Seynd allerhand Arten und Sorten von Mode-Zeugen, deren sich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget; seynd entweder halbseide- ne: als Raso de Friso, Rase de Pa- rys, Rase d' Orleans, Rase de Marl- borough, Rase de Nimes, Rase de Siam, Rase de Larette, Rase de Char- les, Rase de Lillie, Poli de Cheuer, glatt und gestreiffte Mignons, Tos- ean, gestreiffte Sajettjes, Chinetten u. d. g. m. oder wollene: als Rase de Signor, Espagniolett, Mascherade, Crohn-Rasche, Sargen, Sarge Im- periale, Sarge de Poys. u. d. g. m.
Holländischer Zwey-Back. siehe. Zwey-Back Hollän- disch zu machen.
Hollunder,
Sambucus, Sureau, ist ein nicht gar zu starcker Baum, der weiß blü- het und schwartze Beere träget, dar- aus fleißige Hausmütter, das be- kannte Hollunder-Mus, als ein Schweißtreibendes Mittel zu ko- chen pflegen: die Köche bedienen sich dieser Frucht auch, indem sie ge- wisse Essen damit roth färben, wie solches unter denen Birnen zu se- hen, die Blüten aber, welche vor allen Dingen, von denen schwartzen und kleinen Fliegen müssen gesau- bert seyn, wiedrigenfalls Durchfälle und Fieber davon entste[h]en, wer- den auff eine sonderliche Art geba- cken und als ein angenehmes Ge- richt, welches iedoch das H[a]upt sehr schwächet, auffgesetzet.
[Spaltenumbruch]
Hollund Holtzb
Hollunder-Blüten zu- zurichten,
Wenn diese im blühen sind, so brechet gantze Sträußlein mit de- nen Blüten ab, daran aber ein Stiel etwa einer qveren Hand lang muß gelassen werden.
Hollunder-Blüten ge- backen,
Hierzu müsset ihr folgende Klare verfertigen: qvirlt in ein Nösel schlechte Milch so viel Mehl, biß es bald wie ein Brey dicke wird; schla- get nach diesem 4. biß 5. Eyer dran, und rühret diese auch klar drunter, saltzet es ein wenig, und werffet Mus- catenblüten, aber nicht viel, hinein. Hernach setzet ausgeschmeltzte But- ter aufs Feuer und lasset solche heiß werden, giesset vorher einen Löffel voll Schmaltz in die Klare und rüh- ret es drunter: wenn nun das Schmaltz heiß ist, so duncket die ge- sauberten Hollunderblüten in die Klare und setzet solche alsdenn ins heisse Schmaltz, darinne ihr sie fein goldgelbe und rösch backen müsses: verfertiget derer so viel, als ihr nö- thig habt. Diese Klare wird noch besser, wenn ihr statt der Milch Weiß- Bier nehmet: solche Klare wird her- nach viel röscher, als die erste.
Holtz-Boden oder Holtz- Kammer,
Heisset dasjenige verschlagene Behältniß in dem Hause, worinnen das gespaltene u. zerschnittene Holtz vor die Küche und Oefen, Stoß- weise gesetzet, lieget.
Homme-
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Hollaͤnd Hollund
Hollaͤndiſche Zeuge,
Seynd allerhand Arten und Sorten von Mode-Zeugen, deren ſich das Frauenzimmer zu bedienen pfleget; ſeynd entweder halbſeide- ne: als Raſo de Friſo, Raſe de Pa- rys, Raſe d’ Orleans, Raſe de Marl- borough, Raſe de Nimes, Raſe de Siam, Raſe de Larette, Raſe de Char- les, Raſe de Lillie, Poli de Cheuer, glatt und geſtreiffte Mignons, Toſ- ean, geſtreiffte Sajettjes, Chinetten u. d. g. m. oder wollene: als Raſe de Signor, Eſpagniolett, Mascherade, Crohn-Raſche, Sargen, Sarge Im- periale, Sarge de Poys. u. d. g. m.
Hollaͤndiſcher Zwey-Back. ſiehe. Zwey-Back Hollaͤn- diſch zu machen.
Hollunder,
Sambucus, Sureau, iſt ein nicht gar zu ſtarcker Baum, der weiß bluͤ- het und ſchwartze Beere traͤget, dar- aus fleißige Hausmuͤtter, das be- kannte Hollunder-Mus, als ein Schweißtreibendes Mittel zu ko- chen pflegen: die Koͤche bedienen ſich dieſer Frucht auch, indem ſie ge- wiſſe Eſſen damit roth faͤrben, wie ſolches unter denen Birnen zu ſe- hen, die Bluͤten aber, welche vor allen Dingen, von denen ſchwartzen und kleinen Fliegen muͤſſen geſau- bert ſeyn, wiedrigenfalls Durchfaͤlle und Fieber davon entſte[h]en, wer- den auff eine ſonderliche Art geba- cken und als ein angenehmes Ge- richt, welches iedoch das H[a]upt ſehr ſchwaͤchet, auffgeſetzet.
[Spaltenumbruch]
Hollund Holtzb
Hollunder-Bluͤten zu- zurichten,
Wenn dieſe im bluͤhen ſind, ſo brechet gantze Straͤußlein mit de- nen Bluͤten ab, daran aber ein Stiel etwa einer qveren Hand lang muß gelaſſen werden.
