ſchuͤttet das heiſſe Schmaltz
oder Butter an das Kraut; ruͤhret
es wohl durch einander, darnach
moͤget ihr es anrichten. Wie es
ferner zubereitet wird, iſt bey de-
nen Huͤnern, Gaͤnſen, Enten, Ca-
paunen, Hechten, Schweinefleiſch
und an andern Orten mehr zu er-
ſehen.
Sauff-Droſſel,
Nennet man insgemein diejeni-
gen liederlichen verſoffenen Wei-
ber, ſo dem Trunck ergeben ſind, in-
gleichen Zech-Schweſtern, Bran-
tewein-Bullen, Zipp-Schweſtern,
u. d. g.
Saͤugen, ſiehe. Stillen.
Saͤug-Amme, ſiehe.
Amme.
Saͤumen,
Heiſſet die zugeſchnittene Lein-
wand oder ander weiſſes Zeug an
denen Enden herum einſchlagen,
und mit einer ſchmalen zierlichen
Nahd umgeben; welche Nahd der
Saum genennet wird. Iſt ent-
weder ſchmal oder breit.
Scala,
Alexandra, von Florentz aus
Italien, des gelehrten Bartholo-
mæi Scalæ Tochter, ſie war ein ge-
lehrtes Frauenzimmer und gute
Poetin, ſo Griechiſch, Lateiniſch
und Italiaͤniſch fertig reden und
ſchreiben konte. Ihr Mann war
Michael Marullus, der bekañte Poe-
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/872>, abgerufen am 23.02.2025.
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