Georg Land-Grafens zu Hessen Tochter, war des Dom-Capituls in Quedlinburg Praeposita, zuletzt aber auch 1680. Aebtißin, und hat- te sich von Jugend auf, auf das Stu- dium Theologicum geleget, so, daß sie die Erklärung der H. Schrifft, die Patres, die Morgenländischen und andere Sprachen, wie auch die Philosophos vortrefflich verstande; auch in der teutschen Poesie wohl erfahren hieß. Sie hat ein geist- lich Buch heraus gegeben, unter dem Titul: Der treue Seelen- Freund Christus JEsus, mit nach- dencklichen Sinn-Gemählden, an- muthigen Lehr-Gedichten und neuen geistreichen Gesängen. Edit. Jen. A. 1658 und Leipzig 1675. Sie starb in Quedlinburg den 13. Decembr. 1683.
Annehmen
Das Spiel, heisset im L'ombre- Spiel an des Spielers Stelle, welcher unglücklich gekaufft, und deßwegen Ganc geruffen, treten.
Anreyhe-Nadel,
Ist eine lange, dreyeckigt, spitzi- ge, stählerne Nadel, mit einem lan- gen Oehr, wormit das Weibes- Volck das geschälte Obst, so es zu treugen Willens ist, an lange Bind- faden und Reyhen hänget.
Anrichten,
Heisset die weich gekochten, ge- bratenen, gesottenen oder gebacke- ckenen Speisen von dem Feuer hinweg nehmen, und selbige zierlich in die Schüsseln legen.
[Spaltenumbruch]
Anrich Anste
Anrichte-Löffel,
Ist ein grosser blecherner Löffel, wormit in denen Küchen die Spei- sen angerichtet werden.
Anrichte-Tisch,
Ist ein zu Anrichtung der Spei- sen absonderlich bestimmter Tisch in der Küchen, worunter insge- mein die Speise-Köthen gebracht werden.
Ansagen,
Heisset nicht nur, wenn eine Frau ihres verstorbenen Mannes Tod durch die Bitt-Frau in den Gassen der Stadt ausruffen läßt; sondern auch, wenn eine niederge- kommene schwangere Frau ihren guten Freundinnen durch eine Muhme oder Magd ansagen läßt, daß sie eines jungen Sohnes oder Tochter genesen.
Ansage-Geld,
Heisset dasjenige Trinck-Geld, so man denen Muhmen oder Am- men, welche der Sechs-Wöchnerin ihre glückliche Entbindung in ih- rem Nahmen melden und zu wis- sen thun, zu zustellen pfleget.
Anschlagen im Nehen,
Heisset dasjenige Stücklein Lein- wad oder Coton, so man auf zu se- tzen Willens ist, vorher mit langen und weiten Stichen anschlagen, damit sich selbiges in dem Anste- chen nicht schiebet.
Anstecken, oder Anzapffen,
Heisset den Zapffen aus dem Bier- oder Wein-Faß behutsam schlagen, und mit einer Geschwin-
digkeit
[Spaltenumbruch]
Anna Anrich
Anna Sophia,
Georg Land-Grafens zu Heſſen Tochter, war des Dom-Capituls in Quedlinburg Præpoſita, zuletzt aber auch 1680. Aebtißin, und hat- te ſich von Jugend auf, auf das Stu- dium Theologicum geleget, ſo, daß ſie die Erklaͤrung der H. Schrifft, die Patres, die Morgenlaͤndiſchen und andere Sprachen, wie auch die Philoſophos vortrefflich verſtande; auch in der teutſchen Poeſie wohl erfahren hieß. Sie hat ein geiſt- lich Buch heraus gegeben, unter dem Titul: Der treue Seelen- Freund Chriſtus JEſus, mit nach- dencklichen Sinn-Gemaͤhlden, an- muthigen Lehr-Gedichten und neuen geiſtreichen Geſaͤngen. Edit. Jen. A. 1658 und Leipzig 1675. Sie ſtarb in Quedlinburg den 13. Decembr. 1683.
Annehmen
Das Spiel, heiſſet im L’ombre- Spiel an des Spielers Stelle, welcher ungluͤcklich gekaufft, und deßwegen Ganc geruffen, treten.
Anreyhe-Nadel,
Iſt eine lange, dreyeckigt, ſpitzi- ge, ſtaͤhlerne Nadel, mit einem lan- gen Oehr, wormit das Weibes- Volck das geſchaͤlte Obſt, ſo es zu treugen Willens iſt, an lange Bind- faden und Reyhen haͤnget.
Anrichten,
Heiſſet die weich gekochten, ge- bratenen, geſottenen oder gebacke- ckenen Speiſen von dem Feuer hinweg nehmen, und ſelbige zierlich in die Schuͤſſeln legen.
[Spaltenumbruch]
Anrich Anſte
Anrichte-Loͤffel,
Iſt ein groſſer blecherner Loͤffel, wormit in denen Kuͤchen die Spei- ſen angerichtet werden.