Hollunder-Bluͤten ge- backen,
Hierzu muͤſſet ihr folgende Klare verfertigen: qvirlt in ein Noͤſel ſchlechte Milch ſo viel Mehl, biß es bald wie ein Brey dicke wird; ſchla- get nach dieſem 4. biß 5. Eyer dran, und ruͤhret dieſe auch klar drunteꝛ, ſaltzet es ein wenig, uñ werffet Muſ- catenbluͤten, aber nicht viel, hinein. Hernach ſetzet ausgeſchmeltzte But- ter aufs Feuer und laſſet ſolche heiß werden, gieſſet vorher einen Loͤffel voll Schmaltz in die Klare und ruͤh- ret es drunter: wenn nun das Schmaltz heiß iſt, ſo duncket die ge- ſauberten Hollunderbluͤten in die Klare und ſetzet ſolche alsdenn ins heiſſe Schmaltz, darinne ihr ſie fein goldgelbe und roͤſch backen muͤſſes: verfertiget derer ſo viel, als ihr noͤ- thig habt. Dieſe Klare wird noch beſſer, weñ ihr ſtatt der Milch Weiß- Bier nehmet: ſolche Klare wird her- nach viel roͤſcher, als die erſte.
Holtz-Boden oder Holtz- Kammer,
Heiſſet dasjenige verſchlagene Behaͤltniß in dem Hauſe, woriñen das geſpaltene u. zerſchnittene Holtz vor die Kuͤche und Oefen, Stoß- weiſe geſetzet, lieget.
Homme-
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Hollaͤnd Hollund
Hollund Holtzb
Hollaͤndiſche Zeuge,
Seynd allerhand Arten und
Sorten von Mode-Zeugen, deren
ſich das Frauenzimmer zu bedienen
pfleget; ſeynd entweder halbſeide-
ne: als Raſo de Friſo, Raſe de Pa-
rys, Raſe d’ Orleans, Raſe de Marl-
borough, Raſe de Nimes, Raſe de
Siam, Raſe de Larette, Raſe de Char-
les, Raſe de Lillie, Poli de Cheuer,
glatt und geſtreiffte Mignons, Toſ-
ean, geſtreiffte Sajettjes, Chinetten
u. d. g. m. oder wollene: als Raſe de
Signor, Eſpagniolett, Mascherade,
Crohn-Raſche, Sargen, Sarge Im-
periale, Sarge de Poys. u. d. g. m.
Hollaͤndiſcher Zwey-Back.
ſiehe. Zwey-Back Hollaͤn-
diſch zu machen.
Hollunder,
Sambucus, Sureau, iſt ein nicht
gar zu ſtarcker Baum, der weiß bluͤ-
het und ſchwartze Beere traͤget, dar-
aus fleißige Hausmuͤtter, das be-
kannte Hollunder-Mus, als ein
Schweißtreibendes Mittel zu ko-
chen pflegen: die Koͤche bedienen ſich
dieſer Frucht auch, indem ſie ge-
wiſſe Eſſen damit roth faͤrben, wie
ſolches unter denen Birnen zu ſe-
hen, die Bluͤten aber, welche vor
allen Dingen, von denen ſchwartzen
und kleinen Fliegen muͤſſen geſau-
bert ſeyn, wiedrigenfalls Durchfaͤlle
und Fieber davon entſtehen, wer-
den auff eine ſonderliche Art geba-
cken und als ein angenehmes Ge-
richt, welches iedoch das Haupt ſehr
ſchwaͤchet, auffgeſetzet.
Hollunder-Bluͤten zu-
zurichten,
Wenn dieſe im bluͤhen ſind, ſo
brechet gantze Straͤußlein mit de-
nen Bluͤten ab, daran aber ein
Stiel etwa einer qveren Hand
lang muß gelaſſen werden.
Hollunder-Bluͤten ge-
backen,
Hierzu muͤſſet ihr folgende Klare
verfertigen: qvirlt in ein Noͤſel
ſchlechte Milch ſo viel Mehl, biß es
bald wie ein Brey dicke wird; ſchla-
get nach dieſem 4. biß 5. Eyer dran,
und ruͤhret dieſe auch klar drunteꝛ,
ſaltzet es ein wenig, uñ werffet Muſ-
catenbluͤten, aber nicht viel, hinein.
Hernach ſetzet ausgeſchmeltzte But-
ter aufs Feuer und laſſet ſolche heiß
werden, gieſſet vorher einen Loͤffel
voll Schmaltz in die Klare und ruͤh-
ret es drunter: wenn nun das
Schmaltz heiß iſt, ſo duncket die ge-
ſauberten Hollunderbluͤten in die
Klare und ſetzet ſolche alsdenn ins
heiſſe Schmaltz, darinne ihr ſie fein
goldgelbe und roͤſch backen muͤſſes:
verfertiget derer ſo viel, als ihr noͤ-
thig habt. Dieſe Klare wird noch
beſſer, weñ ihr ſtatt der Milch Weiß-
Bier nehmet: ſolche Klare wird her-
nach viel roͤſcher, als die erſte.
Holtz-Boden oder Holtz-
Kammer,
Heiſſet dasjenige verſchlagene
Behaͤltniß in dem Hauſe, woriñen
das geſpaltene u. zerſchnittene Holtz
vor die Kuͤche und Oefen, Stoß-
weiſe geſetzet, lieget.
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/451>, abgerufen am 23.02.2025.
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