und Frantzöischen Botanicos auff- schlägt, so würde man wohl über anderthalb hundert Gattungen zehlen können. Sonst dienen die Pfirschingen insgemein zur Nä- scherey, weil sie nicht gar zu lange liegen, wiewohl auch der Koch aus selbigen folgende Essen machet: 1) Pfirschingen gedämpfft; 2) Pfirschinge gebacken.
Pfirschinge gedämpfft,
Schälet Pfirschinge, thut aus selbigen die Kerne heraus, und halbiret sie, Darnach giesset Wein mit etwas Wasser vermischt in einen Tiegel, werffet ein Stück Zucker nebst Citronenschalen und Zimmet darzu, leget die Pfirschin- ge auch drein, und lasset sie auf Kohlfeuer dämpffen. Wenn sie nun bald weich sind, so thut sie bey Seit, richtet sie an, bereibet sie mit Zucker, streuet Zimmet und klein geschnittene Citronenschalen drüber, und könnet ihr sie nach eu- ern Belieben kalt oder warm hin geben.
Pfirschinge gebacken,
Schneidet aus geschälten Pfir- schingen, und zwar aus jeder, nach- dem sie groß sind, 4. biß 6. Stück- gen, machet eine Klare, wie ihr fin- den werdet bey denen gebacke- nen Aepffeln, und tractiret sie gleich also.
Pfitzerin,
Regina Maria, aus Leipzig, ein in der Poesie und Music geschiek- tes und erfahrnes Frauenzimmer, von deren netten Proben ohnläng- [Spaltenumbruch]
Pflaumen
sten etwas durch eine fremde Feder publiciret worden.
Pflaumen,
Pruna, Prunes, Brignoles, sind bekandte Baumfrüchte von sehr guten Geschmack, und trifft man bey denen Teutschen und Frantzö- sischen Botanicis vielerley Sorten derselben an, die theils nach der Farbe, Geschmack, Gestalt, Grös- se, Landschafft, Würckung etc. be- nennet werden. Man hat auch noch eine Gattung Pflaumen, Pru- nellen genannt, so aus fremden Landen kommen, woselbst sie die Einwohner schälen, die Kerne raus thun, abtrocknen, und mit Zucker einlegen, und kan mit un- sern inländischen gleich also ver- fahren werden. Dieser und an- derer Pflaumen bedienet sich der Koch an gewisse Essen, Torten etc. oder richtet selbige, sie mögen grün oder abgetrocknet seyn, auff folgende Art zu: 1) Pflaumen grün gedämpfft; 2) Pflaumen gebacken; 3) Pflaumen auf ge- meine Art; 4) Pflaumen dürre zu kochen; 5) dito anders.
Pflaumen so grün ge- dämpfft,
Schneidet die Pflaumen auf, und thut die Kerne heraus, setzet in einem Tiegel oder in einer Casse- role ein wenig Butter aufs Kohl- feuer, schüttet die Pflaumen drein und lasset sie dämpffen, und giesset ein wenig Wein darzu. Wenn ihr sie anrichtet, so leget gebähete Semmeln in die Schüssel, schüttet die Pflaumen drüber, und bereibet sie mit Zucker.
Pflau-
[Spaltenumbruch]
Pfirſch Pfitz
und Frantzoͤiſchen Botanicos auff- ſchlaͤgt, ſo wuͤrde man wohl uͤber anderthalb hundert Gattungen zehlen koͤnnen. Sonſt dienen die Pfirſchingen insgemein zur Naͤ- ſcherey, weil ſie nicht gar zu lange liegen, wiewohl auch der Koch aus ſelbigen folgende Eſſen machet: 1) Pfirſchingen gedaͤmpfft; 2) Pfirſchinge gebacken.
Pfirſchinge gedaͤmpfft,
Schaͤlet Pfirſchinge, thut aus ſelbigen die Kerne heraus, und halbiret ſie, Darnach gieſſet Wein mit etwas Waſſer vermiſcht in einen Tiegel, werffet ein Stuͤck Zucker nebſt Citronenſchalen und Zimmet darzu, leget die Pfirſchin- ge auch drein, und laſſet ſie auf Kohlfeuer daͤmpffen. Wenn ſie nun bald weich ſind, ſo thut ſie bey Seit, richtet ſie an, bereibet ſie mit Zucker, ſtreuet Zimmet und klein geſchnittene Citronenſchalen druͤber, und koͤnnet ihr ſie nach eu- ern Belieben kalt oder warm hin geben.
Pfirſchinge gebacken,
Schneidet aus geſchaͤlten Pfir- ſchingen, und zwar aus jeder, nach- dem ſie groß ſind, 4. biß 6. Stuͤck- gen, machet eine Klare, wie ihr fin- den werdet bey denen gebacke- nen Aepffeln, und tractiret ſie gleich alſo.
Pfitzerin,
Regina Maria, aus Leipzig, ein in der Poeſie und Muſic geſchiek- tes und erfahrnes Frauenzimmer, von deren netten Proben ohnlaͤng- [Spaltenumbruch]
Pflaumen
ſten etwas durch eine fremde Feder publiciret worden.