Anrichte-Tiſch,
Iſt ein zu Anrichtung der Spei- ſen abſonderlich beſtimmter Tiſch in der Kuͤchen, worunter insge- mein die Speiſe-Koͤthen gebracht werden.
Anſagen,
Heiſſet nicht nur, wenn eine Frau ihres verſtorbenen Mannes Tod durch die Bitt-Frau in den Gaſſen der Stadt ausruffen laͤßt; ſondern auch, wenn eine niederge- kommene ſchwangere Frau ihren guten Freundinnen durch eine Muhme oder Magd anſagen laͤßt, daß ſie eines jungen Sohnes oder Tochter geneſen.
Anſage-Geld,
Heiſſet dasjenige Trinck-Geld, ſo man denen Muhmen oder Am- men, welche der Sechs-Woͤchnerin ihre gluͤckliche Entbindung in ih- rem Nahmen melden und zu wiſ- ſen thun, zu zuſtellen pfleget.
Anſchlagen im Nehen,
Heiſſet dasjenige Stuͤcklein Lein- wad oder Coton, ſo man auf zu ſe- tzen Willens iſt, vorher mit langen und weiten Stichen anſchlagen, damit ſich ſelbiges in dem Anſte- chen nicht ſchiebet.
Anſtecken, oder Anzapffen,
Heiſſet den Zapffen aus dem Bier- oder Wein-Faß behutſam ſchlagen, und mit einer Geſchwin-
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[0060]
Anna Anrich
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Georg Land-Grafens zu Heſſen
Tochter, war des Dom-Capituls
in Quedlinburg Præpoſita, zuletzt
aber auch 1680. Aebtißin, und hat-
te ſich von Jugend auf, auf das Stu-
dium Theologicum geleget, ſo, daß
ſie die Erklaͤrung der H. Schrifft,
die Patres, die Morgenlaͤndiſchen
und andere Sprachen, wie auch die
Philoſophos vortrefflich verſtande;
auch in der teutſchen Poeſie wohl
erfahren hieß. Sie hat ein geiſt-
lich Buch heraus gegeben, unter
dem Titul: Der treue Seelen-
Freund Chriſtus JEſus, mit nach-
dencklichen Sinn-Gemaͤhlden, an-
muthigen Lehr-Gedichten und
neuen geiſtreichen Geſaͤngen. Edit.
Jen. A. 1658 und Leipzig 1675.
Sie ſtarb in Quedlinburg den 13.
Decembr. 1683.
Annehmen
Das Spiel, heiſſet im L’ombre-
Spiel an des Spielers Stelle,
welcher ungluͤcklich gekaufft, und
deßwegen Ganc geruffen, treten.
Anreyhe-Nadel,
Iſt eine lange, dreyeckigt, ſpitzi-
ge, ſtaͤhlerne Nadel, mit einem lan-
gen Oehr, wormit das Weibes-
Volck das geſchaͤlte Obſt, ſo es zu
treugen Willens iſt, an lange Bind-
faden und Reyhen haͤnget.
Anrichten,
Heiſſet die weich gekochten, ge-
bratenen, geſottenen oder gebacke-
ckenen Speiſen von dem Feuer
hinweg nehmen, und ſelbige zierlich
in die Schuͤſſeln legen.
Anrichte-Loͤffel,
Iſt ein groſſer blecherner Loͤffel,
wormit in denen Kuͤchen die Spei-
ſen angerichtet werden.
Anrichte-Tiſch,
Iſt ein zu Anrichtung der Spei-
ſen abſonderlich beſtimmter Tiſch
in der Kuͤchen, worunter insge-
mein die Speiſe-Koͤthen gebracht
werden.
Anſagen,
Heiſſet nicht nur, wenn eine
Frau ihres verſtorbenen Mannes
Tod durch die Bitt-Frau in den
Gaſſen der Stadt ausruffen laͤßt;
ſondern auch, wenn eine niederge-
kommene ſchwangere Frau ihren
guten Freundinnen durch eine
Muhme oder Magd anſagen laͤßt,
daß ſie eines jungen Sohnes oder
Tochter geneſen.
Anſage-Geld,
Heiſſet dasjenige Trinck-Geld,
ſo man denen Muhmen oder Am-
men, welche der Sechs-Woͤchnerin
ihre gluͤckliche Entbindung in ih-
rem Nahmen melden und zu wiſ-
ſen thun, zu zuſtellen pfleget.
Anſchlagen im Nehen,
Heiſſet dasjenige Stuͤcklein Lein-
wad oder Coton, ſo man auf zu ſe-
tzen Willens iſt, vorher mit langen
und weiten Stichen anſchlagen,
damit ſich ſelbiges in dem Anſte-
chen nicht ſchiebet.
Anſtecken, oder Anzapffen,
Heiſſet den Zapffen aus dem
Bier- oder Wein-Faß behutſam
ſchlagen, und mit einer Geſchwin-
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/60>, abgerufen am 23.02.2025.
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