Pflaumen,
Pruna, Prunes, Brignoles, ſind bekandte Baumfruͤchte von ſehr guten Geſchmack, und trifft man bey denen Teutſchen und Frantzoͤ- ſiſchen Botanicis vielerley Sorten derſelben an, die theils nach der Farbe, Geſchmack, Geſtalt, Groͤſ- ſe, Landſchafft, Wuͤrckung ꝛc. be- nennet werden. Man hat auch noch eine Gattung Pflaumen, Pru- nellen genannt, ſo aus fremden Landen kommen, woſelbſt ſie die Einwohner ſchaͤlen, die Kerne raus thun, abtrocknen, und mit Zucker einlegen, und kan mit un- ſern inlaͤndiſchen gleich alſo ver- fahren werden. Dieſer und an- derer Pflaumen bedienet ſich der Koch an gewiſſe Eſſen, Torten ꝛc. oder richtet ſelbige, ſie moͤgen gruͤn oder abgetrocknet ſeyn, auff folgende Art zu: 1) Pflaumen gruͤn gedaͤmpfft; 2) Pflaumen gebacken; 3) Pflaumen auf ge- meine Art; 4) Pflaumen duͤrre zu kochen; 5) dito anders.
Pflaumen ſo gruͤn ge- daͤmpfft,
Schneidet die Pflaumen auf, und thut die Kerne heraus, ſetzet in einem Tiegel oder in einer Caſſe- role ein wenig Butter aufs Kohl- feuer, ſchuͤttet die Pflaumen drein und laſſet ſie daͤmpffen, und gieſſet ein wenig Wein darzu. Wenn ihr ſie anrichtet, ſo leget gebaͤhete Semmeln in die Schuͤſſel, ſchuͤttet die Pflaumen druͤber, und bereibet ſie mit Zucker.
Pflau-
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[0760]
Pfirſch Pfitz
Pflaumen
und Frantzoͤiſchen Botanicos auff-
ſchlaͤgt, ſo wuͤrde man wohl uͤber
anderthalb hundert Gattungen
zehlen koͤnnen. Sonſt dienen die
Pfirſchingen insgemein zur Naͤ-
ſcherey, weil ſie nicht gar zu lange
liegen, wiewohl auch der Koch aus
ſelbigen folgende Eſſen machet:
1) Pfirſchingen gedaͤmpfft; 2)
Pfirſchinge gebacken.
Pfirſchinge gedaͤmpfft,
Schaͤlet Pfirſchinge, thut aus
ſelbigen die Kerne heraus, und
halbiret ſie, Darnach gieſſet
Wein mit etwas Waſſer vermiſcht
in einen Tiegel, werffet ein Stuͤck
Zucker nebſt Citronenſchalen und
Zimmet darzu, leget die Pfirſchin-
ge auch drein, und laſſet ſie auf
Kohlfeuer daͤmpffen. Wenn ſie
nun bald weich ſind, ſo thut ſie bey
Seit, richtet ſie an, bereibet ſie
mit Zucker, ſtreuet Zimmet und
klein geſchnittene Citronenſchalen
druͤber, und koͤnnet ihr ſie nach eu-
ern Belieben kalt oder warm hin
geben.
Pfirſchinge gebacken,
Schneidet aus geſchaͤlten Pfir-
ſchingen, und zwar aus jeder, nach-
dem ſie groß ſind, 4. biß 6. Stuͤck-
gen, machet eine Klare, wie ihr fin-
den werdet bey denen gebacke-
nen Aepffeln, und tractiret ſie
gleich alſo.
Pfitzerin,
Regina Maria, aus Leipzig, ein
in der Poeſie und Muſic geſchiek-
tes und erfahrnes Frauenzimmer,
von deren netten Proben ohnlaͤng-
ſten etwas durch eine fremde Feder
publiciret worden.
Pflaumen,
Pruna, Prunes, Brignoles, ſind
bekandte Baumfruͤchte von ſehr
guten Geſchmack, und trifft man
bey denen Teutſchen und Frantzoͤ-
ſiſchen Botanicis vielerley Sorten
derſelben an, die theils nach der
Farbe, Geſchmack, Geſtalt, Groͤſ-
ſe, Landſchafft, Wuͤrckung ꝛc. be-
nennet werden. Man hat auch
noch eine Gattung Pflaumen, Pru-
nellen genannt, ſo aus fremden
Landen kommen, woſelbſt ſie die
Einwohner ſchaͤlen, die Kerne
raus thun, abtrocknen, und mit
Zucker einlegen, und kan mit un-
ſern inlaͤndiſchen gleich alſo ver-
fahren werden. Dieſer und an-
derer Pflaumen bedienet ſich der
Koch an gewiſſe Eſſen, Torten ꝛc.
oder richtet ſelbige, ſie moͤgen
gruͤn oder abgetrocknet ſeyn, auff
folgende Art zu: 1) Pflaumen
gruͤn gedaͤmpfft; 2) Pflaumen
gebacken; 3) Pflaumen auf ge-
meine Art; 4) Pflaumen duͤrre
zu kochen; 5) dito anders.
Pflaumen ſo gruͤn ge-
daͤmpfft,
Schneidet die Pflaumen auf,
und thut die Kerne heraus, ſetzet
in einem Tiegel oder in einer Caſſe-
role ein wenig Butter aufs Kohl-
feuer, ſchuͤttet die Pflaumen drein
und laſſet ſie daͤmpffen, und gieſſet
ein wenig Wein darzu. Wenn
ihr ſie anrichtet, ſo leget gebaͤhete
Semmeln in die Schuͤſſel, ſchuͤttet
die Pflaumen druͤber, und bereibet
ſie mit Zucker.
Pflau-
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/760>, abgerufen am 23.02.2025.
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